0184 - Schlimmer als der Satan
nicht.
Jason Kongre nickte zufrieden. Den Kopf hatte er erhoben, um mich sehen zu können. »Ja, es ist gelungen«, stellte er noch einmal fest. »Es ist sogar sehr gut gelungen. Mondo wird seine Freude haben, wenn er das sieht. Ich hole ihn jetzt. Für die Wartezeit wünsche ich dir viel Spaß…«
Ein letztes Lachen, das wie Donnerhall durch den Raum schallte, dann ging er, und ich war allein.
Allein mit meinem Elend, mit meinen Sorgen und mit meiner grenzenlosen Angst.
Würde ich jemals einen Ausweg aus dieser Situation finden oder hier elendig als Wespenmensch eingehen? Das letztere war wahrscheinlicher. Suko war nicht gekommen, somit hatte sich meine letzte Hoffnung nicht erfüllt.
Ich krabbelte etwas weiter und schaute zu dem zweiten Käfig hin.
Dort bewegte sich der Mann mit meinem Körper. Er hatte bisher nichts gesagt, jetzt aber versuchte er, den Käfig zu öffnen, was ein aussichtsloses Unterfangen war.
Dann begann er zu schreien.
»Holt mich hier raus, verdammt! Ich will hier raus!« Sein Gesicht verzerrte sich. Er trommelte gegen die Stabe und auch gegen den Maschendraht.
Niemand hörte sein Schreien, und die Stimme verklang.
Es wurde ruhig.
Ich flog in meinem Gefängnis hin und her, summte von einer Seite zur anderen, und plötzlich hörte ich etwas, was mich ungeheuer erschreckte.
Schüsse!
***
Durch einen Dieb war Suko aufgehalten worden.
Der Chinese entdeckte den Mann in der Tiefgarage, wo die Harley stand. Der Knabe wollte nicht die Maschine klauen, sondern einige Teile abmontieren. Aus Tarnungsgründen hatte er sich einen blauen Arbeitsanzug übergestreift.
Suko sah ihn sofort, der andere den Chinesen jedoch nicht, so daß Suko ungehört in den Rücken des Kerls gelangen konnte und dicht hinter ihm stehenblieb.
»Im Geschäft bekommst du die Sachen viel billiger«, sagte mein Freund.
Der Dieb schoß hoch, als hätte ihm jemand einen Nagel in den Allerwertesten gerammt. Dann flirrte er herum und fragte: »Wieso?«
»Weil du für deinen Krankenhausaufenthalt sicherlich mehr blechen mußt«, erwiderte Suko.
Er ließ dem anderen den ersten Schlag. Der hämmerte auch zu, doch Suko fing die Faust ab und konterte. Fünf Sekunden beschäftigte er sich mit dem Knaben, dann konnte der seine Knochen numerieren. Stöhnend lag er am Boden, und als er sich bewegte, rutschte er durch eine dunkle Öllache. Suko hatte sich noch den Ausweis des Burschen angesehen. Er wollte den Namen später der Polizei bekanntgeben.
Dann rauschte er ab.
Der Chinese kannte London inzwischen sehr gut. Er wußte auch von Abkürzungen, und dennoch dauerte es seine Zeit, bis er in die Nähe seines Ziels gelangte. Der Londoner Abendverkehr hatte gewiß seine Tücken, die Suko erst umgehen mußte.
Anschließend war es eine Erholung, durch ein Gebiet zu brausen, wo ihn kaum ein anderes Fahrzeug störte. Die Dämmerung hatte den Tag bereits verdrängt. Der helle Scheinwerferkegel wanderte über den grauen Asphalt.
Einmal verfuhr Suko sich noch, dann fragte er einen auf dem Feld arbeitenden Bauern, der ihm den richtigen Weg wies. Schon bald fuhr Suko durch Wald. Er mußte auf den Wegen bleiben, deshalb sah er nicht den Mann, der hinter ihm ein Waldstück verließ und hastig die Straße überquerte.
Es war Jason Kongre auf dem Weg zu einem Telefon.
Suko fuhr weiter. Der Weg wurde schmaler, blieb jedoch asphaltiert, und schließlich erreichte der Chinese sein Ziel.
Der Wald lichtete sich kurz vor dem Haus. Suko sah den Platz und auch einen Wagen.
Trotz der starken Dämmerung erkannte er die Wagentype. Es war ein Bentley!
Der Motor der Harley verstummte, als der Chinese anhielt. Suko atmete auf. Sein Freund John Sinclair befand sich also in der Nähe.
Er mußte im Haus sein.
Der Chinese nahm den Helm ab und bockte die Maschine auf. Er zog auch seine Handschuhe aus und lief leichtfüßig auf die Treppe zu. Bevor er einen Fuß auf die erste Stufe setzte, hörte er die Geräusche. Sie waren nicht im Haus aufgeklungen, sondern im Wald.
Und es waren Schreie.
Ausgestoßen von Menschen in höchster Not!
***
Jock Callum zuckte zurück.
Auch er hatte die beiden Wesen gesehen, die die Gruppe umzingelten. Im gleichen Augenblick stöhnte Willie ein letztes Mal auf.
Dann sackte er im Griff der teuflischen Schlange zusammen.
Tot…
Nur wenige Minuten später als seine Freundin war auch Willie gestorben.
Die Schlange ließ ihr Opfer los, und Willie rutschte aus dem Griff.
Verkrümmt blieb er auf dem weichen Waldboden
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