0184 - Schlimmer als der Satan
geworden.
Dann sah ich, wie er um mich weinte. Er konnte seine Tränen einfach nicht mehr zurückhalten. Die Angst und die Hoffungslosigkeit mußten sich irgendwie eine Bahn verschaffen, das Gefühl des ungeheuren Schmerzes überwältigte meinen Partner, und auch in mir tobten die Empfindungen.
Ich wollte etwas sagen, eine Bitte formulieren, einen Wunsch, doch kein Wort drang über meine Lippen. Zu groß war das Entsetzen.
Dann sagte Suko etwas. »Er hat es gemacht, nicht?«
»Ja!« Wieder mußte ich die Antwort schreien, um verstanden zu werden.
»Wo ist er jetzt? Weißt du es?«
»Er will telefonieren.« Ich strengte mich an. »Er hat bereits mit Marvin Mondo zusammengearbeitet und will ihm die Erfindung überlassen.«
Das war ein Schlag für Suko. Nicht nur, daß er mich hilflos sah, die Eröffnung, die Mordliga wieder im Spiel zu wissen, deprimierte den Chinesen noch mehr.
»Wann kommt er zurück?«
»Ich weiß es nicht, aber sicherlich nicht allein. Er will Verstärkung holen, wie auch Mondo, der sich mit Logan Costello zusammengeschlossen hat, wie ich hörte.«
»Was können wir tun?« fragte Suko.
Diese Frage erinnerte mich wieder an meinen erbarmungswürdigen Zustand. »Ich kann nichts tun, Suko. Du vielleicht, aber sieh mich doch an…«
Gequält verzog sich das Gesicht meines Freundes. »Gibt es denn kein Zurück mehr?«
Ich schwieg.
Natürlich hatte ich hin und her überlegt, ob es nicht noch eine Chance gab. Zahlreiche Möglichkeiten hatte ich durchdacht, als ich allein gewesen war, und eine war quasi in meinem Gehirn hängengeblieben.
Man hatte mich in dieses kleine Monster verwandelt. Durch den Austausch von Atomen, und ich glaubte plötzlich fest daran, daß sich dieser Vorgang auch wieder rückgängig machen ließ. Nur eine Schwierigkeit gab es dabei.
Al Bennet!
Konnte ich es wirklich auf mich nehmen, Al Bennets Leben zu zerstören, um meines zu retten?
Nie zuvor hatte ich mich in so einer Zwickmühle befunden! Ich wußte nicht, wie ich reagieren sollte. Man kann nicht einfach ein Menschenleben gegen das andere aufrechnen. Jedes ist gleich wichtig, ob der eine nun Millionär war oder in den Slums lebte.
Suko schien gespürt zu haben, was in meinem Kopf vorging. »Du weißt etwas, nicht?«
»Ja.« Da Bennet mich nicht hören konnte, sagte ich es meinem Partner.
Der Chinese nickte. Ich wartete auf seine Antwort, und er ließ sich Zeit damit. Schließlich meinte er: »Ich habe sicherlich über das gleiche Problem nachgedacht wie du, John, und ich frage mich dabei, ob Al Bennet überhaupt noch ein Mensch ist?« Er hatte leise gesprochen, Bennet konnte uns nicht hören.
»Wie meinst du das?«
»Bennet ist nicht mehr er selbst. Es existiert zwar noch sein Kopf, aber der ist mit einem anderen Körper verbunden. Al Bennet ist ebenso eine Mutation wie du oder wie der Mann mit dem Hundeschädel, der erschossen nebenan liegt.«
»Ich habe ihn getötet, weil er mich angriff.«
»Wir sollten es wagen.«
Ich hatte meine Zweifel. Es kostete mich eine ungeheure Überwindung ja zu sagen, und ich brachte das Wort einfach nicht über meine Lippen.
»John, wenn du deine Einwilligung nicht gibst, dann mache ich es allein!«
Suko ließ sich jetzt nicht mehr beirren, ich sah den harten Glanz in seinen Augen, ein Zeichen, daß er sich fest entschlossen hatte, den Plan durchzuführen.
Was sollte ich tun?
»He, ihr beiden!« schrie Al Bennet plötzlich. »Ihr redet über mich, wie?«
Suko drehte sich um. »Es stimmt, Mr. Bennet.«
»Ich weiß, was in euren Köpfen vorgeht, ich weiß es ganz genau. Aber ich lasse mich auf nichts ein. Ich will meinen Körper wiederhaben, ich bekomme ihn zurück, ich…«
»Sie bekommen nichts mehr«, erwiderte Suko.
»Wieso?«
»Weil Ihr Körper nicht mehr lebend existiert. Das Herz hat aufgehört zu schlagen. Man hat ihren Körper erschossen, Mr. Bennet. Sie werden niemals mehr derjenige werden, der sie früher einmal gewesen sind. Damit müssen Sie leben.«
»Nein«, hauchte Bennet. »Nein, verdammt!« Er klammerte seine Hände um den Maschendraht. »Sagen Sie, daß es nicht stimmt. Sie haben gelogen. Gelogen…!« brüllte er, und seine Stimme überschlug sich dabei.
Suko wartete, bis er sich ausgetobt hatte. »Mr. Bennet, ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt!«
Der Assistent schluchzte auf. »Wer? Wer hat mich erschossen? Welches Schwein…?«
»Es war John Sinclair!«
Al Bennet schluckte. Schwer saugte er die Luft ein. Dabei drehte er den Kopf und
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