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0191 - Fenris, der Götterwolf

0191 - Fenris, der Götterwolf

Titel: 0191 - Fenris, der Götterwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einem Knistern. Licht zuckte auf, das sich gedankenschnell ausbreitete und einen Ring um den Körper des Wolfes legte. Das Tier bäumte sich trotz seiner Ohnmacht auf, und ich sah plötzlich über seinem Gesicht das einer Frau schimmern.
    Geisterhaft bleich sah es aus. Mit großen Augen und einem feinen Lächeln.
    Dann war das Gesicht verschwunden…
    Der Wolf lag ruhig da. Er löste sich nicht auf. Als ich mit den Fingern durch sein Fell strich, fühlte es sich seltsam spröde an, und auch die Augen kamen mir zu starr vor.
    Suko sprach das aus, was ich dachte. »Das Tier ist tot, John. Dein Kreuz muß es getötet haben.«
    »Ja. Aber er löst sich nicht auf!«
    Mein Freund hob die Schultern. »Das verstehe, wer will, John. Ich nicht.«
    Ich erhob mich und steckte das Kreuz weg. Als ich den Kopf nach rechts drehte, sah ich den Pfarrer. Der Mann wankte zu einem Stuhl und ließ sich schwer darauffallen.
    »Nun?« fragte ich ihn. »Sie haben es hoffentlich gesehen, Hochwürden.«
    »Ja, das habe ich.« Er nickte und drückte vier Fingerspitzen von zwei Seiten gegen die Stirn. »Ich habe sogar sehr deutlich gesehen. Es war ein Gesicht, und ich kannte es.«
    »Wer ist es?« fragte ich.
    »Wir nannten sie Mutter Barbara. Die vorletzte Äbtissin des Klosters. Sie und der Wolf müssen dann…« Der Pfarrer redete nicht mehr weiter, sondern hob den Blick und schaute mich an. »Meine Güte, das ist doch unmöglich. Die Äbtissin war eine sehr fromme Frau. Das hier ist Teufelswerk. Ich kann es nicht fassen, Oberinspektor. Wirklich nicht. Das geht in meinen Kopf nicht rein.«
    Was sollte ich darauf antworten? Auch Suko wußte keinen Rat.
    Das sah ich ihm an. Er war ebenfalls ein wenig hilflos und um eine Erklärung verlegen.
    »Was sagen Sie denn dazu?« Der Geistliche gab nicht auf. Er wollte von mir eine Antwort.
    »Nichts, Herr Pfarrer.«
    »Sie enttäuschen mich.«
    »Wieso? Was verlangen Sie, Hochwürden? Ich kenne die näheren Umstände des Falls nicht, aber ich werde sie kennenlernen. Darauf gebe ich Ihnen Brief und Siegel. Sie haben mir vorhin abgeraten, dem Kloster einen Besuch abzustatten. Denken Sie jetzt auch so, Herr Pfarrer?«
    »Wohl kaum.«
    »Dann werden mein Kollege und ich uns das Kloster einmal ansehen. Wie heißt die Äbtissin, die es leitet?«
    »Mutter Clarissa.«
    »Mit ihr werden wir reden.«
    »Aber sie ist völlig normal, Mr. Sinclair. Auch die anderen Nonnen. Da werden Sie kein Glück haben…«
    »Das haben Sie von der anderen Äbtissin auch behauptet«, hielt ich entgegen.
    »Die ist lange schon tot.«
    »Vielleicht liegt da die Lösung des Rätsels«, mischte sich Suko in den Dialog.
    »Wieso?«
    »Wo ist sie denn begraben worden?« wollte der Chinese wissen.
    »Auf dem Kloster-Friedhof.«
    »Der, wie ich annehme, sich nahe beim Kloster befindet.«
    »Ja, er liegt auf dem Klostergelände.«
    »Von dem die Legende erzählt, daß es dort nicht mit rechten Dingen zugegangen ist«, sagte ich.
    Der Pfarrer hob die Arme und ließ sie wieder fallen, wobei seine Handgelenke auf die Oberschenkel klatschten. »Ja, aber das sagt nur die Legende.«
    Ich deutete auf den toten Wolf. »Ist er hier auch nur Legende, Hochwürden?«
    »Nein.«
    »Sehen Sie. Ich wäre von selbst nie darauf gekommen, wenn Sie mir nicht von dem Wolf Fenris erzählt hätten. Seine Magie wird dort noch nachwirken, dessen bin ich mir sicher.«
    »Und die Sache auf dem Friedhof«, bemerkte Suko.
    Der Geistliche schaute den Chinesen an. »Was ist denn da schon wieder passiert? Oder meinen Sie die Leichenhalle?«
    »Nein, nein.« Suko berichtete, was wir erlebt hatten, als wir nach der Trauergemeinde den Friedhof verlassen wollten.
    Der Pfarrer wurde noch blasser. »Das… das ist ja schrecklich«, murmelte er.
    »Da haben Sie ein wahres Wort gesprochen, Hochwürden. Ich frage mich nur, wie es kommt, daß auch meine Bekannte Nadine Berger in diesen teuflischen Kreislauf geraten ist. Darauf möchte ich gern eine Antwort haben.«
    »Von mir?«
    Ich lächelte dem Pfarrer zu. »Wenn Sie dazu in der Lage sind, dann gern.«
    »Kaum.«
    »Überlegen Sie. Hat Nadine Berger irgendeine Verbindung zu dem Kloster gehabt?«
    »Nein, wirklich nicht.«
    Ich glaubte dem Pfarrer. Er spielte uns hier keine Komödie vor, sondern war ebenso geschockt wie wir.
    »Dann werden wir wohl weiter nach einer Lösung suchen müssen«, sagte ich und erhob mich von meinem Stuhl. Ein paarmal drückte ich das linke Bein durch. Die Wunde zog zwar noch, sie schmerzte zum

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