0188 - Horrortrip zur Schönheitsfarm
die Pille in den Mund.
Drusian lachte. »Geschafft!« jubelte er. »Geschafft.«
Fehlte nur noch, dass er gerufen hätte: »Das ist Spitze!«
Soweit kam es nicht. Dazu trug auch Suko bei, denn mit einer schlangengleichen Bewegung verschwand seine Hand im Ausschnitt des Jacketts. Und plötzlich hielt er den Stab darin. »Topar!« rief er.
***
Natürlich hatte Jane Angst.
Jeder Mensch hat Angst, wenn er einem Blutsauger gegenübersteht.
Hinzu kam noch Janes raffinierte Fessel, die ihr zwar ein wenig Bewegungsfreiheit ließ, aber nicht so viel, wie sie brauchte.
Lady X wollte ihr Blut! Sie kam näher. Die Augen leuchteten. Die Maschinenpistole trug sie nicht bei sich, eigentlich etwas Ungewöhnliches an ihr, doch jetzt, als Blutsaugerin, wollte sie ihre Opfer lebend, nicht tot.
»Keine Chance«, flüsterte sie. »Du hast keine Chance, Jane Collins.«
Die Detektivin gab keine Antwort. Sie wich nur zurück, bis sie die Wand als Deckung in ihrem Rücken spürte. Die Arme hatte sie vorgestreckt, die Hände so weit auseinandergebreitet, wie die Fessel es ihr erlaubte. Jane war fest entschlossen, sich bis zum letzten zu verteidigen. Leicht wollte sie es Lady X nicht machen.
»Angst?« höhnte die Scott.
Ihr Gesicht war seltsam bleich, die Züge verzerrt. Von Schönheit war nichts mehr zu sehen. Reine Boshaftigkeit bestimmte das Aussehen der ehemaligen Terroristin.
Da sprang Jane vor. Sie hatte ihre Fäuste aneinandergelegt und wollte sie in das Gesicht der Vampirin rammen. Bevor sich Lady X auf Jane stürzte, sollte es umgekehrt sein.
Fast hätte die Detektivin es geschafft. Aber eben nur fast. Nun zeigte sich, dass die Scott nichts verlernt hatte. Als Terroristin war sie durch eine harte Schule gegangen. Man hatte ihr beigebracht, sich zu verteidigen, ihre Reflexe waren hundertprozentig in Ordnung, und bevor Jane dazu kam, einen Schlag zu landen, hatte sie schon gekontert.
Mit gestrecktem Arm und gekrümmter Handkante. Der Schlag schüttelte die Detektivin durch, obwohl er sie nur an der Schulter getroffen hatte. Jane ging zu Boden, verbiss den Schmerz und überrollte sich.
Lady X lachte. Sie war siegessicher und sprang mit beiden Beinen voran auf Jane zu.
Die reagierte eiskalt. Plötzlich flog die Vampirin durch die Luft, denn mit ihren Beinen hatte Jane die der Scott noch im Sprung weggesäbelt.
Lady X fiel. Gewandt wie eine Katze rollte sie sich herum, aber da stand Jane wieder auf den Füßen. Sie glich jetzt einer fauchenden Katze, die ein Hund gereizt hatte.
»Komm nur«, flüsterte sie. »Komm nur her, du verdammte Blutsaugerin. Ich mache dich fertig!«
Die Gegnerinnen schlichen umeinander herum. Geduckt, breitbeinig.
Jede belauerte die andere. Niemand wollte sich eine Blöße geben.
Die Scott verzog die Lippen. In ihren dunklen Augen nistete der Hass. Die Nasenflügel bebten, aus dem Oberkiefer lugten die beiden Vampirzähne. Pardon wollte sie nicht geben.
»Ich kriege dich!« keuchte sie. »Darauf habe ich schon lange gewartet. Du entkommst mir nicht, das schwöre ich dir!«
Die Untote war verblendet, und sie wollte Blut. Als Mensch hatte sie sich trotz allem besser unter Kontrolle gehalten, als Vampir gehorchte sie nur dem Trieb. Einen Menschen sah sie nur als Nahrung an.
Das alles wusste Jane Collins. Sie hatte kein Interesse daran, sich auf einen langen Kampf mit der Blutsaugerin einzulassen.
Denn über eine zeitlich große Distanz konnte sie nicht gewinnen. Während ihre Kräfte erlahmten, konnte man das von denen der Untoten nicht behaupten. Für sie gab es so etwas nicht mehr. Jane sah ihre Chance.
Allerdings nicht, indem sie Lady X überwältigte, sondern in der Flucht. Sie hatte genau achtgegeben und dabei festgestellt, dass die Scott nach ihrem Eintritt die Tür nicht wieder verschlossen hatte. Jane konnte also noch fliehen, falls es ihr gelang, die Tür zu erreichen.
Hoffentlich ahnte die Untote nichts von ihren Gedanken. Langsam ging Jane zurück. Dabei wandte sie noch einen Trick an.
Zuerst einmal weg von der Tür, Lady X in die andere Ecke locken und dann vielleicht… Ihre Gedanken wurden durch einen Angriff unterbrochen.
Die Untote kam mit großer Wucht. Sie lag in der Luft, ein wirklich gekonnter und gewagter Sprung, ein Bein vorgestreckt, das andere leicht angezogen, wobei die Arme fast die gleiche Stellung einnahmen. Karate der Spitzenklasse.
Jane wollte weg. Sie schaffte es nur halb, weil sie mit den Armen dabei das Gleichgewicht steuern musste. Das gelang nicht
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