019 - Das Sklavenspiel
Angreifern furchtlos entgegen. Neben ihnen stand Aruula, die zwar verwundert über die plötzliche Schützenhilfe war, aber keine überflüssigen Fragen stellte.
Aus den Augenwinkeln konnte Matt er- kennen, dass sich auch die drei Taratzen näherten. Allerdings war nicht klar ersichtlich, ob sie nur die Neugier trieb oder sie sich in den Kampf einmischen wollten. Hinter Grath rottete sich mittlerweile ein großer Pulk zusammen. Die Gruppe, die er anführte, umfasste beinahe alle der anwesenden Sklaven. Vielleicht soli- darisierten sich viele aber auch nur mit ihm, weil sie eine Abneigung gegen die Wulfanen verspürten.
Über die Lippen des Hünen huschte ein zufriedenes Lächeln, als er die Streitmacht sah, die sich hinter ihm versammelte. Sein Führungsanspruch blieb also unangefochten.
»Ihr könnt froh sein, dass wir euch noch als Baterafutter brauchen«, knurrte er Matt und den Wulfanen zu. »Sonst würdet ihr schon hier und heute sterben.«
Zustimmendes Raunen wurde laut.
Mit einer herrischen Geste winkte Grath die drei Jäger in die Höhe, die auf dem Kuttenträger hockten. Kaum war das Gewicht von seinen Gliedern verschwunden, sprang der Schwarzgekleidete federnd in die Höhe. Seine Kapuze war durch den Kampf in den Nacken gerutscht, sodass Matt zum ersten Mal sein Gesicht sehen konnte.
Rissige Haut spannte über eingefallene Wangenknochen wie bei einem mumifizierten Totenschädel. Nur einige vereinzelte weiße Strähnen bedeckten den fast kahlen Schädel.
***
Kein Zweifel, Matt hatte sein Leben für einen Nosfera riskiert.
Von den Lippen des Nosferas tropfte Blut. Da sein Mund keine Verletzung aufwies, musste es von jemand anderem stammen. Erst jetzt fiel Matt auf, dass einer der Jäger am Hals verletzt war. Dicht neben seiner Hauptschlagader zeichneten sich zwei Zahnreihen ab, aus denen es rot hervor sickerte. Offensichtlich hatte der Kuttenträger versucht, sein Blut zu trinken. Die Wunde war aber nicht lebensbedrohend. Obwohl die Nosfera eine Form von modernen Vampiren darstellten, waren sie nicht darin geübt, ihre Mahlzeiten in Dracula-Manier zu sich zu nehmen. Sie benötigten scharfe Klingen, um entsprechende Verletzungen zu schlagen. Der Kuttenträger war aber ebenso unbewaffnet wie alle anderen.
Die Nosfera waren Mutanten, deren rote Blutkörperchen sich so schnell abbauten, dass sie fortlaufend Nachschub in Form frischen Blutes benötigen. Normalerweise stillten sie diesen Bedarf durch die Jagd auf Gerule und Kamauler, doch das war hier in Gefangenschaft nicht möglich.
Matts Blick traf sich mit dem des Kuttenträgers. Beide Männer taxierten sich eine Weile, als wollten sie abschätzen, wie weit sie dem anderen über den Weg trauen konnten. Über die Lippen des Nosfera kam kein Wort des Dankes. Ihm war klar, dass Matt nicht gewusst hatte, wem er da half. Trotzdem nickte er dem Piloten in respektvoller Anerkennung zu.
»Das war ein guter Kampf. Wie ist dein Name?« Er sprach im Idiom der Wandernden Völker. Offensichtlich stammte er vom Kontinent.
»Matthew Drax«, antwortete der Pilot. Als er sah, wie sich die vertrocknete Stirn des Nosfera in Falten legte, fügte er den Namen hinzu, den ihm Aruula verpasst hatte: »Maddrax!« Dieses Wort konnten sich die meisten Menschen dieser Zeit viel besser merken, daran hatte er sich längst gewöhnt.
»Ich heiße Navok«, stellte sich der Nosfera im Gegenzug vor.
»Schön, dass ihr beiden euch so gut versteht«, fuhr Grath wütend dazwischen. Der primitive Schläger ärgerte sich, weil er das Gespräch nicht verfolgen konnte, deshalb knurrte er Matt in verwaschenem Englisch an:
»Du kannst dich von nun an zu den Freeks gesellen. Kein normaler Mensch will etwas mit einem Nosfera-Freund zu tun haben.«
Ehe der Pilot richtig erfassen konnte, welche Folgen diese Drohung hatte, wandte sich Grath an die Jäger im Lederwams: »Ihr Drei habt euch gut bewährt. Ihr dürft euch meiner Gruppe anschließen. Morgen früh werden wir uns gemeinsam einen Weg durch das Tal des Todes schlagen.«
Als wäre damit alles gesagt, marschierte Grath wie ein Feldherr nach gewonnener Schlacht davon. Nerk folgte ihm schattengleich.
Zögernd wandten sich auch die übrigen Zuschauer ab. Nach und nach verzogen sie sich in ihre angestammten Ecken.
Matt und Aruula blieben alleine mit den Wulfanen und dem Nosfera zurück. Graths Drohung zeigte Wirkung. Kein Mensch war bereit, sich mit dem neuen Pärchen zu unterhalten, geschweige denn Freundschaft mit ihnen zu
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