019 - Das Sklavenspiel
Gruppen zusammen gefunden hatten. In einer Ecke lungerten sogar zwei Wulfanen und drei Taratzen herum.
Matt und Aruula schenkte niemand Beachtung, obwohl die Barbarin zu den wenigen Frauen in diesem finsteren Loch gehörte. Die Gefangenen verfolgten lieber den Tumult, der sich in der Hallenmitte abspielte. Dort hatte sich etwa ein halbes Dutzend Sklaven ineinander verkeilt. Unter ihnen waren auch die drei Taratzen Jäger. Die Gefangennahme schien ihre Aggressivität nicht gedämpft zu haben. Gemeinsam schlugen sie auf einen Mann ein, der mit einem Kapuzenmantel bekleidet war.
Der Vermummte wehrte sich verzweifelt gegen die Übermacht, doch den vielen Armen, die ihn zu Boden drückten, war er nicht gewachsen. Gnadenlos prasselten die Fäuste von allen Seite auf ihn ein. Die Jäger schlugen mit aller Härte zu. Sie wollten ihr Opfer nicht einfach nur verprügeln, sie wollten es töten!
Ein durchschnittlicher Mann wäre längst unter den Treffern zusammengebrochen, doch der Kuttenträger besaß starke Nehmerqualitäten. Jetzt bäumte er sich auf und rammte seine verhüllte Stirn gegen eine gegnerische Nase. Keuchend ließ der Getroffene von ihm ab.
Der Vermummte nutzte die Gelegenheit, um seine behandschuhten Finger in die Kehle eines anderen Schlägers zu versenken, der unter dem harten Griff zurückwich. Einen Lidschlag später hatte sich der Kuttenträger auf die Knie ge- wälzt. Bevor er aber aufspringen konnte, hämmerte ihm der dritte Jäger eine Handkante in die Armbeuge und sprengte so die Umklammerung seines Kameraden. Dann warfen sich alle drei zusammen auf den Vermummten und rangen ihn erneut zu Boden.
Die Rojaals, die den Kampf vom Dach aus verfolgten, machten keinen Anstalten, einzugreifen. Im Gegenteil schienen sie sogar Wetten abzuschließen, wer bei dieser ungleichen Auseinandersetzung die Oberhand behielt.
Für die Mitgefangenen schien der Ausgang des Kampfes bereits klar zu sein. Begeistert feuerten sie die Kerle an, die den Kuttenträger mit ihren Fäusten bearbeiteten. Keiner der rohen Zuschauer kam auf den Gedanken, dem Unterlegenen zu helfen. Im Gegenteil, die Menge wollte Blut sehen! »Schlagt ihn tot! Schlagt ihn tot!«, schallte es von allen Seiten.
***
Ein bärtiger Koloss, der die zweifelhafte Show aus der ersten Zuschauerreihe beobachtete, verstand den Ruf als Aufforderung, zur Tat zu schreiten. Grimmig blickte er auf das verworrene Menschenknäuel zu seinen Füßen hinab und befahl: »Haltet den Kerl fest, dann gebe ich ihm den Rest!«
Neben ihm sprang ein schmächtiger Bursche heran, der den Kämpfenden zukeifte: »Hört ihr nicht, was Grath sagt? Er soll stillhalten!«
Gehorsam nagelten die Jäger den Ver- mummten mit ihrem Gewicht auf den Boden fest.
Grath nickte zufrieden. Triumphierend streckte er seine geballte Rechte in die Höhe und drehte sich im Kreis. Alle Gaffer sollten die Pranke sehen, mit der er die vernichtenden Schläge ausführen wollte. Dann kniete er sich neben den Bewegungslosen und ließ seine Faust in die Tiefe sausen.
Krachend versenkte er sie in den Falten der Kapuze, die das Gesicht des Kuttenträgers verdeckte.
Jubel brandete auf, als ein dumpfes Klatschen durch die Halle dröhnte. Matts Nackenhaare sträubten sich, als der hilflose Mann unter dem Beifall der Menge misshandelt wurde. Er konnte diesem unfairen Kampf nicht länger zusehen.
Der Anflug von Furcht, der ihn beim Betreten der Halle erfasst hatte, wurde durch einen Adrenalinschub fortgeschwemmt. Ohne sich mit Aruula zu verständigen, stürzte Matt auf das Menschenknäuel zu. Nachdem er schon dem qualvollen Tod der Taratze tatenlos hatte zusehen müssen, wollte er nicht noch einmal zu spät kommen. Aus den Augenwinkeln sah er, dass die Barbarin wie ein Schatten hinter ihm blieb. Ob sie mit seiner Handlungsweise einverstanden war oder nicht, sie würde ihn auf keinen Fall im Stich lassen.
Ohne über die Gefahr für sein eigenes Leben nachzudenken, sprang Matt auf Grath zu, der seine Faust erneut in die Tiefe hämmern wollte.
Matt fiel ihm in den Arm und riss ihn schwungvoll zurück.
»Lass den Mann zufrieden!«, brüllte der Pilot wütend. »Wir sollten zusammenhalten, statt uns gegenseitig fertig zu machen!«
Grath glotzte ihn ungläubig an, als könnte er nicht fassen, dass sich ihm jemand in den Weg stellte.
Der Koloss trug einen wild wuchernden schwarzen Vollbart, der wie nasses Gras von seinen Wangen herab hing. Die Narben in seinem Gesicht erzählten von vergangenen Kämpfen und
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