Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0192 - Hotel zur dritten Hölle

0192 - Hotel zur dritten Hölle

Titel: 0192 - Hotel zur dritten Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zwangsläufig die Hand. Da sah ich ebenfalls, daß etwas mit dem Finger nicht stimmte. Die Haut war zur Hälfte verschwunden.
    Der Zeigefinger bestand in seinem oberen Teil nur noch aus Knochen!
    Ich schluckte. Das war hart, und es sah mir ganz so aus, als würde die Auflösung fortschreiten, zwar nicht schnell, aber sie stagnierte auch nicht.
    Harry del Rio mußte darüber mehr wissen. Ich drehte mich ihm zu.
    »Was ist mit diesem Finger geschehen?« fragte ich ihn. »Das müssen Sie doch gesehen haben.«
    Er nickte.
    »Und?«
    »Der Mann ist zur Rezeption gegangen und hat dort eine Flüssigkeit berührt.«
    Als er das sagte, wandten sich unsere Blicke der Stelle zu. Von unserem Standort aus war nichts zu sehen. Wir mußten näher heran und sahen schon bald die rötlich schimmernde Lache auf der Theke. Ich hütete mich, sie auch nur zu berühren. Was sie war, wußte ich wirklich nicht. Blut auf keinen Fall. Das Zeug kam mir eher wie Säure vor.
    »Woher kommt es?« rief ich über die Schulter.
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Harry weinerlich.
    Im gleichen Augenblick stieß Suko einen Pfiff aus. Das Echo schwang mir noch entgegen, als mein Partner bereits in die Knie ging.
    »Suchst du Geld?« fragte ich.
    »Nein, aber Silber.«
    »Fündig?«
    »Ja.« Dieses eine Wort der Antwort klang mir nicht nach einem Scherz. So bückte ich mich selbst und schaute ebenfalls nach.
    Suko war wirklich fündig geworden. Im Tresen steckte ein Geschoß.
    Ein Silbergeschoß. Und da keiner mit Silberkugeln einfach herumwarf, mußte sich hier eine Auseinandersetzung abgespielt haben.
    Wer gegen wen?
    »Will Mallmann.« Suko sprach genau das aus, was ich dachte.
    »Ja, der gute Will«, erwiderte ich leise. »Und ich habe ihn sogar gesehen.«
    »Was? Wo denn?«
    »Das ist verrückt, Suko, verrückt, aber eine Tatsache.«
    »Verdammt, erzähl doch!«
    Ich mußte erst einen Augenblick nachdenken. Es war einiges seltsam gewesen, wenn ich einmal davon ausging, den Kampf mit den Killern als normal zu bezeichnen. Als ich in das Haus hineingestürmt war, da hatte ich deutlich das scharfe Brennen meines sich erhitzenden Kreuzes gespürt. Mir war es vorgekommen, als wäre ich in einen Raum hineingeraten, der magisch angereichert war.
    Dann hatte Suko das Wort Topar gerufen. Wie alle anderen war auch ich zur Bewegungslosigkeit erstarrt, und während der Zeit hatte ich schreckliche Gestalten gesehen. Zombies, halb verwest, mit gräßlichen Wunden, Monster, die einen Mann umstanden, der am Boden gelegen hatte.
    Will Mallmann.
    Das alles erzählte ich Suko, wobei meine Stimme ein wenig stockend klang, weil ich die Vorgänge noch einmal in mein Gedächtnis zurückholen mußte.
    Suko zeigte sich überrascht. »Und das hast du gesehen?« fragte er staunend.
    »Ja.«
    »Was bedeutet es?«
    Ich hob die Schultern.
    »Ob wir ihn mal fragen?« Der Chinese deutete auf Harry del Rio.
    Ich krauste die Stirn. Viel Sinn würde es wohl nicht haben. Harry schien sich nicht auszukennen. Er war ein Typ, der zwar in London eine große Klappe geführt hatte, hier glich er mehr einem Häufchen Elend.
    Dann fiel mir noch etwas ein. »Suko, ich kannte die Leute.«
    »Die Zombies?«
    »Ja, Mensch. Die habe ich schon einmal gesehen Und weißt du, wo? In dem Film Hotel zur dritten Hölle.«
    Suko schlug sich gegen die Stirn. »Das gibt’s doch nicht«, flüsterte er.
    »Leider doch.« Mehr sagte ich nicht zu, diesem Thema. Jetzt mußte Harry del Rio mit der Sprache herausrücken. Er hatte es auf dem Boden nicht mehr ausgehalten und stand.
    Ängstlich schaute er sich um, denn er hatte meine Worte mitbekommen. Dann blieb sein Blick auf mir haften.
    »Was war hier los, Harry?«
    »Nichts. Wir haben einen Film gedreht.«
    »Okay, das weiß ich inzwischen. Aber Film ist Film, und ich habe die Personen, die mitspielen, in Wirklichkeit gesehen. Als existierende Geister. Geht das in Ihren Schädel rein?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Waren die Szenen echt?« Diese Frage konnte man als die alles Entscheidende betrachten. Sie lag mir schon lange auf der Zunge. Nun wollte ich eine Antwort.
    Harry senkte den Blick.
    Verflixt, ich hatte nicht viel Zeit. Hier ging es um mehr als die angeknackste Psyche eines Regisseurs. Ich mußte und wollte die Wahrheit herausfinden.
    »Waren sie echt, Harry?«
    »Ja.«
    Die Antwort war kaum zu verstehen. Ein Hauch nur, mehr nicht. Aber ich wurde blaß. Dieses eine Wort beinhaltete eine so große Ungeheuerlichkeit, daß ich es kaum fassen

Weitere Kostenlose Bücher