019 - Das Sklavenspiel
schließen.
In einer Gemeinschaft, in der das Faustrecht herrschte, konnte die Zugehörigkeit zu einer Gruppe aber über Leben und Tod entscheiden.
Matt kratzte sich nachdenklich über seine blonden Bartstoppeln, während er zu den beiden Wulfanen sah, die ihre breiten Schlundlippen zu einem bizarren Grinsen verzogen. Der größere von ihnen deutete auf seine Brust und erklärte:
»Ich bin Arzak. Der Stinksack neben mir ist Drokar.«
Drokar ignorierte die Frotzelei seines Gefährten und nickte Matt und Aruula zu. Arzak war breitschultrig und rot behaart, sein Begleiter dagegen eher gedrungen und blond. Bis auf einen Lendenschurz aus weichem Leder waren sie nackt. Das dichte Fells, das ihre Körper bedeckte, machte jede weitere Kleidung überflüssig.
»Ohne eure Hilfe hätte es schlecht für mich ausgesehen«, bedankte sich Matt bei den Wolfsmenschen.
»Ein Mann sollte nicht allein gegen eine Übermacht stehen«, erklärte Arzak. Trotz der knurrenden Tonlage waren seine Worte gut zu verstehen. »Unsere Ehre gebietet uns, einem Mutigen beizustehen.«
Navoks eingefallenes Gesicht versteinerte bei diesen Worten. »Ach ja? Und warum habt ihr mir dann nicht geholfen?«
Drokar schnaubte verächtlich. »Eher friert das große Meer zu, als dass es einen Blutsäufer mit Ehre gibt.«
Die Miene des Nosferas blieb trotz der Beleidigung regungslos. Seine Stimme klang aber um einige Grade kühler, als er antwortete:
»Ihr Wulfanen seid genau so arrogant wie die Menschen, die mir vor die Füße spucken. Trotzdem bin ich bereit, euch für die nächsten Tage wie Brüder zu behandeln. Denn in einem hat dieser Grath Recht: Gegen die Gefahren im Tal des Todes haben nur die eine Chance, die sich gegenseitig helfen. Und da sonst niemand etwas mit uns zu tun haben will, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als uns zusammenzuschließen.«
»Du suchst wohl noch Reiseproviant, über den du im Schlaf herfallen kannst«, schnappte Arzak, dem das Angebot nicht zu schmecken schien.
»Ich kann von der Pampe, die wir hier zu essen bekommen, nicht leben«, gestand Navok ein. »Aber draußen im Wald gibt es genügend Tiere, von denen ich mich ernähren kann. Außerdem haben die drei Neulinge Streit mit mir gesucht, nicht umgekehrt. Ich habe sie dann nur verletzt, um meinen Durst zu stillen. Diese Kerle versuchten mich dagegen zu erschlagen, weil sie alles hassen, was anders ist als sie. Wer von uns ist wohl das größere Scheusal?«
»Navok hat Recht«, beschwichtigte Matt, bevor die Wulfanen den Streit weiter anfachen konnten. »Wir sollten uns überlegen, ob wir nicht eine Koalition schließen. Aber das musst nicht unbedingt hier sein, wo wir auf dem Präsentierteller stehen.«
Arzak nickte. »Stimmt, lasst uns auf unseren Platz zurückkehren.«
***
Unter den lauernden Blicken der übrigen Gefangenen, gingen die Fünf zu dem Platz, auf dem Matt die Wulfanen beim Betreten der Halle gesehen hatte. Dort hatten sich all jene zusammen gefunden,. die von den übrigen Sklaven nicht in ihrer Nähe geduldet wurden. Wulfanen, Taratzen, Nosfera und einige üble menschliche Visagen, denen man lieber nicht den Rücken zukehren wollte. Sie alle galten als die Freeks, mit denen man lieber jeden Kontakt mied.
Matt war aber überzeugt, dass er den beiden Wolfsmenschen trauen konnte. Trotz ihrer für menschliche Augen abstoßenden Gesichtsformen machten sie einen ehrlichen Eindruck auf ihn. Außerdem brachten sie ihm auch Vertrauen entgegen. Arzak und Drokar hatten sich bestimmt nicht umsonst in die Schlägerei eingemischt. Sie waren in dieser feindseligen Umgebung auf Unterstützung angewiesen, und ein Kämpfer, der Grath fast in die Knie gezwungen hatte, kam ihnen da genau so recht wie seine mutige Begleiterin.
Die beiden kräftigen Wulfanen gaben ebenfalls gute Kampfgefährten ab. Matt wusste, dass sie einer kriegerischen Kultur angehörten, denn bei seiner ersten Begegnung mit ihnen war er mitten in eine Schlacht gestolpert, die sie gegen ein unheimliches Spinnenvolk führten. [3]
Damals hatten sich die Wulfanen recht heimtückisch verhalten und ihn als Köder benutzt, um ihre Feinde in eine Falle zu locken.
Jetzt war die Situation grundlegend anders. Unter der Knute der Rojaals waren sie aufeinander angewiesen. Und die Not hatte schon manch ungewöhnliche Freundschaft zusammen geschweißt.
Mit Navok verhielt es sich ähnlich, trotzdem blieb Matt ihm gegenüber misstrauisch. Gerade weil der Nosfera sehr beherrscht und überlegt auftrat, war
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