0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel
können Sie das, das müssen Sie sogar.--Nein. Jetzt hat es keinen Sinn. Wir wissen doch selber noch gar nichts, außer, daß er eben tot ist. Sagen wir heute vormittag gegen zehn. — Okay. Danke.« Queary legte den Hörer auf. Inzwischen hatte Hopkins aus der Fingerabdruckabteilung ein paar Dinge bekommen, bei denen man alle vorhandenen Fingerabdrücke schon sichergestellt hatte. Unter anderem war auch ein Kärtchen dabei mit dem folgenden Text: »Das Leatown-Hotel freut sich, Sie als Gast begrüßen zu können. Sie haben die Zimmernummer 287. Unter der gleichen Nummer wird Ihnen der Empfangschef eventuell für Sie eingehende Post verwahren. Wenn Sie sich von Ihren Geschäftsfreunden und Bekannten oder von Ihrer werten Familie anrufen lassen wollen, bitten Sie, den Hausapparat 87 zu verlangen. Wir hoffen, daß Sie sich bei uns wohl fühlen. Wenden Sie sich bitte mit allen Wünschen und eventuellen Beschwerden vertrauensvoll an die Geschäftsleitung. Leatown-Hotel.«
»Wenden Sie sich vertrauensvoll an die Geschäftsleitung«, murmelte Queary. »Gar kein schlechter Gedanke. Komm, Joe, wir fahren mal zum Hotel!«
»Okay, Chef.«
Die beiden Männer, die sogar eine gewisse Ähnlichkeit miteinander hatten, was böse Zungen darauf zurückführten, daß sie seit einundzwanzig Jahren pausenlos zusammengearbeitet hatten, verließen das Gebäude durch den Hinterausgang, ließen sich von der Fahrbereitschaft eine neutrale Dienstlimousine zuweisen und brausten davon. Kurz vor vier rieb sich der Nachtportier im Leatown-Hotel erschrocken die Augen, als ein kleiner, dicker Mann, Mitte der Fünfziger ihm einen Ausweis hinhielt und dabei brummte:
»Queary, Kriminalabteilung. — Joe, quetsch die Leute von der Nachtschicht aus, den Etagenkellner, das Zimmermädchen, den Liftboy! Du weißt ja Bescheid.«
»Ja, natürlich.«
Hopkins marschierte zielbewußt durch die Halle. Queary wandte sich wieder dem auf einmal wach gewordenen Nachtportier zu.
»Rufen Sie Front runter in die Halle«, brummte er. »Ich muß mit ihm sprechen.«
»Tut mir leid, Sir! Mister Front ist seit gestern abend noch nicht wieder im Hotel gewesen.«
»Woher wissen Sie denn das?«
»Der Schlüssel von Mister Front hängt doch da!«
Queary schielte hinüber zum Schlüsselbrett. Tatsächlich, am Haken 287 hing ein Schlüsssel. Aber das Postfach 287 war leer, wie Queary mit dem nächsten Blick feststellte.
»Wie lange wohnt Front schon hier?«
»Sechs Tage, Sir.«
»Wissen Sie von jedem Gast die Zimmernummer auswendig?«
»Wenn er länger als zwei Tage hier bleibt, jawohl, Sir.«
»Musterexemplar«, kommentierte Queary trocken. »Hatte Front oft Besuch?«
»Meines Wissens überhaupt keinen, Sir.«
»Bekam er viel Post?«
»Sehr wenig, Sir. Ein paar Drucksachen, zwei Zeitschriften. Die Post war ihm aus dem Leatown-Hotel in Frisco nachgeschickt worden.«
»Wie aufmerksam.«
Demnach war Front vorher in Frisco, wohnte im gleichnamigen Hote! wie hier und hinterließ dort, wo er in New York wohnen würde, dachte Queary. Dann kann es jedem Gangster aus Frisco möglich gewesen sein, seinen hiesigen Aufenthaltsort zu erfahren. Schade, jetzt müssen wir auch noch Frisco in den Kreis unserer Betrachtungen einbeziehen.
»Äußerte sich Mister Front über die Geschäfte, denen er in New York nachgehen wollte?«
»Nein, Sir.«
»Was können Sie mir von ihm erzählen?«
Quearys Frage Wurde von einer Fünf-Dollar-Note unterstrichen, die auf einmal wie hingezaubert auf dem Empfangstisch lag.
»Oh, Sir, sehr liebenswürdig. Wenn Sie mir eine Indiskretion gestatten: Mister Front scheint sich aus privaten — hm — sehr privaten Gründen in New York aufgehalten zu haben.«
»Wieso?«
Der Nachtportier beugte sich vor und raunte mit vertraulichem Blinzeln: »Meine Meinung ist, daß Mister Front eine — hm — Beziehung zu einer verheirateten Dame unterhielt!«
»War sie hier?«
»Wer? Die Dame? Nein! Aber ihr Gatte schien sie schon zu verdächtigen. Vermutlich hat er schon die Scheidung eingeleitet.«
»Anzunehmen«, nickte Queary gelassen, ohne mit einem Wimperzucken anzuzeigen, daß er überhaupt nichts verstand. »Aber wie kommt es, daß Sie so gut unterrichtet sind, mein Lieber?«
»Oh, Sir, das sind nur ein paar Folgerungen, die ich aus der Tatsache gezogen habe, daß Mister Front insgeheim beobachtet wurde.«
Du Kamel, dachte Queary. Warum erzählst du das nicht gleich?
»Haben Sie‘s Front gesagt?«
»Ich hatte keine Ursache dazu, Sir.«. »Das
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