0188 - Horrortrip zur Schönheitsfarm
fingerte in seiner Tasche herum und wollte eine Waffe ziehen. Plötzlich huschte ein Schatten an mir vorbei. Suko war es. Er hatte sich den zweiten Mann ausgesucht. Für ihn brauchte er keine Waffen, obwohl man Sukos Fäuste auch als solche bezeichnen konnte.
Als die Gestalt des Chinesen immer mehr anwuchs, nahm das Gesicht des Mannes einen erschreckten Ausdruck an. Und dann kassierte er den Hieb. Es war ein Treffer, der ihn fast aus den Schuhen hob. Dass er sich in der Luft nicht überschlug, war alles.
Dabei drehte er sich noch und knallte voll gegen den Labortisch, wo er mit einer fahrigen Armbewegung einige Tiegel und Gläser herunterholte, die am Boden splitternd zerbrachen.
Suko drehte sich nicht mehr nach ihm um. Er kannte die Wirkung seiner Schläge. Wichtig war für ihn nur Shao. Das Messer hielt er in der Hand. Als Suko die Stricke durchtrennte, schimmerten in Shaos Augen Tränen. Ich befreite Sheila. Auch sie zitterte und stellte eine erste Frage:
»Wo ist Jane?«
»Wir müssen sie noch suchen. Als wir sie auf dem Bildschirm sahen, war sie mit Lady X zusammen. Irgendwo hier im Keller.«
»Mein Gott!«
Ich ließ mich nicht mehr aufhalten, sondern durchtrennte auch die Fesseln der anderen Frauen. Die Menschen waren fertig, erschöpft, mit ihren Nerven so ziemlich am Ende. Sie konnten es kaum fassen, dass sie frei waren, und sie sanken auf ihren Stühlen zusammen. Einige schafften es nicht mehr, sich zu halten. Sie fielen nach vorn und blieben auf den kalten Bodenfliesen liegen.
Sheila und Shao hatten die Gefangenschaft am besten durchstanden. Sie halfen uns, die Frauen wieder aufzurichten.
Denn wir mussten hier raus. Wir waren zwar vorläufig gerettet, aber noch befanden wir uns nicht in Sicherheit. Schließlich bewegten wir uns auf feindlichem Gebiet, wenn ich das mal so sagen darf.
»Alles klar?«
Ich warf Suko einen Blick zu.
Der Chinese nickte.
»Und Jane?« fragte Shao.
»Die suche ich jetzt!«
»Allein?«
»Ja. Suko wird euch nach draußen bringen. Ich versuche auch, mit Meurisse Kontakt aufzunehmen. Jetzt brauchen wir seine Einsatzreserve.«
»Geht klar, John. Viel Glück.«
»Danke.«
An der Tür trennten wir uns.
***
Lady X tobte! Ein sicher geglaubtes Opfer war ihr im letzten Moment entwischt. Das hatte sie schon als Mensch nicht vertragen können und erst recht nicht als Vampir. Und dabei wurde sie das untrügliche Gefühl nicht los, dass sich die Lage weiter zu ihren Ungunsten veränderte.
Sie musste unbedingt mit Drusian reden, denn er hielt die Fäden in der Hand. Es gab mehrere Lifts im Keller. Sie fuhr mit einem anderen hoch als Jane Collins, und sie hatte dabei das unwahrscheinliche Glück, dass sie Suko und mich verfehlte, denn als wir in den Keller fuhren, gondelte Lady X nach oben. So wusste die eine nichts von den anderen, und das Schicksal nahm einen völlig anderen Lauf.
Selten hatte die Scott so rasch einen Fahrstuhl verlassen. Sie hetzte durch den Gang und rammte die Tür zu Francis Drusians Büro auf. Keinen Schritt tat sie über die Schwelle. Wie angewachsen blieb sie stehen und schaute auf das, was sich ihren Augen bot.
Drusian lag am Boden. Er war nicht tot, aber bewegen konnte er sich auch nicht, denn ein Schlag hatte ihm die Besinnung geraubt. Mit wenigen Schritten war Lady X bei ihm, und sie wusste auch sofort, wem sie das zu verdanken hatte, dass Drusian hier lag.
»Sinclair!« knirschte sie.
Hastig schaute sie sich um. Die Felle schwammen ihr langsam davon. Sie musste zusehen, dass sie Tokata und Vampiro-del-mar unter Kontrolle bekam, und verhindern, dass das Werk des Francis Drusian in fremde Hände geriet.
Lady X wusste wo er seine Forschungsunterlagen aufbewahrte. In einem versteckten Safe, der ziemlich leicht zu öffnen war.
Drusian war ein Pedant. Lady X fand die Formeln und Berechnungen in einer grünen Mappe, die sie zusammenknickte und unter ihre Lederkleidung steckte.
Dann sah sie die beiden Flaschen in dem Tresor. Sie enthielten Nitroglyzerin. Ein teuflisches Lächeln umspielte die Lippen der Vampirin. Wenn sie hier schon das Feld räumen musste, dann so, dass nichts mehr übrigblieb.
Sie nahm eine Flasche behutsam hervor und hob auch die Maschinenpistole auf, die neben Drusian lag. An ihn selbst verschwendete sie keinen Gedanken. Er hatte versagt, damit war für Lady X die Sache erledigt. Sie schlich zur Tür. Die MPi hatte sie sich unter den linken Arm geklemmt, den rechten Arm hielt sie ausgestreckt, die Finger umklammerten die
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