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0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

Titel: 0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Für jedes Grinsen eine Kugel
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daß er noch ein paar Minuten Zeit hatte. Kungs ließ sich auf die alte Couch fallen, deren Sprungfedern jedesmal erbärmlich ächzten, wenn sie sich einer Belastung von mehr als einem Kilo ausgesetzt sahen.
    Nachdem er seine Zigarette halb geraucht hatte, schleuderte er sie in den Marmeladeneimer, der fast bis an den Rand mit Zigarettenstummeln, Asche, Brotresten und leeren Konservendosen vollgestopft war. Eine ganze Armee von Fliegen tummelte sich in den stinkenden Abfällen. Kungs hatte sich daran gewöhnt.
    Er zog ein Paket unter dem Bett hervor riß die Verschnürung auf. Ein paar alte, abgetragene Sachen kamen zum Vorschein. Er hatte sie gestern nachmittag, gleich nach der Sache mit diesem verdammt neugierigen Kerl, bei einem Trödler in Chinatown gekauft, in einem Laden, der so dunkel war, daß keiner das Gesicht des anderen erkennen konnte.
    Die Kleidung stank nach Mottenpulver. Fuchs rümpfte die Nase, aber es half nun einmal nichts. Er brauchte die Klamotten.
    Die schwarzen Arbeitsstiefel waren noch halbwegs gut erhalten, aber das Oberleder hätte man einfetten müssen. Jetzt war es steif, knorrig und unbequem. Außerdem waren die Dinger eine Nummer zu groß.
    Kungs grinste. Eine Nummer zu groß. Gar nicht so schlecht. Sollte er wider Erwarten eine Fußspur zurücklassen, mochten die Cops sehen, was sie mit ihr anfingen. Er wickelte sich den schmutziggrauen Schal um den Hals, fuhr in den dunkelbraunen Überzieher und stülpte sich den grünen Filzhut auf. Jetzt noch die Handschuhe, so.
    Er betrachtete sich im Spiegel. Nicht einmal Bulle würde ihn in dieser Aufmachung erkennen.
    Schnell packte er sich seine gewöhnlichen. Halbschuhe, seinen nagelneuen Hut und den Trenchcoat zusammen. Erst zum Schluß sah er die Pistole nach und ließ prüfend die Klinge des neuen Schnappmessers, das er in Jersey City von einem Hehler erstanden hatte, herausspringen. Die Schneide war scharf, so daß sie auf dem Fingernagel kratzte, wenn man sie ganz leicht drüberzog.
    Der Fuchs machte sich auf den Weg. Er fuhr mit der U-Bahn bis Times Square, stieg um zum Columbus Circle und ging zu Fuß zum Grand Central Terminal. Dort warf er eine Münze in den Zählschlitz der Handgepäckfächer und schloß das Paket mit seinen gewöhnlichen Kleidungsstücken ein.
    Als er danach seinen Weg fortsetzte, benutzte er wieder dreimal die U-Bahn, bis er sich am Bowling Green ein Taxi nahm.
    Auch seine Rückkehr hatte er sich genau überlegt. Von der Telefonzelle an der Ecke würde er um punkt sieben ein Taxi anrufen und für acht Uhr fünfundzwanzig in die nächste Querstraße bestellen. Um acht Uhr fünfzehn regelmäßig kam Reachester aus dem Haus. Innerhalb weniger Sekunden würde die Sache abgewickelt sein.
    Über die beiden Hinterhöfe würde er in das Haus gelangen, vor dem das bestellte Taxi warten mußte. Er würde sich zum Bowling Green fahren lassen und den Vordereingang des Zollhauses benutzen. Dort war immer viel Betrieb. In der Toilette für den Publikumsverkehr würde er den nach Mottenpulver stinkenden Mantel und den grünen Filzhut zurücklassen. Durch den Hinterausgang konnte er dann die nächste U-Bahn-Station erreichen und auf Umwegen zum Bahnhof fahren, wo er seinen neuen Hut aufsetzen und seinen richtigen Mantel anziehen würde. Die Halbschuhe mußte er freilich noch im Päckchen lassen, bis er auf der Washington-Brücke war. Dort würde er die Halbschuhe anziehen und die Arbeitsstiefel in den Hudson werfen.
    Er wurde richtig stolz, wenn er daran dachte, was für einen genialen Plan er sich da ausgedacht hatte. Nie, niemals würde es den Bullen gelingen, ihm auf die Spur zu kommen. Dazu war er viel zu gerissen.
    Die Zeit verging. Er hatte sein Taxi bestellt und schlenderte gemächlich wie einer der vielen alten Bettler, die es hier gab, den Weg von der Telefonzelle zurück.
    Mit vergnügtem Schmunzeln sah er den vier Arbeitern zu, die neben dem Bauzeit standen und irgendeinen Plan studierten.
    Junge, Junge, dachte der Fuchs, die wühlen jeden Tag von früh sieben bis nachmittags vier oder fünf, was weiß ich.
    Und dafür kriegen sie weniger Piepen als ich an einem Tag. Sooo blöd…
    Er blieb stehen und sah zu der Reklameuhr hinüber, die in der großen Schaufensterfront einer Juwelier- und Uhren-Filiale hing.
    Acht Uhr zwölf.
    Gleich mußte Reachester kommen.
    Die Sache war ganz einfach. Er würde ihm von hinten das Messer in die Brust stoßen, aber dabei so dicht hinter ihm bleiben und halb stützen, halb umarmen, daß

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