0188 - Horrortrip zur Schönheitsfarm
gibt zahlreiche Gebote, wenn man im Dschungelkrieg überleben will. Da ist einmal das Sichverlassen Können auf die eigene Stärke und zum anderen die Vorsicht.
Man durfte nie einen Gegner unterschätzen. Das tat Gil auch bei dem Einarmigen nicht. Obwohl der Mann sich wirklich nur mit einer Hand verteidigen konnte, war er gefährlich. Gil hatte es gelernt, seine Gegner einzuschätzen.
Der andere hatte ihn ebenfalls gesehen. Er blieb nicht stehen, sondern kam näher. Gewaltig wirkte er irgendwie, wie eine Walze, die nicht aufzuhalten war.
Gil wollte ihn stoppen. Fünf Schritte trennten sie noch, als er den verlängerten Lauf des Revolvers auf die Brust des anderen richtete.
»Bleib stehen!« zischte er.
Der andere dachte nicht daran. Er kam näher.
Noch eine Warnung schleuderte ihm Gil entgegen. Als diese nicht fruchtete, schoss er. Der Schalldämpfer war ausgezeichnet. Das Geräusch war um die Hälfte leiser als das Knallen eines Sektkorkens. Der Mündungsblitz wurde verschluckt, und die Kugel hieb genau ins Zentrum.
Das schwere Kaliber hätte eigentlich ein Loch reißen müssen, das tat es jedoch nicht. Gil konnte nicht erkennen, ob die Kugel steckengeblieben oder abgeprallt war, auf jeden Fall richtete sie keinen Schaden an. Lange Überlegungen konnte sich ein Mann wie Gil nicht leisten. Man musste, wenn etwas schiefgegangen war, sofort reagieren.
Und er feuerte ein zweites Mal. Abermals traf er die Brust. Der Unheimliche wankte nicht einmal.
Im Gegenteil, sein Vorwärtsdrang war nicht zu stoppen. Wie ein gewaltiger Berg kam er auf den ehemaligen Legionär zu.
Schaurig anzusehen, eine riesige Masse Körper und ohne Gesicht. Das wurde durch irgendeinen Gegenstand verdeckt, den Gil allerdings nicht identifizieren konnte. Auf jeden Fall sah er kein Gesicht, und er merkte zum ersten Mal in seinem Leben, dass so etwas wie Angst ihn überfiel. Ja, er hatte Angst. Da schlug der andere zu.
Es war ein blitzschnell geführter Schlag, dem Gil nur ausweichen konnte, weil er so gute Reflexe besaß. Er hörte das Pfeifen der Klinge, duckte sich und warf sich gleichzeitig zur Seite, so dass der geschmeidige Stahl an seiner Schulter vorbeipfiff. Gil sah, wie die Spitze in den Boden hackte und dort ein Grasbüschel herausfetzte, das wie ein Ball durch die Luft flog.
Dann trat er zu. Nie länger als eine halbe Sekunde auf der Stelle bleiben, so handelte Gil auch hier. Sein linkes Bein flog in die Höhe. Er war in Karate geschult und hämmerte seinen Fuß wuchtig gegen die Leistengegend des Unheimlichen.
Der fiel zwar nicht, aber er drehte sich auf der Stelle, wandte Gil den Rücken zu und kassierte den nächsten Hammertritt, der ihn nach vorn warf.
»Hund!« keuchte der Franzose und warf sich hinterher.
Er hatte nicht damit gerechnet, wie schnell der andere sein konnte. Kaum hatte er den Boden berührt, da warf er sich auch schon herum und riss das Schwert hoch. Gil versuchte zwar, seine Flugrichtung zu ändern, er schaffte es jedoch nicht ganz. Das Schwert erwischte ihn an der linken Schulter. Ein klaffender Schnitt in der Kleidung, Blut sprudelte aus der Wunde, und jetzt bewies der Franzose, wie hart er in Wirklichkeit war.
Kein Laut drang über seine Lippen, obwohl der Schmerz durch seinen Körper zuckte. Gil prallte zu Boden, warf sich trotzdem noch herum und brachte seine schallgedämpfte Waffe in Anschlag. Er schoss. Dabei hatte er auf das Gesicht des Gegners gezielt, das ihm in der Dunkelheit vorkam wie ein schattenhaftes Gebilde.
Wenn der andere am Körper eine schusssichere Weste trug, dann sicherlich nicht auch noch im Gesicht. Und die Kugel traf. Sie hämmerte jedoch nicht in das Gesicht hinein, sondern gegen die Maske.
Es gab einen singenden Ton, als das Geschoß abprallte und in die dicke Rinde eines Baumstamms hackte. Das Pfeifen der Klinge erinnerte Gil an Musik aus der Hölle. Er rollte sich noch herum, doch auch ein Mann wie er wurde durch den Schmerz in der Schulter behindert.
Für den nächsten Schlag war er einfach zu langsam. Die Klinge traf ihn diesmal an der rechten Seite und hinterließ eine Wunde von der Hüfte bis zum Oberschenkel.
Auch der Härteste und Tapferste wusste genau, wann er verloren hatte und sich vielleicht nur durch eine Flucht retten konnte. So war es auch bei dem ehemaligen Legionär. Er musste weg. Gil biss die Zähne zusammen.
Trotz seiner Schmerzen gelang es ihm, rasch auf die Beine zu kommen.
Das rechte wollte nicht so richtig. Er krackte weg, und Gil schleifte es
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