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0183 - Das Knochenschiff

0183 - Das Knochenschiff

Titel: 0183 - Das Knochenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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fürchterliches Blutbad!«
    »Die Jungen brauchen Hilfe, John!«
    »Wir werden ihnen helfen.«
    ***
    Mark Banner und Nat Nelson hatten den Einbruch der Dunkelheit abgewartet. Nun waren sie unterwegs zu einer kleinen unscheinbaren Bucht. Ihr Lastwagen rumpelte einen ausgewaschenen Weg entlang.
    Die beiden betrieben ohne Gewerbeberechtigung eine kleine Autoreparaturwerkstatt. Sie arbeiteten gut und zuverlässig, und man ersparte sich obendrein noch mehr als bloß die Steuer, wenn man ihre Dienste in Anspruch nahm.
    Sie verdienten mit ihrer Schwarzarbeit recht gut. Ihr Problem war von Zeit zu Zeit nur das alte Öl, das zu nichts mehr taugte. Sie sammelten es in Fässern, und wenn sie eine Lastwagenladung beisammen hatten, fuhren sie damit los und kippten das schmierige Zeug entweder in irgendeine Höhle oder einfach auf den Sand des Strands. Daß das nicht richtig war, war ihnen zwar vollkommen bewußt, aber da sie das Öl nun mal nicht behalten konnten, mußten sie es sich einfach auf diese Weise vom Hals schaffen. In den Kanal kippen ging nicht. Das hätte ihnen viel Verdruß eingebracht. Der Strand war für sie die beste Lösung ihres Problems.
    Es war nicht mehr weit.
    Nat Nelson, ein ernster Mann mit eng beisammen stehenden Augen, lehnte sich bequem zurück und zündete sich eine Zigarette an.
    »Möchtest du auch rauchen?« fragte er seinen Freund.
    »Ja.«
    Nelson steckte ihm seine Zigarette zwischen die Lippen und zündete ein weiteres Stäbchen an. Mark Banner schaltete die Scheinwerfer aus.
    Den Rest des Wegs konnte er auch ohne Licht fahren. Da es leicht bergab ging, stellte er auch den Motor ab.
    »Auf die Dauer ist das kein Zustand«, sagte Banner. »Wenn erst mal die Umweltschützer Alarm schlagen, bringen wir unser Öl hier nicht mehr an. Wir sollten versuchen, jemanden aufzutreiben, der es uns abnimmt. Aber es müßte einer sein, der den Mund hält.«
    Nat Nelson nickte. »Ich werde in den nächsten Tagen mal ein bißchen herumtelefonieren. Es wird sich bestimmt jemand auftreiben lassen.«
    Sie erreichten die Bucht.
    Still und verträumt lag sie da. Umsäumt von Felsen, leise wispernden Bäumen und dem immerzu rauschenden Meer.
    »Eine Sauerei, was wir hier tun«, sagte Mark Banner.
    »Es widerstrebt mir genauso wie dir, aber es muß sein.«
    Banner ließ den Lastwagen ausrollen. Nelson sprang aus dem Fahrzeug und begab sich nach hinten. Er hakte die Ladeklappe los, und sprang mit einem Satz auf die Ladefläche.
    Mark Banner kam ihm zu Hilfe. Gemeinsam legten sie zwei Holzbalken auf, und dann ließen sie ein Ölfaß nach dem anderen hinunterrollen. Als vier Fässer unten waren, rollte Nat Nelson sie auf eine finstere Höhle zu.
    Er arbeitete mit vollem Krafteinsatz, um so rasch wie möglich wieder fortzukommen. Nelson war kein ängstlicher Typ, aber aus irgendeinem Grund war es ihm hier nicht geheuer.
    Er stellte die Fässer schräg, öffnete sie, und während sie blubbernd ausliefen, kehrte er zum Lastwagen zurück, um die nächsten Fässer zu holen.
    »Ist genug Platz in der Höhle?« fragte Mark Banner.
    »Ja, kein Problem. Die Höhle würde die doppelte Ladung aufnehmen«, sagte Nat Nelson, der sich vor einigen Tagen hier gründlich umgesehen hatte.
    »Hoffentlich verirrt sich nicht ausgerechnet jetzt ein Liebespärchen hierher, das allein sein will.«
    »Es gibt so viele Buchten in dieser Gegend, daß es schon ein großer Zufall wäre, wenn ausgerechnet heute hier ein Pärchen aufkreuzen würde«, erwiderte Nat Nelson und rollte die nächsten Fässer zur Höhle.
    Mark Banner lud den Rest ab. Sobald er damit fertig war, würde er Nelson helfen.
    Nat Nelson rollte zwei leere Fässer beiseite.
    Plötzlich stutzte er.
    Bewegte sich da nicht etwas in der Dunkelheit? Ein Mensch? Nelson war einen Moment so perplex, daß er nicht wußte, wie er reagieren sollte. Schleifende Schritte näherten sich ihm.
    Er wollte Mark Banner herbeirufen, doch im Augenblick brachte er keinen Laut über die Lippen.
    Aus der unheil beladenen Dunkelheit schälte sich mehr und mehr eine Gestalt. Die Spannung verdichtete sich. Aber dann… Wenn Nat Nelson nicht so aufgeregt gewesen wäre, hätte er laut aufgelacht. Was der Kerl anhatte, war zu ulkig. Allein der Hut war zum Schreien. So etwas Ähnliches hatte mal Napoleon getragen. Und Admiral Nelson, von dem Nat Nelson keinesfalls abstammte.
    Das Hemd des Mannes war zerschlissen. Seetang hing aus den Ärmeln.
    Er sieht aus, als hätte er viele Jahre auf dem Meeresgrund

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