0188 - Horrortrip zur Schönheitsfarm
herrliches Blut. Das allein ist es.«
Die drei gefangenen Frauen waren nicht überrascht. Schon als Lady X ihre Zähne zeigte, hatten sie gewusst, dass es so kommen würde. Ein Vampir konnte nur existieren, wenn er sich vom Blut der anderen ernährte. Und in ihren Adern floss nun mal das reine, unverfälschte Blut.
Lady X beugte sich vor. »Wie gefällt euch das?« fragte sie mit flüsternder Stimme.
Jane Collins wusste nicht, was die anderen beiden dachten. Wahrscheinlich quälten sie sich mit ähnlichen Gedanken herum wie auch sie. Und Jane gab die Antwort.
»Um unser Blut zu trinken, hättet ihr uns nicht extra auf die Schönheitsfarm zu schleppen brauchen.«
»Das stimmt.«
»Dann lass uns in Ruhe.«
»Nein!« Die Antwort der Blutsaugerin peitschte den dreien entgegen.
»Ich werde euch nicht in Ruhe lassen, denn ihr gehört zu den Frauen, mit denen wir Versuche…«
Die Scott verstummte und drehte sich nach links. Dort war die Tür weiter aufgedrückt worden, und ein neuer Besucher betrat den Raum. Es war ein Mann!
Er ging leicht gekrümmt, trug einen weißen Kittel und hatte die Hände in dessen Taschen vergraben. Seine Schuhsohlen schleiften über den Boden, der Atem ging schwer, als hätte er mit irgendeiner Krankheit zu kämpfen.
Die Gefangenen konnten ihn erst sehen, als er die Nähe ihrer Liegen erreicht hatte. Dort blieb er stehen. Dabei beugte er sich noch weiter vor, so dass die drei sein hageres, verschlossen wirkendes Gesicht sehen konnten, in dem die Augen tief in den Höhlen lagen und dessen dunkles Haar gescheitelt und an beiden Seiten glatt nach hinten gekämmt worden war.
Auf seinen Wangen schimmerten Bartschatten. Die Nase sprang hart und etwas gekrümmt aus dem Gesicht. Der Mund war jedoch nicht schmal, wie man es bei hageren Typen oft sah, sondern ein wenig weichlich verzogen. Er wirkte feminin. Dazu trugen auch die vollen Lippen bei, die eine für einen Mann ungewöhnliche Röte zeigten.
Dieser Typ schaute die drei Gefangenen an. Die Frauen wurden mit Blicken taxiert, die sie frösteln ließen. So musterte man keine Menschen, höchstens welche, die irgendwann irgendwohin geschafft werden sollten. Auf die Schlachtbank vielleicht…
***
Kein Funken Mitleid oder Bedauern leuchtete in den dunklen Pupillen.
Für diesen Menschen, äußerlich war er schließlich einer, waren die Frauen nur eine Ware oder Objekte.
»Ich bin Francis Drusian«, sagte er.
»Müssten wir Sie kennen?« fragte Sheila.
»Der Aussprache nach zu urteilen sind Sie Engländer.«
»Das stimmt. Ich komme sogar aus London, wie auch Sie, meine Damen.«
Er hob beide Arme und legte die Hände auf die Fußenden von Janes Liege.
»Ich habe in London geforscht. Und zwar im Kosmetikkonzern der Fariacs. Ich und meine Mitarbeiter haben sehr viel geschafft. Uns ist ein genialer Sprung gelungen. Wir haben das Vampirblut synthetisch herstellen können. Fast bis zur Serienreife. Doch dann kamen Ihre Freunde und machten unsere Arbeit zunichte. Das habe ich nie vergessen. Zum Glück gelang es mir, nach Frankreich zu fliehen, wo ich meine Forschungen weiterführen konnte. Das Blut wurde auch hergeschafft, und es hat nur eine kurze Unterbrechung meiner Arbeit gegeben. Jetzt ist es so weit gediehen, dass wir vielleicht sogar in die Serienproduktion gehen können. Das Erbe der Fariacs wird bald weltweit vertrieben. Vampirblut in Tablettenform. Synthetisch hergestellt! Das ist noch niemanden gelungen. Ich, Francis Drusian, bin der erste. Und ich werde mit Unterstützung der mächtigen Mordliga dafür sorgen, dass dieses Blut jedem Menschen zugänglich ist. Ob Mann, Frau oder Kind, das spielt bei mir keine Rolle. Vampiro-del-mar wird eine regelrechte Armee von Blutsaugern bekommen, die allesamt den Keim der Fariacs in sich tragen, ohne es zu wissen. Der gute Vertriebsweg besteht nach wie vor, ihn habt ihr zum Glück nicht zerstören können, und ihr drei gehört zu den ersten, denen ich die neue Vampirpille zu schlucken gebe.« Er lachte laut und rieb sich die Hände.
Lady X lachte nicht. Sie schaute finster zu Boden, als würde sie hinter ihrer glatten Stirn schwere Gedanken wälzen.
»Was ist los?« fragte Drusian, der die Veränderung der Frau wohl bemerkt hatte.
»Diese Pillen gefallen mir nicht.«
»Und warum?«
»Weil ich Opfer haben will.«
Drusian lachte. »Du willst sie beißen, nicht?«
»Ja.« Die Antwort war ein Fauchen.
Pamela Scott riss den Mund dabei sehr weit auf, so dass jeder ihre Vampirzähne sehen
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