0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht
Zimmern nicht- das geringste vernommen haben wollen.«
»In diesen Zimmern wohnen fünf Mädels zwischen achtzehn und einundzwanzig Jahren«, meinte Leutnant Crosswing mit einem Blick auf die Liste, die er angefertigt hatte. »Sie waren alle bereits im Bett und schliefen. Menschen in diesem Alter haben einen gesunden und festen Schlaf. Außerdem sind sie an die Geräusche der nach Hause kommenden Mitbewohnerinnen gewöhnt und achteten nicht darauf.«
»Jetzt fehlt uns nur noch Barbara Urban, die ich mir ganz besonders vorknöpfen möchte«, sagte der Leutnant. »Sie hat bestimmt gelogen, als sie behauptete, sie habe gesehen, wie Nell betrunken nach Hause kam, zu ihr ins Zimmer ging und es dann wieder verließ. Ihre ganze Aussage triefte vor Gehässigkeit, und die Tatsache, daß sie gegen die Instruktion von Doktor Price die erste Gelegenheit benutzte, um Nell zu beschuldigen und ihr das ins Gesicht zu sagen, gibt mir zu denken.«
»Das ist aber noch nicht alles«, sagte ich. »Phil und ich haben uns vorhin die Lage der Räume angesehen und dabei was herausgefunden: von dem Zimmer aus gerechnet, in dem Nell und Barbara schlafen, liegen Waschraum und Toilette zur Rechten, während Eingangstür und Fundort der Ermordeten zur Linken liegen. Barbara hat behauptet, sie sei auf dem Wege zum Waschraum über Nell gestolpert. Das kann nicht sein. Ich habe mich auch davon überzeugt, daß der Gang so dunkel ist, daß sie die beiden am Boden liegenden Gestalten überhaupt nicht sehen konnte. Sie hat uns also ein Märchen aufgetischt. Ich möchte sie mal fragen, warum.«
»Tun wir das gleich! Sergeant Green, holen Sie das Mädchen!«
Ich angelte den Zimmerschlüssel aus der Tasche und reichte ihn dem Sergeanten, der damit abzog. Wir hörten, wie er aufschloß und schnellen Schrittes zurückkam.
»Sie ist getürmt!« berichtete er atemlos. »Das Fenster steht offen, und der Schreibtisch ist durchwühlt. Wahrscheinlich hat sie Geld gesucht und vielleicht sogar gefunden.«
»Das werden wir gleich haben! Rufen Sie eine der anderen, und sagen Sie der ganzen Gesellschaft, sie könne schlafen gehen.«
***
Dabei fiel mir ein, daß wir das Nächstliegende versäumt hatten.
»Sie müssen die Heilsarmee benachrichtigen«, mahnte ich. »Schließlich haben die Leute einen Anspruch darauf, zu wissen, was hier vorgeht. Ich bin auch nicht dafür, die Mädels ohne Aufsicht zu lassen. Als ich heute morgen hier war, gab es außer Mrs. Ronald noch ein junges Ding, das Leutnant spielte, aber die scheint nur tagsüber hier zu sein.«
Crosswing ging hinüber ins Büro, und wir hörten ihn ins Telefon sprechen. Ich selbst sah noch mal nach Nell.
Sie schlief friedlich, und der Doktor saß mit nachdenklicher Miene neben ihr.
»Wäre es nicht besser, die Kleine in ein Krankenhaus zu schaffen?« fragte ich ihn. »Jedenfalls scheint mir hier nicht der richtige Aufenthaltsort für sie zu sein.«
»Der Ansicht bin ich auch, obwohl ich hoffe, daß ein Krankenhaus nicht nötig ist. Was dem Mädchen fehlt, ist Geborgenheit und das Gefühl, beschützt zu werden. Ich zerbreche mir schon die ganze Zeit den Kopf darüber, wie man das erreichen könnte.«
Da fiel mir der alte Neville und sein Angebot ein. Neville war nicht der Mann, der so was nur dahinsagte.
***
Auf dem Wege zum verwaisten Office der Heimleiterin begegnete ich Leutnant Crosswing.
»Ich habe das Divisionskommando der Salvation Army angerufen«, sagte er. »Dort war man natürlich entsetzt, aber in spätestens einer Viertelstunde wird jemand kommen, um die Pflichten der Mrs. Ronald zu übernehmen.«
»Einen Augenblick, Leutnant«, sagte ich. »Auch ich muß schnell jemand anrufen.«
Neville war sofort am Apparat.
»Hallo, Jerry! Wo brennt es?« fragte er.
»Sie sprachen heute vormittag davon, daß Sie das Mädchen, von dem die Rede war, bei Ihrer Haushälterin unterbringen könnten. Inzwischen ist eine Menge passiert. Die Heimleiterin der Heilsarmee wurde heute nacht ermordet. Der Tättifr hat das Ganze so aufgezogen, daß Nell in Verdacht geraten mußte. Dieser Verdacht besteht noch immer, aber ich hoffe, Leutnant Crosswing zu bewegen, daß er sie nicht einsperrt. Die Kleine hat einen scheußlichen Schock bekommen und muß nicht nur scharf beaufsichtigt, sondern auch mit äußerster Vorsicht behandelt werden. Sonst dreht sie durch. Glauben Sie, daß Ihr alter Drache, wie Sie sagten, dazu geeignet ist?«
»Moment, Jerry! Ich werde sie aus den Federn holen und fragen.«
Es
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