0191 - Damons letzter Kampf
behördlichem Segen Zweitausweise beantragt, die hier sorgsam geschützt bereit lagen. Jetzt kamen sie ihm zugute. Raffael ließ die Ausweise für Zamorra und Nicole ebenfalls in den flachen Aktenkoffer wandern. Dann griff er noch einmal in den Schrank, zog eine kleine Plastikkarte hervor, die Zamorra vor langer Zeit einmal erhalten hatte, als er einen Fall in England zu lösen hatte. Der Meister des Übersinnlichen erinnerte sich nur in den seltensten Fällen daran, daß er diesen Sonderausweis der britischen Regierung, der ihm weitreichende Vollmachten hoheitlicher Art verlieh, überhaupt noch besaß, und mißbraucht hatte er die Macht noch nie, die in dieser Karte manifestiert war.
Es war nur eine Eingebung, die Raffael nach dem Sonderausweis greifen ließ, der immer noch Gültigkeit besaß.
Dann folgten Kreditkarten und Bargeld, Schecks… und schließlich auch noch Ersatzkleidung. Raffael sagte sich, daß, wenn die Ausweise verlorengingen, auch die Kleidung verschwunden sein konnte. Er packte zwei Koffer, stellte sich Nicoles grimmiges Gesicht vor, weil er mit Sicherheit bei seiner raschen Auswahl »nicht das Richtige« getroffen hatte, und verließ Schloß Montagne. Aus dem Fahrzeugpark des Professor nahm er den großen Citroën CX 2400 Prestige, da der Geländewagen unangemessen erschien und ihm als traditionell denkendem Franzosen der Opel Senator 3.0 E suspekt war.
Raffael ließ das Schloß in Obhut der Köchin und des Gärtners, die sich dort für gewöhnlich einmal am Tag für ein paar Stunden sehen ließen und ihren Pflichten nachkamen, und die beide Schlüssel für das große Außentor besaßen, und lenkte die Sänfte auf Rädern in Richtung Süddeutschland.
Von einem Mann namens Karl Stettner oder einem Dämon, der Salkor hieß, hatte Raffael Bois noch nie etwas gehört.
***
Karl Stettner alias Salkor hatte den Namen Raffael Bois bisher ebenfalls noch nie gehört, bis Master Grath auf dem Beifahrersitz ihn aussprach.
»Was ist mit dem?« fragte Salkor schroff.
Der Wagen hatte München erreicht und schob sich über eine breite Ausfallstraße dem Stadtkern entgegen.
Stettners Restbewußtsein nahm alles fast wie im Traum wahr. Er hätte fast über die Situation lachen können, wenn sie nicht in Wirklichkeit so ernst und nicht nur für ihn bedrohlich gewesen wäre. Da fuhr ein von einem Dämon besessener Mensch in einem modernen Auto durch eine moderne Großstadt, und neben ihm saß ein Unikum von einem schwarzen Teufelchen, das außer Stettner niemand zu sehen schien. Obgleich sie langsam und am Straßenrand fuhren, fiel keinem Passanten das befremdliche Aussehen des Teufels auf. Es war, als sei Master Grath für Außenstehende überhaupt nicht vorhanden.
»Zamorra hat mit ihm telefoniert. Raffael Bois kommt und bringt Hilfe irgendwelcher Art«, sagte Master Grath.
»Ich kenne keinen Zamorra«, brummte Salkor unzufrieden. Die Unzufriedenheit übertrug sich auf Karl Stettner.
»Der Mann, der bei Kerr ist«, erklärte Master Grath. »Ich kann seine Gedanken nur verwaschen erkennen, aber er erwartet Hilfe von diesem Bois. Wir müssen es verhindern.«
»Ich dachte, wir sollten Kerr auslöschen«, knurrte Salkor.
»So etwas Dämliches wie du hat mir gerade noch in der Raupensammlung gefehlt«, zischte Grath. »Was glaubst du, welche Belohnung uns erwartet, wenn wir auch diesen Zamorra erwischen?« Und mit hastig hervorgestoßenen Worten informierte er ihn darüber, wer dieser Professor Zamorra war.
»Und wer ist dieser Raffael Bois?« wollte Salkor wissen.
»Frag mich was Leichteres«, zischte Master Grath. »Aber wir werden ihn abfangen. Wir können jederzeit feststellen, wo Kerr und Zamorra sich aufhalten, und wir werden diesem Bois eine Falle stellen. Danach sind die beiden anderen dran. Weiß LUZIFER, woher dieser Zamorra plötzlich aufgetaucht ist. Er galt als verschollen.«
»Vielleicht durch das Weltentor.«
»Möglich. Los, fahr weiter! Das da drüben ist übrigens eine rote Ampel!«
»Und?« fragte Salkor. »Was bedeutet das?«
»Daß du auf die Bremse treten mußt, du Schrumpfhirn!« zeterte Master Grath. »Du solltest deinem Wirtskörper mehr Eigeninitiative überlassen, der versteht nämlich mehr vom Autofahren als du!«
Widerwillig gab Salkor nach. Gerade noch rechtzeitig kam der Wagen vor der Ampel zum Stehen. In Querrichtung zischte ein Polizeiwagen über die Kreuzung.
»Ein Zusammenstoß mit dem hätte uns gerade noch gefehlt«, pfiff Master Grath. »Los, beeile dich, damit
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