0188 - Horrortrip zur Schönheitsfarm
Unsere Gegner sind die großen Meister. Die sind gefährlich, glauben Sie mir. Die machen Sie fertig, gegen die kommen Sie nicht an.«
»Wirklich?«
»Meurisse«, warnte ich ihn eindringlich, »denken Sie daran. Das sind übernatürliche Wesen. Die Klinik wird sicherlich bewacht. Deshalb bleiben Sie im Wagen.«
»Wenn die Schönheitsfarm bewacht würde, hätten sie uns längst schon erwischt, Sinclair. Das will ich Ihnen mal sagen. Wir befinden uns bereits auf dem Gelände.«
Er streckte den rechten Arm aus und hatte sich halb umgedreht.
»Schauen Sie mal dahin. Sehen Sie die Bäume? Dahinter liegt die Schönheitsfarm, und dieser kleine Parkplatz gehört zum Bau. Ist doch romantisch, wie?«
»Schon gut«, sagte ich.
»Wie lange sollen wir warten?«
»Zwei Stunden.«
»Geht in Ordnung.«
Suko und ich verließen den Citroën. Als wir ein paar Schritte entfernt waren, meinte der Chinese: »Ein eingebildeter Kerl, wirklich.«
Ich nickte. Die Klinik lag nicht im Dunkeln. Hinter zahlreichen Fenstern brannte noch Licht. Vor allen Dingen im Erdgeschoß, wo sich wahrscheinlich die Zimmer der Ärzte und des übrigen Personals befanden.
Hier wurden zwar keine direkt Kranken behandelt, doch auch eine Schönheitsoperation muss von ausgezeichneten Fachleuten durchgeführt werden. Und den frisch Operierten geht es auch in der ersten Nacht nicht gerade blendend, deshalb Nachtwachen und Kontrollen wie auch in den normalen Krankenhäusern. Wir blieben stehen, um uns zu orientieren.
»Eigentlich könntest du doch gleich dableiben«, meinte Suko.
»Wieso?«
»Wenn die Ärzte dich sehen, haben sie ihren Spaß. Die geben dir kostenlos eine neue Nase und ein paar neue…«
»Nimm mal die Maske ab!« zischte ich.
Suko war irritiert. »Welche Maske?«
»Ach, entschuldige, das ist ja dein Gesicht.«
Der Chinese rollte die Augen und sah aus wie Popeye kurz vor seinem ersten Angriff. Ich schlug ihm auf die Schulter und lachte.
»Gehen wir, Partner«, sagte ich, »sonst überlegst du es dir noch wirklich.«
»Das gibt Rache«, drohte Suko.
Wir hatten uns vorgenommen, ganz offiziell die Schönheitsfarm zu betreten. Mit Anmeldung und allem Drumherum. Ich wollte mit Francis Drusian reden und war gespannt, ob er für uns Zeit hatte. Irgendwie wollte ich nicht glauben, dass wir ihn aus dem Schlaf rissen. Wir würden sehen.
Im Hotel hatten wir uns zwar nicht umgezogen, nur einigermaßen und auf die Schnelle die Kleidungsstücke ausgeklopft. Trotzdem sahen unsere dunklen Anzüge ziemlich ramponiert aus. Ich hoffte, dass uns der Mann dennoch empfangen würde.
Unter unseren Sohlen knirschte der Kies. Alles war sehr gepflegt, das sahen wir trotz der Dunkelheit. Auf dem dunklen Rasen lagen Blätter. Hin und wieder leuchtete innerhalb des Parks ein kleines Licht. Man hatte kleine Laternen aufgestellt. Kugellampen, die auf Ständern befestigt waren. Eine große Treppe sahen wir. Auf sie fiel der Schein von zwei hellen Strahlern. Sie leuchteten von der Hauswand. Die Treppe hatte nicht nur sehr breite und bequeme Stufen, sie war auch überdacht. Nicht von einem Baldachin, sondern von einem Dach aus Beton.
Die Glastür war geschlossen. Wir konnten hindurchschauen und sahen bequeme Sitzgruppen, die von großen Blumenrabatten eingerahmt waren. Blumen standen auch in den Kübeln. Sie flankierten die Treppe an der Seite.
Nur Menschen sah ich nicht.
Dafür jedoch eine Klingel. Rechts in der Hauswand. Über der Klingel schimmerten silbern die Rillen eines Lautsprechers. Ich drückte den hellen Knopf. Im Innern begann eine Glocke anzuschlagen.
Wir hörten sie nicht, aber wir sahen die Wirkung. Aus dem Hintergrund der Halle löste sich eine weibliche Person, die mit zielstrebigen Schritten die Tür ansteuerte. Die Frau trug einen weißen Kittel und hatte hellblonde Haare, die zu einem Turm frisiert waren. Vom Äußeren her konnte man die etwa Vierzigjährige als eine gepflegte Erscheinung betrachten. Sie öffnete noch nicht, sondern schaute uns durch die Glastür fragend an. Ich gab ihr Zeichen und holte auch meinen Ausweis hervor. Er nutzte mir hier nichts, aber ein amtliches Dokument, was immer es auch war, schien hier ebenfalls Eindruck zu machen, denn die Frau öffnete die Tür.
Ein Summen ertönte, und ich konnte die rechte Hälfte der Glastür aufdrücken. Sie schwang nach innen. Zwei Schritte brachten mich neben die Frau.
Suko hielt sich etwas zurück. Er schaute sich um.
»Sie kennen die Besuchszeiten wohl nicht?« wurden wir
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