0191 - Damons letzter Kampf
geschlossen war, konnte er ihn sehen.
Es war eine untersetzte, mit schwarzem Pelz überwachsene Kreatur, aus deren Schädel Hörner wuchsen. Der Schwarze pfiff schrill und mißtönend.
»Fahr endlich los, Salkor!«
Der Teufel selbst fuhr in Stettners Auto.
***
»Raffael kommt«, sagte Zamorra, als er die Telefonzelle wieder freigab. Die rüstige Dame warf ihm und Kerr giftige Blicke und Schimpfworfe nach, von denen »Betrüger« noch das harmloseste war. Kerr schmunzelte. »Sorry, Madam, aber ich bin wirklich Yard-Inspektor… möchten Sie die Dienstmarke noch einmal sehen…?«
Die Dame schlug die Zellentür hinter sich zu und hatte diesmal den wild kläffenden Zwergpinscher mit sich in Sicherheit genommen. Nicole schmunzelte.
»Raffael will sofort losfahren, hat er gesagt. Er wird Legitimationen mitbringen, außerdem Bargeld sowie einen Überweisungsauftrag, den ich unterzeichnen werde, damit Kerr sein ausgelegtes Geld sofort zurückerhält.«
Nicole atmete auf. »Dann geht ja alles wunderbar klar«, sagte sie. »Wann will er hier sein?«
Zamorra rechnete. Raffael Bois, der alte und äußerst zuverlässige Diener, ohne den Château Montagne überhaupt nicht vorstellbar war, war ein ruhiger Fahrer. Auch wenn er wußte, daß die Zeit drängte, würde er nicht wie ein Irrer durch die Alpenpässe brausen. »Spätabends, schätze ich«, sagte Zamorra.
Ein seltsames Gefühl in ihm pulsierte und wollte warnen. Es geht alles viel zu glatt, warnte die innere Stimme.
»Spät abends«, sagte Nicole. »Dann können wir ja doch noch einen Einkaufsbummel machen. Die läppische Belastung wird dein Konto ja wohl noch ertragen, Kerr, zumal das Geld ja wohl morgen schon wieder an dich überwiesen wird.«
»Wer weiß«, murmelte Kerr.
»Du wirst mit ein paar tausend Mark rechnen müssen«, schmunzelte Zamorra. Aber Kerr winkte nur ab. »Was opfert man nicht alles für seine Freunde… es wird ja nichts mehr dazwischenkommen.«
Von Karl Stettner ahnte er nichts.
***
Raffael Bois, der gute Geist von Schloß Montagne, dachte ebenfalls nicht an eine Bedrohung. Er war erleichtert, wieder ein Lebenszeichen von Professor Zamorra und Mademoiselle Duval zu erhalten. Fast hatte er die Hoffnung schon aufgegeben, sie noch einmal wiederzusehen und hatte befürchtet, daß diesmal jener Fall eingetreten war, mit dem Zamorra bei seinen Abenteuern ständig rechnen mußte: der Tod. Aber jetzt war er erleichtert, daß seine Befürchtungen grundlos gewesen waren, und die gute Nachricht beflügelte seinen Geist.
Raffael war Diener. Doch darin allein erschöpften sich seine unglaublichen Fähigkeiten nicht. Er konnte alles, machte alles und war auch ständig einsatzbereit. Zu jeder Tages- und Nachtzeit war er dezent im Hintergrund anwesend, stets korrekt gekleidet, hellwach und dienstbereit. Und trotz seines hohen Alters dachte er selbst noch nicht daran, zu kündigen und Altersrente zu beziehen. Er gehörte zum Schloß wie ein Einrichtungsgegenstand, und schon mehrfach hatte Zamorra sich gefragt, was werden würde, wenn Raffael einmal nicht mehr da war.
Es war unvorstellbar.
Raffael betrat eines der vielen Zimmer von Château Montagne. Es war nicht das eigentliche Arbeitszimmer des Professors mit dem wuchtigen, hufeisenförmigen Arbeitstisch mit integriertem Computerterminal, auch nicht einer der vier durch Mauerdurchbrüche miteinander verbundenen Räume, in denen sich seit kurzer Zeit eine leistungsfähige elektronische Datenverarbeitungsanlage befand, die Zamorra das mühevolle Nachblättern in ein paar tausend Büchern seiner sehr umfangreichen Bibliothek ersparen sollte, wenn er Material zu einem bestimmten Stichwort benötigte. Noch war das aber Wunschtraum, weil bislang nur ein Bruchteil alles gesammelten schriftlichen Wissens auf den Magnetbändern gespeichert und ständig abrufbereit war.
Es war eines der anderen, selten benutzten Zimmer.
Raffael wußte nicht genau, was sein Dienstherr außer den erwähnten Dingen noch zusätzlich benötigte. Aber dennoch machte er eine kleine Zusammenstellung nützlicher Kleinigkeiten, die er in diesem Raum fand, und legte sie in einen flachen Aktenkoffer. Dann wechselte er in Zamorras Arbeitszimmer, fand ohne langes Suchen das richtige Schubfach in einem der schmalen Schränke und förderte die Ausweise hervor.
Zamorra hatte schon vor langer Zeit damit gerechnet, daß einmal seine oder Nicoles Legitimationen verlorengehen würden. Aus diesem Grund hatte er schon vor ein paar Jahren mit
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