0191 - Fenris, der Götterwolf
der Geistliche die Stimme eines Polizisten.
Father Stone schaute auf. »Ich danke Ihnen.«
»Trotzdem hätten wir Fragen.«
»Ja, natürlich. Allerdings nicht hier. Es sind zu viele Zeugen anwesend, Sie verstehen…«
»Klar, Father. Sollen wir zu Ihnen gehen?«
»Das wäre am besten.«
Sie kamen nicht dazu. Weiter vorn torkelte eine Gestalt durch den Nebel. Jemand schrie mit lauter Stimme. »Verdammt, wo treiben sich denn die Polizisten herum?«
»Hier sind wir.«
Als der Mann näherkam, sahen die beiden Polizisten und der Pfarrer, daß er ein Gewehr trug. Sein Gesicht glänzte. Das dichte braune Haar stand wirr vom Kopf. Pfeifend holte er Luft.
»James Kiddlar«, sagte der Geistliche. »Beruhigen Sie sich erst einmal. Erzählen Sie uns danach, was geschehen ist.«
»Geschehen ist?« Kiddlar holte tief Luft. »Die Hölle ist los, wirklich. Und zwar die Hölle in Form von gefährlichen Wölfen. Rose, meine Tochter, hatten wir zum Milchholen geschickt. Auf dem Rückweg wurde sie von zwei Wölfen bedrängt.«
»Was?«
Die Polizisten hatten die Frage gestellt, während Father Stone schwieg und die Hände faltete.
»Ist ihr etwas passiert?« erkundigte sich der Geistliche dann mit leiser Stimme.
»Nein, zum Glück nicht. Aber sie hat auch nicht gelogen. Die Wölfe waren da.« Kiddlar schaute sich um. Neugierige hatten einen dichten Kreis um ihn gebildet. »Hört alle zu. Die Wölfe haben Rose gewarnt. Sie werden bestimmt kommen, und dann geht es uns dreckig. Uns allen geht es dann dreckig. Wir können uns auf etwas gefaßt machen.«
Als James Kiddlar seine Rede beendet hatte, schwiegen die meisten. Niemand wußte, was er darauf erwidern sollte, keiner hatte die Patentlösung.
»Wir sollten sie jagen«, sagte schließlich einer der Polizisten.
»Wie denn?« rief Kiddlar und wischte über seine Stirn. »Jagen Sie mal bei diesem Nebel Wölfe. Die können sich doch verstecken und in die Häuser eindringen, ohne daß wir sie bemerken.«
»Dann müssen wir eben sämtliche Türen und Fenster schließen«, entgegnete der Polizist.
»Und wie lange sollen wir in den Häusern hockenbleiben?«
»Bis der Nebel vorbei ist.«
»Nein.« Kiddlar schüttelte den Kopf. »Ich habe einen kleinen Betrieb, und ich habe zum Glück noch Aufträge, das sind Terminsachen. Wenn ich nicht pünktlich liefere, dann kann ich mir demnächst meine Aufträge an den Hut stecken. Es geht nicht, wir müssen sie finden. Ich bin dafür, daß sich alle Männer zusammentun, ihre Gewehre nehmen, falls vorhanden, und sich auf die Jagd nach den Bestien machen. Außerdem bilden wir Gruppen und nehmen Fackeln mit. Wenn wir optimistisch rechnen, sind zwei Wölfe unterwegs. Das reicht, finde ich. Einen habt ihr ja schon getötet.« Kiddlar schaute sich um. »Wer hat diese Bestie eigentlich erschossen?«
»Niemand«, erwiderte der Pfarrer.
Kiddlar war durcheinander. »Wieso niemand? Der Wolf ist doch tot. Den muß jemand umgebracht haben.«
»Das schon, aber nicht erschossen.«
»Sondern?«
»Erschlagen«, log der Pfarrer schnell. »Zwei Fremde, die zur Beerdigung gekommen sind, haben sich des Tieres angenommen.«
Kiddlar nickte beeindruckt. »Das ist allerhand, wirklich. Hätte ich nicht gedacht, daß jemand so etwas schafft. Und wo sind die beiden Wunderleute?«
»Nicht hier.«
Kiddlar grinste den Pfarrer schief an. »Dann haben sie wohl Angst bekommen?«
»Das gewiß nicht. Wie ich sie kenne, sind sie auf Wolfsjagd gegangen. Die beiden sind Scotland Yard-Beamte, und ich finde, wir sollten ihnen vertrauen.«
Der Vorschlag des Geistlichen erweckte bei den Umstehenden keinerlei Begeisterung. Murren wurde laut. Jemand sagte: »Ausgerechnet zwei Engländer. Wir können uns doch selbst helfen oder was meint ihr?«
»Klar, das schaffen wir.« Kiddlar gab die Antwort und schlug auf seinen Gewehrkolben. »Hiermit werde ich ihnen die verdammten Schädel schon zerschießen.« Er drehte sich im Kreis. »Also Leute, wer von euch macht mit?«
Die Arme der meisten Männer schnellten in die Höhe. James Kiddlar nickte zufrieden, bevor er sich an den Pfarrer wandte. »Sie sehen, Father Stone, Sie sind überstimmt. Das hier ist nicht mehr Ihr Job. Beten Sie für uns.«
»Das werde ich auch«, erwiderte der Geistliche. »Aber ihr macht einen Fehler. Wartet auf das Ergebnis der beiden Männer aus London. Sie haben auch den ersten Wolf erledigt. Ich bin davon überzeugt, daß sie es schaffen werden.«
»Aber wir nicht, Herr Pfarrer.«
Father Stone hob
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