0190 - Ein schwarzer Tag in meinem Leben
quälte mich wie ein böser Alptraum.
Es war lange her, daß ich in einem Krankenhaus gelegen hatte.
Nach der Vernichtung des Schwarzen Tods hatte es mich damals umgehauen, und der Aufenthalt war auch keine Erholung gewesen.
Überhaupt mochte ich diese Hospitäler nicht. Schon allein der Geruch störte mich sehr.
Im Liegen veranstaltete ich Schießübungen. Ich schwenkte den Arm zielte mal auf Fenster, dann auf die Tür. Wieder aufs Fenster, zur Tür hin und…
Da bewegte sich die Klinke.
Sie wurde nicht langsam nach unten gedrückt, sondern normal.
Trotzdem blieb ich mißtrauisch, auch hier im Bett war ich längst nicht außer Gefahr.
Ein kühlerer Luftzug fuhr über mein Bett. Ich versteckte rasch die Waffe unter der Bettdecke, wobei ich sie sicherheitshalber festhielt.
Zuerst sah ich nur einen Kopf. Eine weiße Haube, ein junges Gesicht darunter.
Ich atmete auf. Es war eine Schwester. Die Beretta ließ ich los und neben meinem rechten Bein liegen. Beides war durch das Laken verdeckt. Dann legte ich brav meine Arme so, daß die eintretende Schwester sie sehen konnte. Bestimmt hatte Suko das Mädchen geschickt, damit es nach mir sah. Die Oberschwester, von der ich telefonisch gehört hatte, war zum Glück nicht gekommen.
»Kommen Sie ruhig näher, Schwester«, sagte ich. »Gebissen habe ich bis heute noch nicht.«
Die Schwester folgte der Aufforderung und betrat das Zimmer.
Für einen Moment blieb sie an der Tür stehen, dann lächelte sie und kam auf mich zu…
***
Weit riß das junge, dunkelblonde Mädchen den Mund auf und wollte einen Schrei ausstoßen.
Die Zähne der Vampirin waren schneller. Bevor ein Laut über die Lippen des Girls drang, hatte sie zugebissen. Wie kleine Messer fuhren die Spitzen in den Hals, wo sie sofort eine Ader trafen und das heraussprudelnde Blut von dem weiblichen Vampir gierig getrunken wurde.
Die Krankenschwester mit dem dunkelblonden Haar wurde schlaff. Ihre Knie gaben nach, und sie sackte in den Armen der Blutsaugerin zusammen.
Eisern hielt Violetta fest. Sie trank das Blut, und Corinna stand daneben. Sie mußte zusehen.
Es war Zufall, daß sie die kleine Krankenschwester getroffen hatten. Sie war ihnen buchstäblich über den Weg gelaufen, als sie sich aus der Leichenhalle fortstahlen. Die Krankenschwester war in einem Bügelzimmer verschwunden, um saubere Wäsche herauszulegen. Dann hatte es sie erwischt.
Ein paar Blutstropfen sprudelten aus dem saugenden Mund des weiblichen Vampirs. Sie fielen auf die blütenweiße Wäsche, wo sie ein makabres Muster zeichneten.
Nach endlos langen Minuten ließ Violetta Valeri von ihrem Opfer ab. Kraftlos fiel die Krankenschwester zu Boden.
Die Untote lachte leise. »Wir brauchen das Monster nicht«, zischte sie und wischte sich über den Mund. »Nein, das Monster kann dableiben. Was wir zu erledigen haben, schaffen wir auch so.« Siegestaumel hatte sie gepackt, und mit funkelnden Augen schaute sie Corinna an.
Die nickte. »Es stimmt, was du gesagt hast. Nur will ich ebenfalls ein Opfer. Du hast deins bekommen, ich nicht. Ich brauche es, ich spüre, wie es in mir kribbelt, ich werde mich verwandeln, ich…«
»Gar nichts wirst du!« erwiderte die Valeri kalt. »Du hältst dich zurück. Ich errege kein Aufsehen. Aber du. Eine Werwölfin würde zu sehr auffallen. Merk dir das.«
Corinna Camacho wollte etwas erwidern, doch als sie in das Gesicht der Untoten sah, hielt sie den Mund.
»Deine Stunde kommt noch. In dieser Nacht. Vielleicht kannst du sogar John Sinclair zerfleischen!«
Als Violetta Valeri das sagte, sträubten sich die feinen Härchen auf der Haut der anderen. Diese Idee war gut, sogar so gut, daß sie sie unbedingt ausführen wollte.
»Und was machst du mit ihr?« fragte Corinna, wobei sie auf die Krankenschwester deutete.
»Wir werden ihr schon klarmachen, daß sie zu uns halten muß. Sie wird uns zu Sinclairs Zimmer führen und auskundschaften, wie schlecht es ihm geht.«
»Die Idee ist ausgezeichnet.«
Violetta Valeri hörte gar nicht hin. Sie war an einen der Schränke getreten, öffnete zwei Türen und durchsuchte die Fächer. Wütend klang ihr Schimpfen, weil sie nicht das gefunden hatte, was sie haben wollte.
»Was suchst du denn?« fragte Corinna.
»Zwei weiße Kittel.«
»Warte, ich helfe dir.«
Corinna Camacho hatte Glück. Sie fing am entgegengesetzten Ende an zu suchen und fand das Gewünschte. Sogar die Größe stimmte einigermaßen für die beiden Frauen.
Sie knöpften die Kittel nicht
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