0184 - Schlimmer als der Satan
schaute zu meinem Käfig. »Stimmt das?« flüsterte er, »stimmt das wirklich?«
»Ich sehe keinen Grund, Sie anzulügen, Mr. Bennet.«
Al Bennet, der so viel Schweres durchgemacht hatte, verkraftete es nicht. Er sank plötzlich zusammen. Am Maschendraht rutschte er entlang und blieb auf dem metallenen Boden des Käfigs sitzen, wo er den Kopf senkte und sein Gesicht in beide Hände vergrub.
Suko ließ ihn in Ruhe. Er wußte wie auch ich, welcher Kampf in diesem Mann tobte. Al Bennet mußte eine Entscheidung treffen, die praktisch seinen endgültigen Tod zur Folge hatte.
Nach einer Weile ließ er die Hände sinken und drehte den Kopf.
Suko konnte erkennen, daß sein Gesicht verquollen und gerötet war.
Mit kaum zu verstehender Stimme sprach er die nächsten Worte:
»Ich habe mich entschieden, Mister.«
»Und?«
»Nehmen Sie… nehmen Sie den Rücktausch vor!«
Sekundenlang sprach niemand. Suko und vor allen Dingen mir fiel ein dicker Stein vom Herzen. Bennet hatte sich für uns entschieden, und er half sogar noch weiter.
»Ich werde Ihnen sagen, was Sie zu machen haben«, erklärte er dem Chinesen, »gehen Sie an das Schaltpult.«
Suko gehorchte. Jetzt lag mein Schicksal allein in Al Bennets Hand.
Er konnte uns auch reinlegen, mich vernichten, aber daran glaubte ich nicht mehr. Bennet hatte Schluß gemacht, hätte er mich sonst angerufen?
Er wiederholte noch einmal seine Angaben, dann wandte er sich an mich. »Leben Sie wohl, Mr. Sinclair, und legen Sie Kongre das Handwerk. Er ist ein Verbrecher, schlimmer als der Satan. Und vielleicht denken Sie irgendwann einmal an mich…«
Mich trafen die Worte hart. Reden konnte ich nicht, er hätte mich auch nicht verstanden.
»Tun Sie es jetzt, verdammt!« schrie Al Bennet dem Chinesen zu.
Und Suko reagierte…
***
Ein Lichtbogen entstand.
Grell entlud er sich über und zwischen den Käfigen. Ich hatte mich an dem Maschendrahtgitter festgeklammert und schaute nach oben.
Das letzte, was ich mit meinen Blicken noch mitbekam, war das Verlöschen des Lichtbogens.
Danach fiel ich in die absolute Dunkelheit, mein Körper wurde von den unheimlichen Kräften zerrissen, die Elementarteile lösten sich auf, mit Bennet geschah das gleiche, und innerhalb der hohen Spannung begannen die Atome mit ihrer Wanderschaft.
Suko hatte sich auf Anraten Bennets eine dunkle Schutzbrille aufgesetzt. Er schaute trotzdem nicht direkt in den Lichtbogen, sondern stand am Pult und hielt den Blick gesenkt. Innerlich fieberte er und zitterte. Würde der Austausch glatt über die Bühne laufen? Schaffte es diese immense Kraft?
Der Lichtbogen brach zusammen.
Ein leises Summen, ein letztes Knistern – es war vorbei. Tief atmete Suko ein. Die Luft schmeckte irgendwie anders. Unter den hohen Energien hatte sich ein Teil des Sauerstoffs in Ozon verwandelt, das merkte auch Suko.
Er nahm die Brille ab.
Fast wagte er nicht, den Blick zu heben. Dann mußte er es tun, wollte sich Gewißheit verschaffen.
Er schaute auf den rechten Käfig.
Dort lag ein Mann.
John Sinclair.
Der echte!
***
»Johnn!« Sukos Ruf erreichte zuerst meine Ohren, als ich benommen den Kopf hob und feststellte, daß ich auf dem Boden des Käfigs hockte.
Als völlig normaler Mensch. Der Atomaustausch war glatt über die Bühne gelaufen.
Ich öffnete die Augen.
Mit einem gewaltigen Sprung stand Suko an der Käfigtür, rüttelte daran, doch sie war abgeschlossen.
»Verdammt, es fehlt der Schlüssel!« fluchte er.
Die Tür war zu stabil. Die bekam auch ein Mann wie Suko nicht auf. Aber er wußte sich zu helfen. In einem Schubkasten in der Konsole fand er Werkzeug, unter anderem auch einen Schraubenzieher, mit dem er die oberste Deckplatte des Käfigs abschrauben konnte.
Suko holte sich einen Stuhl, stellte sich darauf und begann mit seiner Arbeit.
Fast zehn Minuten mußte ich noch zittern, dann nahm mein Freund die Platte ab.
»Komm hoch, John.«
Meine Schuhspitzen fanden am Maschendraht Halt. Ich kletterte über die Verkleidung und sprang zu Boden. Suko fing meinen Fall noch ab. Ich drehte mich um, wir schauten uns an, und im nächsten Augenblick lagen wir uns in den Armen.
Und verdammt noch mal, beiden von uns saß ein Kloß in der Kehle, denn sprechen konnten wir nicht.
»Danke«, sagte ich. »Das vergesse ich dir nie.«
»Hör auf, John, du hättest das gleiche getan.« Suko atmete tief ein und drehte sich um.
Ich wußte, wohin er wollte und blieb an seiner Seite. Beide schauten wir in den zweiten
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