Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
019 - Bei Vollmond wird gepfählt

019 - Bei Vollmond wird gepfählt

Titel: 019 - Bei Vollmond wird gepfählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Einstellung.
    »In den Gräbern liegen Leichen, mit vielen Würmern in den Bäuchen«, deklamierte der Friedhofswärter mit todernstem Gesicht. »Nun, auch die Würmer müssen leben. Drum, Brüder, laßt uns einen heben.«
    Er kippte den nächsten Gin, und Dorian sah, daß er seine Frage gleich stellen mußte, wenn er noch eine vernünftige Antwort haben wollte. Er erfuhr, daß jeden Monat bei Vollmond Blumen auf das Grab der Laura Elizabeth Kane gelegt würden.
    »Einmal hatte ich hier meine Geldbörse vergessen. Und als mir in McTavish's Kneipe das Kleingeld ausging, mußte ich wohl oder übel herkommen. Es war Vollmond. Meine Orientierung war nicht mehr die beste, und ich fand das Häuschen hier nicht gleich. Ich stolperte also auf dem Friedhof umher. Da sah ich ein Mädchen vor dem Grab von Laura Kane stehen. Sie war andächtig in ein Gebet versunken. Mitten in der Nacht. Ich wollte sie fragen, was sie da suchte, aber ich stolperte, fiel über einen niedrigen Grabstein, und das Mädchen bemerkte mich und lief davon. Ich glaube, sie rief nach einem Jungen, aber das kann ich nicht sicher behaupten, denn an dem Abend hatte ich eine Flasche Gin und einige Krüge Bier intus.«
    Dorian hätte über diese Geschichte lachen müssen, wäre der Hintergrund nicht so ernst gewesen. Der Friedhofswärter setzte die Bierflasche an und ließ drei Viertel des Inhalts ohne zu schlucken durch die durstige Kehle laufen. Wohlig stieß er anschließend auf, wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und wandte sich dann wieder Dorian zu, um ihm einen weiteren Gin aufzunötigen.
    Der Dämonenkiller akzeptierte und goß das billige Zeug im nächsten günstigen Augenblick unter den Tisch. Die Augen des Friedhofswärters glänzten feucht und starrten ihn glasig an.
    »Wer ist eigentlich diese Laura Elizabeth Kane, die in dem Grab liegt?« fragte Dorian. »Ist sie mit den beiden alten Geschwistern Kane verwandt?«
    »Na, ihre Mutter ist sie doch! Die Mutter vom alten Jimmy und der alten Liza.«
    Das war hochinteressant. Dorian hatte Ähnliches bereits vermutet, doch die Auskunft des Friedhofswärters gab ihm Gewißheit.
    Der Mann war jetzt kaum noch ansprechbar. Er stierte vor sich hin und schien Dorians Anwesenheit völlig vergessen zu haben.
    »Die beiden alten Kanes haben doch manchmal Untermieterinnen im Haus. Ist das sehr oft der Fall? Hat nie jemand die Vermutung geäußert, daß diese Mädchen und Frauen, die man allesamt eines Tages nicht mehr zu sehen bekommt, gar nicht weggezogen sind?«
    Der Betrunkene starrte Dorian an. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Worte in sein umnebeltes Bewußtsein eindrangen.
    »Wie, wie meinst du das, alter Junge?«
    »Nun, es wäre doch möglich, daß den Untermieterinnen dort im Hause etwas zustößt. Daß sie umgebracht werden.«
    Der Friedhofswärter grölte amüsiert. Er erhob sich schwankend und versuchte Dorian mit dem Finger an die Brust zu tippen, was ihm aber nicht gelingen wollte.
    »Von mir erfährst du nichts, gar nichts. Der alte Pete ist kein Schwätzer. Er weiß immer sehr genau, was er sagt, auch wenn er einen in der Krone hat. Ich schweige wie ein Grab. Hihihi! Und einfach so sage ich schon gar nichts. Der andere hat auch gezahlt.«
    Dorian packte den Betrunkenen am Kragen und schüttelte ihn. Übler Gestank schlug ihm entgegen. Der Friedhofswärter war wohl der Ansicht, weil er seine Zähne mit hochprozentiger Flüssigkeit desinfizierte, brauchte er sie nie zu putzen.
    »Welcher andere hat gezahlt? Und wofür?«
    Der Friedhofswärter lallte nur noch, es war nichts mehr aus ihm herauszubekommen. Dorian ließ ihn los, und der Mann plumpste zurück auf seinen Stuhl und setzte die Flasche an den Hals. Ein Teil des Inhalts lief über seinen Kragen.
    Dorian wedelte mit einer Zwanzig-Pfund-Note vor seinem Gesicht herum und stellte noch einige Fragen, aber mit dem Alten war nichts mehr anzufangen. Er torkelte zu einem schmutzigen Feldbett in der Ecke, legte sich hin und fing wie ein Walroß zu schnarchen an.
    Dorian steckte das Geld wieder ein und sah zu, daß er an die frische Luft kam. Angewidert schloß er die Tür des Friedhofswärterhäuschens, ging zu seinem Wagen und fuhr in die City zurück. Er vermutete, daß sich vor den nächsten Vollmondnächten nichts Wichtiges mehr ereignen würde. Das gab ihm Zeit, weitere Nachforschungen anzustellen.

    Die beiden nächsten Tage verbrachte er hauptsächlich mit Büroarbeiten, die schon lange liegengeblieben waren. Den Holzsplitter, den

Weitere Kostenlose Bücher