019 - Das Sklavenspiel
ruhig, dass man eine Nadel zu Boden hätte fallen hören. Nur das Keuchen des Kommandeurs durchbrach die Stille.
Noch während ihm Aruulas Speichel am Kinn herab tropfte, stieß der Gen'rel einen unartikulierten Schrei aus.
Mit seiner Rechten setzte er zu einer gewaltigen Ohrfeige an. Aruula war dem Schlag hilflos ausgeliefert, denn der May'jor hielt sie eisern umklammert. Trotzdem zeigte sie keine Spur von Angst. Sie hatte schon ganz anderen Gefahren getrotzt.
Eiskalt riss sie ihr Knie in die Höhe und rammte es mit voller Wucht zwischen die Beine des Mini-Diktators. Wimmernd und um Atem ringend sackte der Gen'rel in sich zusammen.
Wütend schleuderte der May'jor Aruula den Wachen entgegen, die sie mit einem Hagel von Schlägen empfingen. Ihr Körper wurde von Schmerzwellen durchpulst. Sie ging zu Boden. Dann stieß ein scharfes Bajonett auf sie nieder…
»Halt!«, fuhr der Gen'rel dazwischen. »Tötet sie nicht!«
Der Rojaal bremste seinen Stoß in letzter Sekunde. Verwirrt blickte er zu seinem Anführer, der sich noch immer unter Schmerzen krümmte.
»Der Tod ist viel zu gut für diese Spione«, krächzte der Gen'rel. Seine Stimme klang plötzlich kalt und beherrscht, als hätte ihn Aruulas Tritt in die Normalität zurückgeholt.
»Bringt sie beide zur Baracke einundfünfzig. Sie sollen am Sklavenspiel teilnehmen.«
Über die Gesichter der Wachen huschte ein gehässiges Grinsen, als sie den Befehl vernahmen. Brutal zerrten sie ihre Gefangenen auf die Beine.
»Jawohl, Sir. Zum Sklavenspiel, Sir!«, brüllte ein Rojaal, bevor er Matt den Gewehrkolben in die Nieren stieß. »Los, Com'der. Jetzt fängt der Spaß erst richtig an!«
Während Matt und Aruula nach draußen getrieben wurden, durchbrach ein Lächeln die schmerzverzerrte Miene des Gen'rels.
»Die beiden werden sich noch wünschen, dass sie hier auf dem Marmor verblutet wären«, prophezeite er.
Der May'jor an seiner Seite nickte, bevor er hinzufügte: »Ich werde dafür sorgen, dass wir all ihre Geheimnisse erfahren.«
***
Sobald die Rojaals außer Sichtweise des Gen'rels waren, stellten sie ihr ruppiges Verhalten ein. Matt und Aruula wurden von dem sechsköpfigen Wachtrupp zügig, aber ohne weitere Misshandlungen den Strand entlang geführt. Der doppelte Stachelrankenzaun zog sich schier endlos hin, bis sie ein Nebentor erreichten, durch das es zurück in den Ortskern ging. Sofort flammte in Matthew der Gedanke an Flucht auf. Er begrub ihn Sekunden später, denn es wimmelte auf den Straßen nur so von patrouillierenden Rojaals, die ihnen mit misstrauischen Blicken begegneten.
Matt wurde schnell klar, dass sie sich in einem Viertel befanden, das völlig unter militärischer Kontrolle stand. Die umliegenden Häuser dienten alle entweder als Kaserne oder Kerker.
Die Zahl der Inhaftierten war so hoch, dass sie sogar unter freiem Himmel zusammen gepfercht wurden. Es gab einen weitläufigen, mit Stachelranken eingezäunten Platz, der unablässig von patrouillierenden Streifengängern umrundet wurde. An den Eckpunkten des primitiven Camps wuchsen überdachte Wachtürme in die Höhe. Die ganze Szenerie erinnerte Matt an historische Fotos von Kriegsgefangenenlagern.
Wegen der hereinbrechenden Dämmerung wurde auf einem benachbarten Dach ein Holzhaufen entzündet. Hinter den flackernden Flammen hatten die Rojaals einen alten Suchscheinwerfer aufgebaut. Das Frontglas war zwar zersprungen, doch die innere Reflektor- fläche befand sich in erstaunlich gutem Zustand. Der Feuerschein wurde in dem silbernen Hohlspiegel gebündelt und als heller Lichtkegel in die Tiefe geworfen.
Hektisch wanderte der Lichtfinger an den Zäunen entlang, als sichtbare Drohung, dass jeder Fluchtversuch zum Scheitern verurteilt war.
Viele Lagerinsassen drängten sich am inneren Zaun und starren zu Matt und Aruula herüber. Der Blick auf die Straße war vermutlich die einzige Abwechslung in ihrem öden Tagesablauf. Matt konnte sehen, dass unter den Neugierigen viele Frauen und Kinder waren. Um feindliche Krieger konnte es sich kaum handeln.
»Was haben diese Menschen verbrochen?«, fragte Matt.
»Sie wurden in Gewahrsam genommen, weil sie widerrechtlich auf das Gebiet der Rojaals vorgedrungen sind«, leierte Coop'ral Seven den bekannten Text herunter. »Nun sind sie unser Eigentum und werden an Sklavenhändler aus ganz Britana verkauft.«
Matt spürte, wie sein Nacken vereiste. Unter dem Deckmantel der Spionageabwehr verbarg sich also nichts anderes als ein
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