0194 - Die Stadt der Ungeheuer
lassen und lebten in Symbiose mit ihm. Sie versorgten das Wesen mit allem Notwendigen und durften als Ausgleich dazu in ihm wohnen. Wahrscheinlich war es nicht einmal besonders intelligent und wurde von den Quallen magisch gesteuert.
Die Rutschpartie schien gar nicht mehr enden zu wollen. Sie mußten sich längst unterirdisch befinden.
Da spuckte sie der glitschige Schlauch aus. Sie landeten in einer engen Felsennische. Sie stand knietief unter Wasser. Oder war es der Lebenssaft des »Gebäudes«?
»Wie nennt ihr dieses Wesen, in dem ihr wohnt, Groggy?«
Der Pilz sah Zamorra erstaunt an. Es schien zu bedeuten: Als gäbe es im Moment keine anderen Probleme!
Aber Zamorra hatte schon seine Gründe, warum er fragte. Er wollte möglichst viele Informationen über Monsterstadt, damit er sich ein umfassendes Bild machen konnte.
Es konnte wichtig sein, um zu überleben.
Sie waren schließlich fremd und wußten praktisch fast gar nichts über Stadt und Land.
» Saft-satt!« erläuterte Groggy.
Zamorra dachte: Umwerfend, diese Bezeichnungen in Monsterstadt! Saftsatt, - treffender geht es kaum.
Groggy watete quer durch die Höhle. Vor ihnen befand sich eine primitiv gefertigte Tür. Sie schien aus Holz zu bestehen, obwohl es gewiß ein anderes Material war.
Groggy öffnete die Tür. Dahinter lag ein Gang, der an eine unterirdische Kanalisation erinnerte. Eine dreckige, stinkende Brühe floß träge dahin.
»Wo willst du überhaupt mit uns hin, Groggy?« fragte Zamorra mißtrauisch.
»Nirgendwohin«, erläuterte Groggy abweisend. »Ich werde nämlich hierbleiben, während ihr euch allein aus dem Staub macht. Ihr habt es erlebt, daß ihr bei uns nicht sicher seid.«
»Silbernetz hat uns zu euch geschickt. Ihr seid schlechte Gastgeber.«
»Das stimmt nicht. Ihr könnt jederzeit zu uns zurückkehren, aber wir müssen zunächst die Razzia der Dämonen überstehen, ohne von denen getötet zu werden.«
»Die müssen doch merken, daß ihr nicht auf ihrer Seite seid.«
»Natürlich, aber sie gehen nicht direkt gegen uns vor, denn dabei würden sie unnötig Energie verschwenden, die sie anderweitig besser verwenden könnten. Sie wollen die absolute Herrschaft über Monsterland antreten. Noch sind die Kräfte an vielen Orten ausgewogen, aber hier in Monsterstadt kam es bereits zu Polarisierungen.«
»Du brauchst mir nicht mehr viel zu erzählen«, sagte Zamorra zähneknirschend. »Ich habe verstanden: Ihr seid keine relevanten Gegner für die Dämonen. Deshalb lassen sie euch in Ruhe. Ihr seid Feiglinge. Wären die Feinde der Dämonen nicht alle so feige, dann hätten sie eine Chance. Es wäre möglich, die magischen Einsickerungen von außerhalb zu unterbinden und die Gefahr zu beseitigen. Das wäre wie ein offener Krieg, aber besser das als der schleichende Untergang, oder?«
Er wartete die Antwort nicht erst ab, sondern wandte sich zum Gehen. Zamorra und Gor warfen nicht einmal mehr einen Blick zurück. Es interessierte sie nicht, was Groggy über sie dachte. Er war genauso feige wie die Blubberer und alle anderen, die in Monsterland die positive Seite repräsentierten. Traurig, aber wahr.
Es gab mehrere Stellen mit Sprossen, die in die Wand eingelassen waren. Hier hätten sie aufsteigen können, aber Zamorra und Gor wollten möglichst viel Abstand zwischen sich und Saft-satt bringen. Das würde am ehesten die Spuren verwischen.
Unterwegs hatten Gor und Zamorra einige magische Beschwörungen durchgeführt, von denen sie sich erhofften, daß sie auch die magischen Spuren verwischten.
Sonst konnten sie Saft-satt als Bastion für die Rückkehr abschreiben.
Danach erst wagten sie den Aufstieg.
Es gab keinen Deckel, keine Luke, nichts, was sie in die Stadt gelangen lassen konnte. Gor war vorgeklettert. Er zog das Heilige Schwert und stieß damit gegen den Stein.
»Sieht so aus, als steckten wir in der Falle.«
Zamorra lauschte. Er glaubte, die Geräusche von Verfolgern zu hören.
»Man sollte die Hoffnung erst aufgeben, wenn man nicht mehr lebt«, murmelte er. Es gelang ihm nicht einmal, sich selbst damit Mut zu machen. Gor brummte etwas, was Zamorra nicht verstehen konnte, und verstärkte seine Bemühungen, eine Öffnung in das Gestein zu schlagen.
»Laß mich mal ran!« bat Zamorra ihn.
Gor zögerte kurz. Dann stieg er hinab. Professor Zamorra nahm seinen Platz ein. Er untersuchte den Schließstein mit den Händen. Hier unten herrschte ausreichend Licht, das direkt aus den Wänden kroch. Zamorra dachte sich,
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