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0194 - Die Stadt der Ungeheuer

0194 - Die Stadt der Ungeheuer

Titel: 0194 - Die Stadt der Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Antonius Hary
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hat uns gebracht«, sagte Zamorra zu der Qualle.
    Eine Öffnung bildete sich seitlich. Eine ganze Gruppe von Quallen marschierte auf ihren haarfeinen Beinchen hervor. Die Quallen waren bis zu den Enden ihrer Sehtentakeln etwa einen Meter groß. Aber sie schienen sich vor den Menschen nicht zu fürchten.
    »Weiß ich«, blubberte die Qualle, die sie hergeführt hatte. »Igitt, habt ihr eine widerliche Aussprache. Viel zu trocken. Könnt ihr nicht ganz normal blubbern wie unsereins?«
    »Nein!« erwiderte Gor ärgerlich. »Wir sind schließlich keine Quallen, sondern Menschen.«
    »Sagtest du Quallen? Also, das möchte ich überhört haben. Wir sind schlicht und einfach die Blubberer. Ist das klar?«
    Zamorra und Gor tauschten Blicke. Wahrlich, hier sah man nicht nur anders aus als auf der Erde, hier dachte man auch anders.
    »Dann bist du wohl Blubber-eins, wie?« vermutete Zamorra.
    »He, der Bursche hat Köpfchen. Habt ihr’s gehört, Freunde? Er weiß, daß ich Blubber-eins bin. Was sagst du dazu, Blubber-zwei?«
    Zamorra schluckte schwer. Herrjeh, ich werde mich daran gewöhnen. Ganz gewiß werde ich das. Und ich verliere auch bestimmt nicht den Verstand darüber. Dies hier ist das verrückteste Abenteuer, das ich jemals zuvor erlebte.
    Er warf einen Seitenblick auf Gor.
    Auch der Held von Zartas sah reichlich geschlaucht aus - mehr als nach einem Kampf allein gegen eine ganze Armee.
    Wenigstens sind die Blubberer gastfreundlich! dachte Zamorra und kratzte sich am Arm. Draufhin brannte es dort höllisch.
    »Äh, eine Frage, Blubber-eins: Würde es nicht ein wenig trockener gehen? Weißt du, wir sehen nicht nur komisch aus, sondern haben auch ganz seltsame Lebensgewohnheiten. Ich weiß, es klingt in euren Hörorganen unglaublich, aber wir ziehen eine gewisse Trockenheit vor und benutzen das Wasser nur, um uns zu reinigen. Es ist nicht so wie bei euch. Wir…«
    »Ja, ja, ist ja schon gut«, warf Blubber-eins großzügig ein. »Wir haben schon begriffen, was ihr wollt. Wir sind schließlich nicht blöd. Seid unsere Gäste. Wir sind an fremde Lebensformen bereits gewöhnt und haben ein Gästezentrum in unserem Palast. Groggy wird euch führen, während wir Blubberer beraten, was weiterhin mit euch geschieht. Wisset, es ist nicht ungefährlich für uns, euch zu beherbergen.«
    »Wir sind hier, um euch zu helfen«, warf Zamorra ein.
    »Hört sich gut an, wahrlich, aber es sieht eher so aus, als würdet ihr uns Gefahren bringen.«
    Eine andere Öffnung bildete sich.
    Groggy kam zum Vorschein.
    Zamorra betrachtete Groggy und schüttelte fassungslos den Kopf. Noch nie zuvor hatte er eine Welt mit so vielen unterschiedlichen Lebensformen gesehen…
    ***
    Groggy war auf den ersten Blick ein wandelnder, faltiger Pilz mit einer dicken Knollennase unter dem rotgrün gesprenkelten »Hut«. Dann sah man die kirschgroßen, kreisrunden, lidlosen Augen, in denen es keine Pupillen gab. Groggy hatte zwei davon. Unter der Knollennase, die keinerlei Öffnungen zeigte, befand sich ein schmaler Spalt. Das sollte wohl der Mund sein. Groggy hatte, entsprechend seines Gewichtes, viel zu dünne Beine und kreisrunde Füße. Die dünnen Beine bogen sich unter seinem Gewicht durch. Das verlieh ihm einen taumelnden Gang, als wäre er mit seinen Kräften total am Ende. Irgendwie wirkte das Gesicht mit der Knollennase traurig. Groggy hatte bodenlange Arme, die von mehreren Gelenken unterbrochen wurden und sich sehr vielfältig bewegen konnten.
    Groggy - das war der richtige Name für dieses Wesen. Er gehörte nicht der Rasse der Blubberer an, hatte sich ihnen aber angepaßt, wie es schien.
    Blubber-eins erklärte dazu: »Groggy stieß vor langer Zeit zu uns. Ihm macht die Feuchtigkeit so wenig aus wie die Trockenheit. Deshalb eignet er sich ideal dazu, unsere Gäste zu betreuen. Ihr könnt ihm vertrauen.«
    »Na, wer sagt es denn?« murmelte Gor im ketzerischen Tonfall. Das brachte ihm einen warnenden Blick Zamorras ein.
    Der Meister des Übersinnlichen bedankte sich überschwenglich bei Blubber-eins, und dann folgten die beiden Groggy, der bisher kein Wort gesagt hatte.
    Es blieb dabei: Groggy erwies sich als mißmutig und schweigsam.
    Er führte sie durch lange, geschwungene, manchmal steil abwärts, machinal aber genauso steil aufwärts führende Gänge. Die Wände waren weich, glitschig und warm. An manchen Stellen pulsierten sie leicht. Als handele es sich bei dem Palast tatsächlich um ein lebendiges Wesen, in das die Quallen sich als

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