0188 - Horrortrip zur Schönheitsfarm
Durch einen ebenfalls gläsernen Stöpsel war die Flasche verschlossen.
In der Flasche schimmerte etwas. Ich sah nur eine rote Masse, mehr konnte ich nicht erkennen.
Francis Drusian hatte bewusst nichts gesagt, damit wir das Bild in uns aufnehmen konnten. Jetzt aber konnte er sich nicht länger zurückhalten.
»Na, kommen euch die beiden auf den äußeren Stühlen bekannt vor?«
»Du Schwein!« knirschte Suko. »Du verdammtes…«
Plötzlich blitzte es vor der Mündung der MPi auf. Drusian hatte geschossen. Es ging so schnell, dass wir gar nicht hätten ausweichen können. Er wollte uns auch nicht treffen, sondern jagte die Garbe vor uns in den Boden, wo die Geschosse den Teppich des Büros aufhackten.
Fast hätte uns noch ein Querschläger getroffen.
»Beim nächsten mal schieße ich euch die Schädel ab!« drohte er.
Das war bestimmt keine leere Versprechung.
Suko beherrschte sich. Mein Freund war wirklich ein Mensch, der eigentlich nie die Ruhe verlor. Darum hatte ich ihn immer beneidet. Aber wenn es um Shao ging, sah Suko rot. So wie jetzt.
»Reiß dich zusammen!« zischte ich.
Drusian hatte meine Worte vernommen.
»Ihr Freund hat recht, Chinese. Sehen Sie lieber zu, was mit Ihrer Freundin geschieht. Wir haben mit ihr und den anderen Frauen noch Großes vor, denn sie sind die ersten, die das neue Präparat zu schlucken bekommen. Und wisst ihr, was ich hergestellt und bereits zur Serienreife produziert habe?«
Wir schwiegen.
»Ich will es euch verraten. In London wurde ich bei meinen Forschungen gestört, doch hier in Paris habe ich sie weiterführen können, ohne dass mir jemand dazwischenredete. Ich habe mich immer gefragt, warum es nicht möglich sein sollte, Vampirblut herzustellen. Synthetisch, meine ich. Ich hatte das Fariacsche Blut zur Untersuchung da. Ich habe es genau analysiert, und es ist mir gelungen, von dieser Analyse wieder eine Synthese zu machen. Mit anderen Worten: Ich habe das Vampirblut künstlich hergestellt, und zwar nicht auf flüssiger Basis, sondern als ganz normale Pille. Allerdings gebe ich gern zu, dass sich im Innern der Pille ein flüssiger Stoff befindet, der ein wenig nach Blut schmeckt, wenn sich der Zuckerrand erst gelöst hat. Und für diese Pillen brauchte ich Menschen. Wir haben sie uns geholt. Dort sitzen sie, meine Herren. Und was der Aufpasser in der Hand hält, das ist eine Flasche mit diesen Vampirpillen.«
Ich starrte Drusian an.
»Sie sind ein verdammter Teufel!« schmetterte ich ihm ins Gesicht.
»Vielleicht, aber auch ein Genie. Das hätte kein anderer geschafft, glauben Sie mir.«
Ich schwieg. »Da, sehen Sie doch, jetzt bekommt die erste Frau die Pille. Es ist eine ältere. Mal schauen, wie sie reagiert.«
Dieser Drusian war plötzlich wie ausgewechselt. Wahrscheinlich wäre er selbst gern dabei gewesen, aber er musste auf uns acht geben.
Gleichzeitig wollte er sehen, was sich auf dem Bildschirm abspielte. Und zwei Dinge zur selben Zeit können nur die wenigsten Menschen konzentriert durchführen. Francis Drusian gehörte nicht dazu. Das merkte ich. Auch Suko war nicht entgangen, dass die Blicke des Mannes zwischen dem Bildschirm und uns hin und herwieselten.
Ich schaute Suko an. Der Chinese nickte unmerklich. Ich wusste, wie er es versuchen wollte. Angreifen konnten wir Drusian nicht. Die Distanz zwischen uns und ihm war so, dass eine Kugelgarbe immer schneller war als wir.
Den rechten Arm hatte Suko bereits angewinkelt. Die Finger der ausgestreckten Hand wiesen schräg nach unten auf die Jackenöffnung.
In der Innentasche befand sich eine wichtige Waffe. Der von Buddha ererbte Stab. Wenn Suko ihn in die Hand nahm, brauchte er nur ein Wort zu rufen, so dass er die Zeit für genau fünf Sekunden anhalten konnte. Länger nicht…
»Da«, sagte Drusian, »seht, jetzt bekommt die Frau die erste Pille!« Er freute sich.
Ich schaute hin. Die ältere Frau war gefesselt. Sie trug ein helles Kleid, das zahlreiche Falten warf und jetzt einige Schmutzflecke aufwies. Auf ihrem Gesicht stand die innere Abwehr wie in einem Buch zu lesen.
Sie wollte nicht. Man zwang sie. Der zweite Kerl im grauen Kittel nahm keine Rücksicht. Während der erste die Flasche öffnete und eine rote Pille auf seine Handfläche rollen ließ, presste der andere Mann seine Hand in das Gesicht der Frau und öffnete mit einem geschickten Griff deren Mund.
Dabei grinste er und sagte irgendetwas zu seinem Kumpan, was wir an den Mundbewegungen erkannten. Der zweite schob der Frau
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