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0189 - Im Schatten der Ratte

0189 - Im Schatten der Ratte

Titel: 0189 - Im Schatten der Ratte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Schatten der Ratte (1 of 2)
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Gegenwart aus?
    Auf eine Bahre hatten die lieben Kollegen mich offensichtlich nicht gebettet. Meine Finger ertasteten dep kalten Gummibelag eines Wagens.
    Durch das Brausen in meinen Ohren, das etwa dem Rauschen einer Meeresbrandung bei Windstärke 10 entsprach, drang verweht eine Stimme.
    »John, der G-man kommt jetzt wirklich zu sich!«
    Eine andere Stimme antwortete etwas in ungeduldigem Ton, aber ich verstand die Worte nicht.
    Irgendwer beugte sich über mich. Ich spürte etwas Kaltes an meinem Kopf. Es war eine geradezu angenehme Empfindung. Schemenhaft erkannte ich das Gesicht eines Mannes, und der Mann sagte drohend: »G-man, wenn du eine falsche Bewegung machst, zerblase ich dir das Gehirn.«
    Die Last auf meiner Brust wurde schwerer. Jetzt erst erkannte ich, dass es die Füße des Burschen waren, die fester gegen meinen Körper gedrückt wurden.
    Die Fahrbahn wurde schlechter. Ich merkte es daran, dass der Wagen heftiger schaukelte. Dann stoppte der Schlitten mit einem so harten Ruck, dass ich mit dem Schädel anschlug.
    Eine Wagentür wurde aufgerissen.
    »Raus mit dir, G-man!«, befahl eine eisige Stimme.
    Der Mann, der über mir saß, stieg zuerst aus, und es kümmerte ihn nicht besonders, dass sein Fuß dabei auf meinem Kopf landete. Ich krabbelte hinaus. Draußen versuchte ich hochzukommen, und ich schaffte es nach einigen Versuchen.
    Ein dünner Sichelmond war aufgegangen. Ich hörte das Rauschen von Bäumen, sah ihre Umrisse gegen den Himmel und erkannte, dass wir auf einer Waldlichtung standen.
    Die Gangster konnte ich nur als Schattenrisse erkennen. Die eisige Stimme befahl: »Hol das Zeug aus der Hütte, Bill!«
    Ich erinnerte mich an Eddie Strimes Bericht von der Hütte zwischen Watergap und New York. Der eine der Gangster eilte davon.
    Die Umrisse des anderen sah ich nahe vor mir. Es musste Dillinger selbst sein, und ich war ganz sicher, dass er eine Kanone in der Hand hielt.
    Los, dachte ich, Jerry, alter Junge, versuche es. Mit einem wirst du immer noch eher fertig als mit zweien. Wenn es schief geht, so ist eine ehrliche Kugel auch nicht der schlechteste Tod. Irgendwann knallen sie dich doch ab, und eine Kugel von vorn ist immer noch besser als eine Kugel in den Rücken.
    »Habt ihr Wasser?«, fragte ich laut. »Ich brauche einen Schluck!«
    Eher hätte ich von einem Stein eine Antwort erwarten können.
    »Gib mir doch einen Tropfen zu trinken«, wiederholte ich und tat alles, um meiner Stimme einen flehenden Klang zu verleihen. »Seid nicht so hart, Jungs. Ich…«
    Mitten im Satz startete ich und sprang gegen den Schatten. Ich riss mich mächtig zusammen, um wie ein Panther loszuschnellen, aber anscheinend war ich noch so schlecht in Form, dass es für Dillinger aussah, als wackele ich auf ihn zu.
    Ich berührte nicht einmal den Stoff seines Anzugs, während seine Faust mich sofort und wie ein Hammer traf. Er erwischte in der Dunkelheit nicht den Punkt, aber meinen Kopf, und ich stand noch so taumelig auf den Beinen, dass ich sofort und prompt zu Boden ging. Da lag ich nun, und die Brandung in meinem Schädel ging von Windstärke 10 zu 12 über.
    Der andere kam zurück. Ich hörte das Klirren von Stahl, als er seine Last im Fond des Wagens ablud.
    »Hast du eine Pistole, Bill?«, fragte Dillinger.
    Hunter bejahte. Dillinger setzte mir den Fuß in die Rippen.
    »Steh auf!«, befahl er. »G-man, du musst damit rechnen, dass ich dich mit einer glatten Kugel abknalle, wenn du noch einmal irgendwelchen Unsinn unternimmst. Sterben kann sehr lange dauern.«
    »Denke daran, wenn du auf dem elektrischen Stuhl sitzt«, antwortete ich und raffte mich auf.
    ***
    Sie zwangen mich, mich auf den Beifahrersitz des Wagens zu hocken. Hunter setzte sich hinter mich und drückte mir einen Pistolenlauf ins Genick. Dillinger nahm das Steuer.
    Im Licht der Scheinwerfer sah ich, dass er eine Art Feldweg durch den Wald zurückfuhr, Der Weg mündete auf einer Straße. Ich nahm an, dass es sich um die Verbindungsstraße zwischen Watergap und New York handeln musste.
    Dillinger fuhr mit hoher Geschwindigkeit in Richtung New York. Ich dachte darüber nach, was Mr. High und Phil unternommen haben mochten. Mit Sicherheit waren die Straßen gesperrt worden. Früher oder später mussten wir auf eine solche Sperre stoßen. Bei Licht besehen, standen John Dillingers Chancen immer noch miserabel. Meine freilich auch. Wahrscheinlich hoffte der Gangster darauf, sich mit mir als Schutzschild durch die Sperren hindurchzulavieren.

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