0191 - Damons letzter Kampf
schaffen können, würde auch Zamorra nicht gelingen. Es würde nur eine Möglichkeit geben: den Zweikampf bis zum Tod eines der beiden Gegner.
In diesem Moment wußten beide nicht, daß es ein mächtiges Wesen gab, das daran interessiert war, daß Damon nicht starb - Merlin, der Magier!
»Mein Preis«, sagte Damon. »Wenn du siegst - wenn! -, zieht ihr unbehelligt eurer Wege. Was setzt du, Zamorra?«
»Ich verspreche dir nichts, Damon«, sagte der Meister des Übersinnlichen.
Damon lächelte. »Meine Worte sind nicht leer. Ich habe es nicht nötig, denn ich bin stark genug.«
Unwillkürlich warf Zamorra einen Blick auf Byanca. Das Mädchen nickte. »Glaube ihm, Zamorra«, rief sie ihm zu. »Damon hat nie gelogen…«
Zamorra sah sie prüfend an. Damon mußte wirklich sehr stark sein.
Plötzlich straffte sich Byancas Körper.
»Zamorra, gib mir das Schwert!« forderte sie. »Laß mich gegen Damon kämpfen!«
Er hob die Brauen.
Plötzlich ging eine Veränderung mit Damon vor. Er sprang zu Byanca, löste rasch ihre Fesseln und stieß das verblüffte Mädchen zu Zamorra. »Tu ihr den Gefallen und erfüll ihren letzten Wunsch!« brüllte er. »Sie will es so… sie will als erste durch meine Hand sterben!«
Zamorra starrte Damon entgeistert an. Er begriff den plötzlichen Wandel dieses Ungeheuers in Menschengestalt nicht. Sein Gesicht war verzerrt.
»Los, gib ihr das Schwert!« schrie der Dämon. »Ihr alle sterbt hier, aber sie als erste!«
Und langsam, ganz langsam, wie unter hypnotischem Zwang, streckte Byanca ihre schmale Hand nach dem Dhyarra-Schwert in Zamorras Faust aus.
***
Zamorra starrte wie gebannt auf Byancas sich nähernde Hand. Tausend Gedanken kreisten durch sein Gehirn. Nur langsam kristallisierte sich eine Erkenntnis heraus.
Byanca durfte nicht kämpfen!
Nicht, weil sie eine Frau und Zamorra ein Kavalier der alten Schule war. Die Gründe lagen in anderen Bereichen.
Zamorra entsann sich der seinerzeit von Iljuschin niedergeschriebenen Legende von Damon und Byanca, von der Straße der Götter. Iljuschin mußte sehr viel über die beiden Hybriden und jene andere Welt gewußt haben. Woher, war eine andere Frage. Irgendwann einmal würde Zamorra Iljuschin danach fragen, falls sich ihre Wege eines Tages wieder einmal kreuzten.
Wenn du diesen Kampf überlebst! schränkte eine innere Stimme ein.
Es war zu riskant, Byanca gegen Damon kämpfen zu lassen. Mochte sie auch endgültig zu der Erkenntnis gekommen sein, daß all ihre Bemühungen, den Unheimlichen zu bekehren, scheitern mußten, mochte sie gewillt sein, das Böse auf die andere Weise zu zerstören - so, wie es vor dreitausend Jahren in der anderen Welt bestimmt worden war-, es durfte nicht sein. Denn nur zu deutlich sah Zamorra den Kristall, den Damon umklammerte. Ein Kristall zwölfter Ordnung.
Herausgebrochen aus dem Schwert der Götter, das einst Byanca gehört hatte und jetzt im Felsen in der Mardhin-Grotte steckte.
Und Byancas Hand streckte sich nach dem Schwert der Dämonen und seinem Kristall aus.
Zamorra zögerte keine Sekunde daran, daß beide Kristalle mit den Bewußtseinen ihrer ehemaligen Besitzer verschlüsselt worden waren. Es gab noch immer die unsichtbaren Verbindungen, wenngleich auch wohl auf andere Weise, als ein menschlicher Verstand es sich zu erklären vermochte. Denn auch verschlüsselte Kristalle blieben ihrem Wesen nach neutral; es machte Damon ebensowenig Schwierigkeiten, Byancas Kristall für seine Zwecke einzusetzen wie umgekehrt.
Und die Legende sagte, daß beide, Damon wie Byanca, durch ihre eigenen Kristalle zu besiegen waren.
Und genau das würde geschehen. Sie würden mit ihren gegenseitigen Kristallen aufeinanderprallen… und besiegt werden.
Beide.
Der Halbdämon und die Halbgöttin. Der Vertreter des Bösen und die Vertreterin des Guten. Es würde keinen Sieger geben, sondern nur zwei Verlierer.
Und in Byancas Augen las Zamorra, daß sie es wußte. Sie nahm es in Kauf, akzeptierte ihre eigene Vernichtung, um Damon auf seinem unheilvollen Weg zu stoppen. Wenn sie schon nicht in der Lage war, seine Liebe zurückzugewinnen und ihn auf den Weg des Guten zurückzulenken, so wollte sie mit ihm gemeinsam den Tod erleiden.
Immer noch wirbelten Zamorras Gedanken. Warum tat sie das? Fürchtete sie, an Damons Tod innerlich zu zerbrechen? War ihre Liebe zu ihm so stark?
Doch als ihre Hand das Schwert fast schon berührte, zog er die Hand zurück, schüttelte stumm den Kopf.
Byanca durfte der Welt
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