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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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Verblüffung der Zuschauer hüllte den Raum minutenlang in Schweigen.
    Aber als der Leutnant erwähnte, Zamorra habe ihm anvertraut, es handele sich hier um Inspektor Muhara, brüllten alle vor Lachen, die den Inspektor kannten.
    »Was ist denn der Körper?« widersprach Zamorra. »Nichts anderes als die Hülle, der Aufenthaltsort für etwas, was in den verschiedenen Religionen zweifellos mit verschiedenen Namen belegt wird, dem auch jeweils andere Eigenschaften zugeschrieben werden und dem auch ein wechselndes Schicksal prophezeit wird, aber immerhin können wir uns doch auf die allgemeine Formel einigen, daß es sich um eine nicht materielle Energie handelt. Sie beherrscht und formt die Materie, das heißt den Körper. Wie wäre es denn sonst möglich, daß in Indien Männer sich von Degen durchbohren lassen, ohne anschließend an den Verletzungen zu sterben? Wie können Menschen barfuß über glühende Kohlen schreiten, ohne sich schwer zu verbrennen? Wie wollen Sie alle diese Phänomene deuten?«
    »Das würde Stunden dauern«, konterte der Arzt, »aber jedenfalls gibt es niemanden, der in ganz kurzer Zeit sein Erscheinungsbild verändert - noch dazu gegen seinen Willen.«
    »Worauf würde das ankommen?« fragte Zamorra ernst. »Auf die Stärke der geistigen Energie, die auf die Materie einwirkt.«
    »Eine Art Atommeiler der geistigen Energie, wie?« spottete der Leutnant unsicher.
    Zamorra nickte.
    »Der Vergleich ist gar nicht so schlecht. Und aus der Tatsache, daß es bislang etwas nicht gab, können wir doch keineswegs schließen, daß es überhaupt nicht, nie und nirgends existiert. Welche Fortschritte haben allein die Naturwisenschaften zu verzeichnen? Vielleicht haben wir einseitig in eine Richtung geforscht und experimentiert? Ich gebe gerne zu, daß uns der Osten in Beziehung auf die andere Fakultät weit überlegen ist.«
    »Japan zählt auch nicht gerade zum Westen, oder?«
    »Aber es arbeitet, forscht und experimentiert wie das Abendland. Ich habe eher an Indien gedacht. Was nicht ausschließt, daß einige Auserwählte und Besessene auf Gebieten, die nicht zu den Naturwissenschaften zu rechnen sind, auch in Japan erstaunliche Erfolge erzielen. Daher ihre Überlegenheit über die Methoden der Polizei.«
    »Und das ist nicht Muhara«, versteifte sich der Leutnant. »Da können Sie noch Stunden argumentieren.«
    »Nehmen Sie doch mal seine Fingerabdrücke«, verlangte Zamorra.
    »Sie meinen, die Umwandlung könnte nicht vollständig sein?«
    »Was wollten unsere Gegner erreichen? Wir sollten dieses Wesen hier für No Haido halten, den Begründer des Dämonenkultes. Um uns zu täuschen brauchten sie nicht bis ins kleinste Detail zu gehen. Vielleicht können sie das auch noch nicht.«
    Zamorra schaute den Leutnant an.
    Achselzuckend gab der seine Einwilligung.
    Zehn Minuten später kehrte er aus dem Labor zurück, blaß um die Nase und stotterte: »Nach den Prints zu urteilen ist das Muhara.«
    »Glauben Sie mir jetzt?«
    »Ich muß es wohl, aber ich finde, das kompliziert alles ungeheuer. Was können wir tun, um Muhara wieder in seiner alten Gestalt unter uns zu haben?«
    Hilfesuchend schaute der Leutnant auf den Professor.
    Zamorra seufzte.
    »Ich weiß es nicht«, räumte er ein. »Aber wahrscheinlich müssen wir No Haido suchen.«
    »Und wie erkennen wir ihn?«
    »Wahrscheinlich sieht er aus wie Muhara«, meinte Zamorra ruhig.
    Der Leutnant verfärbte sich. Er wurde krebsrot und drohte zu ersticken an seiner Wut. »Nein«, brüllte er. »Ich will nicht mehr. Entweder nimmt mir jemand diesen Fall ab, oder ich lande im Irrenhaus. Und sagen Sie mir nicht, ich wäre schon drin oder drinnen säßen die Normalen.«
    »Es gibt Theorien in dieser Richtung«, nickte Zamorra freundlich.
    Dann wurde er ernst.
    »Ich schlage vor, wir schnappen uns alle, die am Fünfzack zu erkennen sind. Jeder Einzelne weiß nicht viel, aber Steinchen für Steinchen erhalten wir ein Mosaik. Das heißt, wir machen alle Schlupfwinkel dieser Bande ausfindig. Wir tasten uns vor in das Zentrum es Schreckens.«
    »Nein«, sagte Zamorra geduldig. »Allenfalls seinen Körper. Sein Geist ist gefangen in dieser Mumie. Und wir sollten sie gut bewachen. Wir wissen nicht, was noch geschieht.«
    Der Leutnant sah aus, als wolle er weinen. Er hatte soviel auf der Polizeischule gebüffelt, und es hatte ihm viel genützt. Aber in diesem Fall brauchte er nichts davon.
    »Doktor«, schnaufte er und suchte einen freien Sessel, um sich hineinfallen zu

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