0192 - Hotel zur dritten Hölle
Eindringlinge in einer geheimnisvollen Welt vor.
Ein seltsamer Vergleich, das gebe ich zu, aber ich fühlte eben so und fand auch keinen besseren.
Suko stieß mich an. »Sollen wir?« fragte er. Auch er hatte seine Stimme gesenkt.
Ich war einverstanden.
Leider hatten wir nicht die Zeit, uns erst an der Rückseite umzuschauen. Deshalb wollten wir es beide von vorn versuchen.
Das Laub raschelte, als wir uns aus der liegenden Stellung erhoben und vorsichtig einen schrägen Hang hinunterrutschten, um in gleicher Höhe mit dem Gebäude zu sein.
Dabei liefen wir so, daß sich zwischen uns und dem Haus immer der BMW befand.
Von meiner Beinwunde spürte ich noch ein leises Ziehen. Nach dem langen Liegen vorhin wurde das Bein wieder stärker belastet. So meldete sich auch die Wunde.
Hinter dem Wagen fanden wir Deckung.
Suko und ich peilten über Kofferraum und Kühlerschnauze. Wir waren jetzt nicht weit vom Gebäude entfernt und konnten genau die Kugeleinschläge sehen.
Die Killer hatten wie verrückt gefeuert, und die Echos dieser Schüsse hatten uns letztendlich den richtigen Weg gewiesen.
»Vor!« zischte ich.
Geduckt liefen wir das letzte Stück, um in direkte Deckung der Hauswand zu gelangen. So hatten wir schließlich einen guten toten Winkel erreicht.
Ich befand mich näher an der Tür als Suko. Der Chinese wurde dafür vom Dach der baufälligen Veranda überdeckt. Und er hatte die Fenster vor seiner Nase. Die Fenster standen ebenso offen wie die Tür etwa zwei Meter neben mir.
Drinnen stritten sich die Killer. Ich hörte ihre Stimmen, dann krachte etwas, und das wimmernde Organ von Harry del Rio war ebenfalls zu vernehmen.
Die drei schienen sich in die Haare gekriegt zu haben. Für uns konnte das nur gut sein.
Von irgendwelchem Geisterspuk merkte ich noch nichts. Zwar war das Hotel eine halbe Ruine, aber Gestalten aus finsteren Dimensionen waren nicht zu sehen.
Ich warf Suko einen raschen Blick zu und nickte.
Der Chinese verstand.
Wir hatten Zeichen ausgemacht, so daß wir uns auch ohne große Worte verständigen konnten. Mein Nicken bedeutete, daß ich es an der Tür versuchen wollte und Suko am Fenster.
Mein Freund und Kollege streckte sich. Er wollte über die Fensterbank peilen.
Vorsichtig glitt er dabei in die Höhe. Die Hand mit der Beretta wanderte mit. Es war besser, sich erst einen Überblick zu verschaffen, als blind hineinzustürmen.
Ich behielt den Chinesen schielend im Auge. Sein Kopf befand sich jetzt in einer Höhe mit der Fensterbank. Nur noch ein winziges Stück, dann würde er in das Zimmer schauen können.
Dann hörten wir den Ruf.
»Rip! Am Fenster! Ein Gesicht!«
Verdammt, sie hatten uns entdeckt.
Suko zuckte zurück, zu dem Zeitpunkt, als die erste Maschinenpistole hämmerte…
***
Ich hatte Angst, daß die Kugeln meinen Freund zerfetzen würden, doch der Chinese drückte sich zu Boden, rollte sofort um seine eigene Achse. Dann sprang er hoch und hechtete in meine Richtung.
Die Garbe zersägte die Wand.
Kugellöcher entstanden, das heiße Blei pfiff ins Freie. Ich startete, wischte um die Eingangstür herum und spürte für einen Moment diesen seltsamen Gegendruck, wobei das Kreuz auf meiner Brust plötzlich heiß wurde.
Allerdings hatte ich keine Zeit, darauf zu achten, denn es ging wirklich um Leben und Tod.
Mit einem Blick hatte ich die Lage erfaßt.
Harry, der Regisseur, hing noch in den Stuhltrümmern. Ein Killer im langen Staubmantel war herumgefahren und feuerte auf das Fenster.
Der zweite Typ, er trug eine dunkle Lederjacke, war im Begriff herumzuwirbeln und legte dabei auf die Tür an. Im Bruchteil einer Sekunde erkannte ich die Scorpion in seinen Händen.
Er ließ mir nicht mehr die Chance, ihn anzusprechen und ihn aufzufordern, die Waffe wegzuwerfen. Ich wußte auch nicht, ob ich schneller war als er. Mir blieb nur noch eins.
Mit Wucht katapultierte ich mich in das Hotelfoyer hinein, hechtete dabei flach über den Boden, hörte das Belfern der Waffe und auch die klatschenden Kugeleinschläge in Wand und Boden. Kurz vor der Treppe erst kam ich zur Ruhe.
Vielleicht hätte er mich trotzdem noch erwischt, wenn nicht Suko eingegriffen hätte.
Nicht mit Gewalt, nein, er hatte seinen von Buddha vererbten Stab gezogen.
»Topar!«
Laut schrie er dieses eine bewußte Wort, das die handelnden Personen in der näheren Umgebung erstarren ließ.
Für fünf Sekunden war jetzt die Zeit angehalten. Eine Spanne, die kurz sein konnte, aber auch sehr lang.
Für
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