0191 - Damons letzter Kampf
wir eine günstige Ausgangsposition bekommen. Wir müssen die Umgebung Zamorras erkunden.«
Langsam tastete sich der Wagen tiefer ins Innenstadtgewühl vor, seinem Ziel näher.
***
Hinter den Bergen verschwand die Sonne. Die Dunkelheit kam und mit ihr erstarkte die Macht der Finsterlinge. Die Dunkelheit, die Nacht, war die Zeit der Dämonen, der Teufel und Bestien.
Drei Menschen blieben von dieser Dunkelmacht scheinbar unberührt: Zamorra, Nicole und Kerr. Kerr hatte sich breitschlagen lassen, seinen Kontostand doch noch von Nicole plündern zu lassen, und gegen Abend erschien sie in einem sündhaft teuren Etwas, dem man seinen Preis vor allem durch seine Schlichtheit ansah, wieder im Hotel.
Was die Unterbringung anging, so hatte Kerr weder Kosten und Mühen gescheut und sich nach seiner Ankunft aus London im Sheraton einquartièrt. Dies war in weiser Berechnung geschehen. Die Dämonischen arbeiteten im Hintergrund. Spektakuläre Auftritte, wie sie bei einem Mordanschlag auf einen Druiden zu erwarten waren, schlossen sich in einem solch vornehmen Gemäuer von selbst aus. Diese relative Sicherheit hatte zwar seinen Preis, aber Kerr war gewillt, sein Leben über seinen Kontostand zu stellen. Und Zamorra und Nicole hatten auch dort vorübergehend Quartier gefunden.
Sie ahnten nicht, daß, während sie sich im Hotelrestaurant aufhielten und ihre knurrenden Mägen beruhigten, sich ein dämonisches Netz immer enger zusammenzog. Ein Netz, das ein unscheinbar und fast harmlos aussehendes schwarzes Teufelchen aufgespannt hatte.
Aber die harmlosen Teufel sind schon immer die gefährlichsten gewesen. Master Grath stand unter Zugzwang, wenn er es sich nicht mit Damon verderben wollte.
»Raffael müßte eigentlich jeden Moment eintreffen«, brummte Kerr nach einem Blick auf seine Uhr. Am Telefon hatte Zamorra ihm mitgeteilt, wo sie zu finden sein würden.
In der Tat war Raffael bereits in der Nähe…
***
Raffael Bois warf einen Blick auf die Borduhr des großen Citroën. Er war nicht gerade schnell, aber zügig gefahren und rechnete damit, seinen Dienstherrn und Nicole Duval noch in dieser Nacht nach Frankreich zurückfahren zu können. Immerhin war er nicht eingeweiht, wußte nicht, was geschehen war und noch geschehen sollte. Und er wußte auch nicht, daß er bereits Bestandteil eines dämonischen Plans geworden war.
Er hatte sich den Stadtplan eingeprägt. Seine Gedächtnisleistungen hatten niemals nachgelassen, und wenn er sich auf bestimmte Dinge konzentrierte, prägten sie sich ihm unauslöschlich ein. Er wußte jetzt über den genauen Weg an sein Ziel Bescheid, kannte gewissermaßen jede Einbahnstraße - auf dem Papier. Dennoch mußte er sich anstrengen, sich in der Dunkelheit der Bayemmetropole zurechtzufinden, denn Stadtplan und Wirklichkeit unterscheiden sich zumeist doch ein wenig, zumal man leicht die Entfernungen unterschätzt -oder auch überschätzt.
Raffael fuhr bedächtig und gewissenhaft. Nach einiger Zeit sah er die Leuchtschrift an der Hotelfassade und fuhr an den Straßenrand. Man würde es ihm als Ausländer wohl nicht sonderlich übelnehmen, wenn er den Wagen für ein paar Minuten ins eingeschränkte Halteverbot stellte.
Er stoppte ab, halb auf der Bordsteinkante stehend, und schaltete im Wagen alles bis auf die Parkleuchte aus. Dann stieg er ins Freie.
Leicht verengte er die Augen, als er aus dem Hotelportal jemanden ins Freie treten sah, der direkt auf ihn zuhielt.
Professor Zamorra!
***
Es war der Augenblick, wo Zamorra sich am kleinen Tisch im Hotelrestaurant zurücklehnte und mit der Hand nach seinem Amulett tastete, das er unter dem geschlossenen Hemd auf der bloßen Haut trug. Hatte es sich nicht ein wenig erwärmt? Oder war es eine Täuschung, war es so, daß seine eigene Körpertemperatur sich leicht verändert hatte?
Er lauschte in sich hinein, versuchte auf die Impulse des Amuletts zu achten.
»Was ist mit dir?« fragte Nicole. Ihr war die leichte Geistesabwesenheit des Parapsychologen nicht entgangen.
Er sah sie an, fühlte wieder nach der Silberscheibe.
Sie hatte sich erwärmt. Ganz schwach nur, aber dennoch deutliches Alarmzeichen.
»Da ist etwas«, sagte er.
***
Gemessenen Schrittes, wie es seine Art war, bewegte sich Raffael auf den Mann zu, der ihm entgegenkam. Ein schwaches Hochgefühl breitete sich in ihm aus, weil Zamorra wieder aufgetaucht war. Deshalb fragte der alte Diener sich nicht, aus welchem Grund Zamorra auf eine Entfernung von guten fünfzig Metern auf
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