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0182 - Der Seelenfresser

0182 - Der Seelenfresser

Titel: 0182 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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einer Stelle in unmittelbarer Nähe.
    »Bis hierhin«, flüsterte er rauh. »Bis hierhin ist sie gekommen. Und dann…«
    Gryf trat zu ihm. »Susan ist Ihr Girl?« fragte er.
    Pyter nagte an seiner Unterlippe. »Wer sind Sie?« fragte er statt einer Antwort erneut. »Woher kommen Sie?«
    Gryf lächelte. »Von Mona«, sagte er. »Die Briten nennen sie auch Anglesey.«
    Pyters Kopf flog herum. »Mona, die Druideninsel?«
    »Ich bin ein Druide, Pyter«, gab Gryf sich zu erkennen. Er wußte selbst nicht, warum er das tat.
    »Es gibt keine Druiden mehr«, flüsterte Pyter erstickt. »Schon lange nicht mehr. Sie sind Legende.«
    »Ich bin ein Druide«, wiederholte Gryf. Er streckte seine linke Hand aus und spreizte die Finger. Zwischen ihnen begannen bläuliche Funken zu tanzen.
    Pyter trat einen Schritt zurück. Dann sah er wieder zu den Menhiren.
    »Was ist mit den Steinen?« stieß er hervor. »Was hat sie verändert? Und warum? Es war früher nicht! Nie ist hier etwas Ähnliches geschehen! O, Susan…« Er kniete nieder, und seine Hände tasteten den Boden ab. »Hier hat sie gestanden, und dann… o, verdammt!«
    »Erzählen Sie«, verlangte Gryf. »Erzählen Sie, was geschehen ist. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    »All right«, murmelte Pyter. »Zum Teufel, ich kann’s immer noch nicht glauben…«
    Und dann berichtete er dem Druiden stockend, was sich an dieser Stelle abgespielt hatte.
    Schweigend lauschte Gryf und sah starr in die sternenarme kalte Nacht hinaus.
    ***
    Susan O’Hara war nicht tot!
    Das war die erste Feststellung, die sie traf, als das eigenartige Entzerrungsgefühl nachließ. Sie beendete die Vorwärtsbewegung, in der sie droben an der Hütte erstarrt war, und fing sich wieder ab.
    Irritiert sah sie sich um.
    Gleißende Helligkeit sprang sie von allen Seiten an. Helligkeit, die im ersten Moment in ihren Augen schmerzte und die schattenlos war. Für ein paar Sekunden schloß sie die Augen, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte.
    Der Übergang war zu schnell erfolgt.
    Gerade noch hatte sie draußen vor der Hütte gestanden. In der Kälte der Nacht. Und von den leuchtenden Standing Stones hatte das Böse nach ihr gegriffen, war jener entsetzliche Strahl gekommen, der sie erfaßte und auflöste. Und hier, in diesem grellerleuchteten Raum, war sie wieder neu entstanden!
    Sie schluckte. Der Raum war siebeneckig und durchmaß vielleicht zwölf Meter bei einer Deckenhöhe von vier Metern. Sie selbst stand im Zentrum auf einem handspannenhohen, ebenfalls siebeneckigen Sockel, der sechs bis sieben Meter durchmessen mochte.
    Das war alles!
    Keine Einrichtungsgegenstände gab es, keine Bilder an den Wänden und ebensowenig Fenster. Woher das Licht kam, blieb ihr ein Rätsel, weil sie auch keine Lampen erkennen konnte. Es war, als leuchte der Raum aus sich heraus.
    Und es gab keinen Schatten! Das Licht war überall!
    Es wurde ihr warm. In diesem Raum mit den weißen Wänden herrschten sommerliche Temperaturen. Sie streifte die Ärmel des Rollkragenpullovers hoch. Pyts Jacke hatte sie schon in der kleinen Hütte abgelegt.
    Wie war sie in diesen Raum gebracht worden, der über keine Tür verfügte? Und aus welchem Grund! Das Böse, das sie gespürt hatte, konnte sie mit ihren feinen Sinnen auch hier unten wahrnehmen. Es drang von allen Seiten auf sie ein und zeigte ihr seine Stärke.
    Aber warum?
    Nie zuvor war es so gewesen, wenn sie und Pyt die kleine Hütte aufsuchten. Warum hatte das Unheimliche jetzt zugeschlagen, und warum befand sie sich jetzt hier unten?
    Fragen, auf die es keine Antworten gab.
    Und wer war der Unheimliche, der sie hierhergebracht hatte?
    Ein Geräusch unterbrach ihre irrenden Gedanken.
    Schritte!
    Schritte, die von weither hallten und rasch näher kamen! Aber so groß war der siebeneckige Raum doch gar nicht, daß Schritte hallen konnten!
    Ahnungslos drehte sie sich um.
    Und sah die ebenfalls siebeneckige Öffnung in der Wand, die einen endlos langen, schattenlos erhellten Korridor freigab.
    Und über den Korridor kam etwas, das einem Alptraum entsprungen zu sein schien…
    ***
    »Eigenartig«, sagte Gryf. Er sah wieder zu den Steinen hinüber. »Die Standing Stones… ich hätte nie gedacht, daß sie sich auf diese Weise manipulieren ließen.«
    »Wie meinen Sie das?« fragte Pyter Pitlochry. Ihm standen allein bei der Erinnerung an das Erlebte die Haare zu Berge.
    Gryf hatte den Äußerungen Pyters genügend Einzelheiten entnommen, um jetzt zu wissen, wo er sich befand.

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