0194 - Wenn Hexenhände töten
dieser Ausweis?«
»Ich habe besondere Vollmachten.«
»Die hier nicht gültig sind.«
»Doch, Gorman, sie sind gültig. Hier und auch anderswo, das kann ich Ihnen sagen.«
»Im Normalfall vielleicht. Aber den haben wir nicht. Wir stehen vor einer Entscheidung, und Sie werden uns nicht daran hindern. Der Küster hat leider einen Fehler gemacht. Er hat ihn mit seinem Leben bezahlt. Und wir werden versuchen, den Fehler wieder auszubügeln. Ihr Pech, daß es für Sie tödlich enden kann.«
»Ist das die Sache wert?« fragte ich.
»Ja, das ist sie.«
Ich hob die Schultern. »Mir ist nicht bekannt, was Sie vorhaben, doch Mord an einem Polizisten kann Sie alle drei verdammt teuer zu stehen kommen.«
»Das überlassen Sie uns mal. Ferner habe ich nicht gesagt, daß wir Sie umbringen werden.«
»Wer dann?«
Darauf bekam ich keine Antwort.
Ein Spaß war diese Sache hier schon lange nicht mehr. Trotzdem wollte ich versuchen, einen Schlußstrich zu ziehen. Und zwar im Guten, wie es so schön heißt.
»Sie glauben doch nicht im Ernst, daß auf meiner Dienststelle niemand weiß, wo ich mich aufhalte, Mr. Gorman. Deshalb gebe ich Ihnen und Ihren Söhnen den guten Rat, mich freizulassen. Wir vergessen die Dinge, die geschehen sind und reden als normale Männer darüber. Vernünftig und in aller Ruhe.«
Der Alte schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Die Weichen sind bereits gestellt. Sie müssen sich ebenfalls an die Spielregeln halten, Oberinspektor.«
»Sie machen sich unglücklich!«
»Das ist meine Sache. Und jetzt stehen Sie auf. Aber hübsch vorsichtig.«
Nach diesen Worten bewegten sich auch die beiden Söhne. Ihre Haltungen spannten sich. Die Kerle gaben acht wie die Wachhunde. Die Mündungen der Waffen wichen um keinen Zoll.
»Die Brieftasche können Sie wieder einstecken«, sagte der alte Gorman.
»Wie großzügig.«
»Dafür bekommen wir Ihren Wagenschlüssel!«
Die anderen hatten die besseren Argumente. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihrer Aufforderung nachzukommen Ich holte die Schlüssel hervor und warf sie auf den Tisch. Sie klimperten gegeneinander, als sie über die Platte rutschten.
Dann mußte ich mich umdrehen und langsam zur Tür gehen. Nach innen zog ich sie auf.
Ein paar Schritte brauchte ich nur, um den Flur zu durchqueren. Vor der Kellertür hörte ich den Befehl und verhielt meinen Schritt.
Ins Schloß war die Tür nicht gefallen. Ich brauchte sie auch nicht aufzuziehen, sondern konnte gegen sie treten, so daß sie über die Treppenstufen schwang.
»Hinunter!« verlangte der Alte.
In mir breitete sich kein angenehmes Gefühl aus, als ich die Stufen nach unten stieg. Hinter mir hörte ich die Schritte meiner Gegner, und ich fragte mich verzweifelt, was das alles sollte. Ich war vom Regen in die Traufe geraten. Alles deutete darauf hin, daß man mich außer Gefecht setzen wollte. Was den anderen sicherlich nicht schwerfiel, so wie ich die Lage einschätzte. Die Autoschlüssel hatten sie an sich genommen. Dies konnte nur bedeuten, daß man mich und den Wagen verschwinden lassen wollte.
Acht Stufen besaß die Treppe. Dann mußte ich den Kopf einziehen, weil die Decke so niedrig war. Ich konnte geradeaus weitergehen, aber auch nach rechts, wo ein Gang abzweigte.
Die Wände des Kellers waren früher einmal weiß gewesen. Jetzt herrschte eine graue schmutzige Farbe vor.
»Nach rechts!« befahl der alte Gorman.
Ich gehorchte und stellte fest, daß der Gang nicht sehr lang war. Nach ein paar Schritten schon hörte er auf. Und zwar vor einer Bohlentür, die ich aufdrücken konnte, weil sie nicht verschlossen war.
Auf der Schwelle mußte ich stehenbleiben. Jemand drückte mir die Mündung ins Kreuz, dann griff eine Hand an meiner Schulter vorbei und tastete nach dem Lichtschalter.
Ich vernahm ein Schnacken. Wenig später glühte eine Birne unter der Decke auf. Sie wurde durch ein Gitter geschützt. Ihre Helligkeit reichte jedoch aus, um erkennen zu können, was sich alles in diesem Kellerraum befand.
Ich traute meinen Augen nicht. Da stand doch tatsächlich ein…
Weiter kam ich nicht. Meine Gedanken explodierten. Schuld an dieser Misere war der Schlag, der so heimtückisch meinen Nacken getroffen hatte.
Ich versuchte noch, mich auf den Beinen zu halten. Atmete durch, wollte irgend etwas greifen, an dem ich mich festhalten konnte - da war nichts.
Hart schlug ich auf und blieb bewußtlos liegen.
***
Acht Uhr!
In London waren zahlreiche Menschen krank.
Die Schuld daran
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