0185 - Unser Hit in Harlem
Organisation in groben Zügen aus.«
»Sie halten also Addams für den Mann, der das Ganze in Schwung brachte.«
»Das werden wir erst wissen, wenn wir ihn gefasst haben, Jedenfalls führt über Lavel Addams der Weg nicht weiter. Alle Fäden enden bei ihm.«
»Und der Mord an Richard Nelson?«
»Auch das ist ein noch ungeklärter Punkt, Chef. Sie wissen, dass wir Lavel Addams Taschentuch am Tatort gefunden haben. Der Leim war zu dick, und ich weigerte mich, darauf zu kriechen, aber so wie die Dinge jetzt liegen, muss ich fast annehmen, dass es wirklich Addams war, der den Wäschereibesitzer erschoss.«
Phil schüttelte heftig den Kopf. Mr. High sah es und wandte sich an ihn.
»Anderer Meinung, Phil?«
»Ja, Chef. Mit Addams Verschwinden ist eine Lücke in der Organisation aufgetaucht. Die Nachschublieferungen blieben aus. Ich meine, wenn Addams die Gelegenheit fand, Nelson zu erschießen, so müsste er auch einen Weg gefunden haben, seine Verkäufer weiter mit Marihuana zu beliefern. Ellert hat in der Belieferung der Abnehmer keine wesentliche Rolle gespielt. Seine Verhaftung kann also nicht der Grund für das plötzliche Stocken des Geschäftes gewesen sein. Ich glaube, dass noch irgendwer außer den Leuten, die wir kennen, die Finger in dem Geschäft hat, und zwar tiefer, als wir erwarten.«
»Wer?«, fragte ich.
Phil antwortete mit einem sehr ausdrucksvollen Achselzucken.
Mr. High überlegte eine Minute lang.
»Wenn es sich heraussteilen sollte, dass der Ring wirklich zerschlagen ist«, sagte er dann, »so wäre das schon ein schöner Erfolg, aber ein unaufgeklärter Mord erweckt in mir immer das Gefühl, die Arbeit nur halb getan zu haben.«
Mr. High sprach genau das aus, was ich selbst empfand.
***
Lieutenant Robert Walker vom 82. Revier hatte in der Nacht nicht geschlafen. Er hatte auf Anweisungen des FBI zusammen mit seinen Leuten vier Kneipen in seinem Bezirk ausgehoben und drei Männer aus ihren Betten geholt.
Erst als diese Arbeit erledigt war, ging er nach Hause. Es war sechs Uhr. Seine junge Frau öffnete ihm die Tür.
»Ich machte mir Sorgen, Robert«, sagte sie vorwurfsvoll. »Du hättest anrufen können.«
Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Tut mir leid, Darling, dass ich es versäumte, aber wir waren ständig unterwegs, und ich vergaß, dass es Telefone gibt.«
»Möchtest du gleich schlafen oder soll ich dir irgendetwas richten?«
Walker lächelte schuldbewusst.
»Darling«, sagte er, »koche eine große Kanne Kaffee. Ich werde unterdessen kalt duschen.«
»Du musst gleich wieder fort?«
»Ja«, antwortete er und gab ihr als Beruhigungsmittel gleich noch einen Kuss.
Er ging ins Schlafzimmer und verharrte zwei Minuten lang an dem Kinderbett, in dem seine acht Monate alte Tochter fest schlief, eine halbe Faust in den Mund gesteckt. Dann duschte er, und im Bademantel kam er an den Kaffeetisch, den seine Frau unterdessen gerichtet hatte.
»Was ist los?«, fragte sie.
»‘ne Masse!«, antwortete Walker.
Es war ein ständig wiederholtes Spiel zwischen Walker und seiner Frau, dass sie ihn nach seiner Arbeit fragte und er mit belanglosen Sätzen antwortete. Mrs. Walker wusste nie, ob ihr Mann, wenn er ›’ne Masse‹ sagte, Verkehrsunfälle oder Morde meinte, und Robert Walker hielt es für besser, dass sie es nicht wusste.
Er zog nach dem Frühstück Zivilkleidung an, steckte aber seine Dienstpistole ein. Er verabschiedete sich von seiner Frau und nahm den nächsten Bus, der ihn in die Nähe des Harlem River brachte.
Walker hatte sich entschlossen, nach dem Jungen aus der Wäscherei nicht mit großem Aufwand zu suchen. Er war in Harlem geboren, und er wusste, dass jede Polizeiuniform die Bewohner des Flussufers störrisch machte. Er hatte Sergeant Sund und einen zweiten Beamten beauftragt, die Slums an der 145.
Straße zu durchforschen, während er sich selbst das Ufer des Hartem River vornahm.
An der Endhaltestelle stieg er aus dem Bus, ging zunächst noch ein Stück die Lenox Avenue hoch und bog dann zum Fluss ab. Er gelangte in die Gegend zwischen der 147. und der 150. Straße, und damit war er schon mitten in den Slums. Die Straßen waren schmal, schmutzig, die Häuser verfallen.
Walker ging außerordentlich vorsichtig zu Werke. Er sprach zunächst mit einem Mann, der an der Ecke eines Hauses lehnte, gab ihm eine Zigarette und unterhielt sich mit ihm über Base-Ball. Als er endlich nach einer Familie Lynbett fragte, kannte der Mann den Namen nicht. Walker
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