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0186 - Das Zauberschwert

0186 - Das Zauberschwert

Titel: 0186 - Das Zauberschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sogar dazu befähigte, die Gedanken fremder Menschen zu erkennen, aber damit hörte bereits alles auf. Das Amulett hatte stets als Verstärker gearbeitet und ihm seine Kräfte verliehen. Jetzt aber, wo es verschwunden war, war er kaum mehr als ein ganz normaler Mensch. Allenfalls konnte er auf sein Wissen über Parapsychologie, Okkultismus und Magie zurückgreifen, das zugegebenermaßen enorm war. Doch ob er damit allein gegen dämonische Gegner bestehen konnte, war fraglich.
    Überdies waren Nicole und das Amulett nicht die einzigen Dinge, beziehungsweise Person, die verschwunden waren. Zamorra war nackt. Nur sein Körper hatte diese Reise durchgeführt, alles andere war verschwunden. Nicht einmal seine Uhr oder ein Feuerzeug waren ihm geblieben. Wenn er sich einen Hasen braten wollte, mußte er also auf die alten Pfadfindertricks zurückgreifen. Im Augenblick verspürte er zwar keinen Hunger, aber der würde sich über kurz oder lang einstellen. Vorher aber würde der Durst kommen.
    Er atmete tief durch.
    Wenn wenigstens Nicole bei ihm wäre… Die Ungewißheit ihres Schicksals peinigte ihn mehr als alles andere. Dazu kam das Gefühl, daß er diese Versetzung in eine andere Welt Merlin zu verdanken hatte.
    Merlin, der Verräter?
    »Wenn du ein Schurke bist, wirst du eines Tages dafür bezahlen«, knurrte er.
    Aus dem Norden glitt durch die Luft etwas auf ihn zu.
    ***
    Der Rundpfoter ließ sich im Sand nieder und begann sich hingebungsvoll zu putzen. Er war alles, was Ayna geblieben war. Dabei war es nicht so, daß die Sklavenjäger ihn ihr gelassen hatten. Im Gegenteil. Das treue Tier war einfach gefolgt, und keiner der Krieger und Jäger hatte es geschafft, den Rundpfoter zurückzujagen. Also hatte man seine Anwesenheit stillschweigend geduldet.
    Im Moment drohte dem Tier keine Gefahr. Die beiden Sklavenjäger, deren Gesichter äußerst zerkratzt waren, waren unterwegs, um weitere Beute zu fangen. Und den Kriegern war es vollkommen egal, ob ein Rundpfoter oder ein Wolf im Lager herumschlichen. Der Rundpfoter sah zumindest äußerlich wesentlich ungefährlicher aus, und wenn man ihn in Ruhe ließ, war er es auch. Allerdings verlangte er reglmäßig seinen Anteil an den Mahlzeiten.
    Ayna lächelte verloren. Sie war zu nahe an der Grenze gewesen, und die Sklavenjäger aus Grex hatten nicht gezögert, die Linie zu überschreiten. Wie lange mochte es noch dauern, bis grecische Truppen Khysal verheerten? Die Grenzübergriffe wurden immer dreister. Aber selbst wenn eine khysalische Patrouille den Übertritt der Sklavenjäger ahndete, würde es ihr nichts mehr nützen. An ein Sammellager dieser Größe wagten sich auch die Khysaler nicht mehr heran.
    Es gab, so hatte Ayna gehört, zwei dieser großen Lager in Grex. Hier wurden Hunderte von Gefangenen zusammengepfercht und schließlich zur Hauptstadt gebracht, um dort verkauft zu werden. Und die Sklavenjäger von Grex arbeiteten stets unter dem Schutz der Armee. Die Krieger verdienten nicht gerade schlecht daran, daß sie die Sklavenjäger schützten.
    Sie beugte sich etwas vor und streichelte das Tier. Das seidenweiche Fell knisterte leicht. Der Rundpfoter warf sich auf den Rücken, begann genießerisch zu schnurren und ließ sich von Ayna das weiche Bauchfell kraulen. Vor Vergnügen spreizte er die Pfoten und rollte sie abwechselnd förmlich zusammen - ein Verhalten, das seiner Gattung ihren Namen eingetragen hatte.
    Wer ihn so sah, glaubte kaum, daß diese samtweichen runden Pfötchen gefährliche Waffen waren, wenn er die Krallen ausfuhr. Irgendwie hatte der Rundpfoter einen Narren an Ayna gefressen und hatte versucht, sie gegen die Sklavenjäger zu schützen. Sie hatten mit einer Menge Blut bezahlen müssen, und es hätte nicht viel gefehlt, daß sie ihn erschlagen hätten. Er hatte gerade noch entweichen können, und die Jäger hatten Ayna dennoch mit sich genommen.
    Das schwarzhaarige Mädchen lächelte wieder. Plötzlich rollte der Rundpfoter sich zusammen, nagte zärtlich an ihren Fingern und umklammerte ihre Hand mit den Vorderpfoten, während er mit den hinteren gegen ihren Unterarm scheuerte. Dann löste er den Griff, sprang auf und setzte sich ein paar Schritte weiter wieder, um sich wieder dem Putzen zu widmen. Er schnurrte immer noch.
    »Du bist ein seltsames Tier, Rundpfoter«, sagte sie.
    Und du bist ein seltsames Mädchen, vernahm sie seine gedankliche Stimme in ihrem Kopf. Er hatte zu putzen aufgehört und lauschte irgendwohin. Sie kommen wieder. Sie

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