0188 - 7 Uhr - die Stunde des Todes
Fittiche!« Er winkte. Die beiden Gorillas schoben McCane zu uns herüber. Zusammen mit ihrem Boß verschwanden sie.
»Was wird mit seinem Mädchen?« fragte ich.
»Die dürfte in diesem Augenblick bereits mit verbundenen Augen an die frische Luft und in die Nähe des nächsten Taxistandes befördert werden«, erwiderte der Alte.
»Kein Grund zur Besorgnis?«
»Gar keiner. Der krümmt keiner ein Haar. Niemand würde es wagen, solange sie hier in der Nähe ist. Und später kann sie selber auf sich aufpassen.«
»Okay. Packen Sie ihn mit an! Er sieht aus, als ob er nicht mehr allein gehen könnte. Was haben die Burschen mit ihm gemacht?«
»Sie werden ihn davon überzeugt haben, daß er mitkommen muß«, sagte der Alte achselzuckend. »Übrigens sollten Sie mit diesem Halunken kein Mitleid haben. Er hat’s nämlich auch mit keinem.«
Wir schleppten ihn durch die Gänge zum Fahrstuhl und hinaus. Als wir uns durch die winzige Tür schoben, hörte ich in der Dunkelheit Johnsons Stimme: »Jerry?«
»Ja. Alles in Ordnung! Wir haben ihn!«
»Ich hätte aber auch keine fünf Minuten länger gewartet!«
***
Zu viert traten wir den Rückzug an. Eine Stunde später lag McCane auf der lederüberzogenen Pritsche bei unserem Doc im Distriktgebäude.
Ich zog mir einen Stuhl heran, schob ihm eine Zigarette zwischen die Lippen und sagte: »Wer hat eigentlich die Schlüssel besorgt, McCane? Das muß doch ein ganz großer Junge gewesen sein!«
Er zog gierig an der Zigarette. »Ich sag nichts«, stöhnte er und preßte seine linke Faust in den Magen.
Ich nickte. »Natürlich nicht, Bill«, sagte ich gemütlich. »Brauchst du auch nicht. Dann werden wir uns mit dir eben Über den Mord an dem kleinen Jungen unterhalten. Uns ist es gleichgültig, ob du wegen des Jungen oder wegen des Überfalls auf Looker brennst. Sie können dich nur einmal hinrichten, nicht wahr?«
Er hatte den Mund halb geöffnet, die Augen kamen ihm fast aus den Höhlen, und seine Hände fingen an zu zittern. »Den — den Jungen?« stieß er hervor. »Welchen Jungen?«
»Stell dich nicht so dumm, Bill!« sagte ich gutmütig. »Billie Randall heißt der Kleine. Und es ist doch kein Zufall, daß er in derselben Nacht ermordet wurde, in der auch der Überfall stattfand. Kam er euch in die Quere?«
»Moment!« stieß McCane hervor. »Moment! Ich muß mal ’nen Augenblick nachdenken! Augenblick nur!«
Mit verzerrtem Gesicht richtete er sich auf und setzte sich auf die Pritsche.
Ich gab ihm ein wenig Zeit, fragte dann aber: »Oder hat den Jungen ein anderer von euch ermordet?«
Er rieb seine schweißnassen Handflächen gegeneinander.
»Hören Sie mal!« krächzte er. »Ich hab’ überhaupt keinen umgelegt! Ich war auch bei dem Überfall nicht dabei!«
»Selbstverständlich nicht«, nickte ich. »Du bist die Unschuld in Person!«
»Quatsch, das behaupte ich doch gar nicht!« brummte er. »Klar, ich habe die beste Nacht ausbaldowert. Aber ich war nicht mit drin. Und daß diese Idioten die fünf Männer umgelegt haben, war ja gar nicht vorgesehen. Aber Jimmys Maske rutschte weg. Jetzt hatten alle ihn gesehen. Und Jimmy kann doch nicht dichthalten, das weiß jedes Kind. Da blieb ihnen nichts anderes übrig, als die fünf fertigzumachen.«
»Und den Jungen!« fügte ich hinzu. »Davon weiß ich nichts«, protestierte er. »Mir haben sie nichts von dem Jungen gesagt. Und damit will ich auch nichts zu tun haben. Das sollen die Idioten auslöffeln, die sich diese Suppe eingebrockt haben!«
»Dafür können wir sorgen«, versprach ich.
McCane sah mich flehend an. »Habt ihr den keinen Schluck Brandy im Hause? Ich fühl’ mich elend. Die lausigen Gorillas haben mir ein paar Brocken verpaßt, die einen Joe Louis umgehauen hätten.« Für einen singenden Gangster opfere ich meinen besten Whisky. Ich holte die Flasche aus meinem Office, das uns nun schon seit ein paar Tagen nicht gesehen hatte, weil wir doch jetzt im Hotel residierten.
Well, McCane nahm einen tüchtigen Schluck, und dann fing er an: »Auf den Gedanken kam Lion-Jack.«
Löwen-Jack war eine bekannte Type aus der New'Yorker Unterwelt. Er betrieb tagsüber eine kleine Imbißstube und beteiligte sich nachts ab und zu an schweren Einbrüchen. Er hatte mehr als die Hälfte seiner 60 Jahre hinter Gittern verbracht.
»Eines Tages kriegte er raus, daß Rochester scharf hinter der Blüten-Nelly her war. Na, Nelly lebt herrlich und in Freuden, seit sie damals bei der Blütengeschichte abkassiert hat.
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