0194 - Wenn Hexenhände töten
Händepaar huschte heran, es gab ein fauchendes Geräusch, als die Klinge die Luft zerschnitt, und das darauf folgende Lachen hörte sich unsagbar häßlich und höhnisch an.
Maureen wich zurück.
Sie atmete schwer. Die Blicke irrten durch den Raum. Sie suchte nach einer Waffe, die sie an sich nehmen konnte, um sich zu verteidigen. Da gab es nichts. Nur mit den bloßen Fäusten, und damit kam sie gegen die Übermacht nicht an.
Ich behielt alles im Blick, bekam genau mit, wie die Hände reagierten, die das angsterfüllte Mädchen jagten und in eine Ecke drängten, wobei sie Maureen raffiniert den Weg abschnitten.
Verdammt, warum konnte ihr denn niemand helfen? Ich hing gefesselt an dem verdammten X, schaute hin und her und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, Maureen zu schützen.
Da fiel mir etwas ein.
Mein Kreuz!
Schon einmal hatte es mir gute Dienste geleistet, als es gegen die gefährlichen Hände ging. Mich hatte es geschützt, warum nicht auch Maureen Gorman?
»Kommen Sie her!« schrie ich. »Schnell!«
Maureen befand sich mitten in der Bewegung. Als sie meine Stimme vernahm, blieb sie stehen, kreiselte herum und schaute mich aus großen Augen an.
»Zu mir!«
Endlich reagierte sie.
Aber auch die Hände. Sie wischten durch die Luft und bewiesen, daß sie es ernst meinten, denn bisher hatten sie nur mit dem Mädchen gespielt. Ich wollte Maureen noch warnen, als einer der Degen bereits nach unten raste. Das geschah hinter dem Rücken des Girls, und die verdammte Spitze traf Maureen in die Schulter, wobei sie zuerst den Stoff der Jacke aufriß, auch noch die Bluse und dann in das Fleisch schnitt.
Maureen schrie. Beide Hände riß sie hoch. Dann taumelte sie nach vorn, genau auf mich zu. Dabei drehte sie sich ein wenig nach links, so daß ich ihre rechte Schulter sehen konnte, weil sie die Klinge getroffen hatte.
Eine tiefe Wunde war zurückgeblieben. Sie blutete stark. Der Stoff klebte in der Schnittstelle. Ich kam nicht daran vorbei, das Mädchen zu bewundern. Maureen hielt sich wirklich tapfer.
Dann fiel sie gegen mich.
»Aushalten!« brüllte ich. »Halten Sie aus! Nehmen Sie mein Kreuz, rasch! Es hängt an einer Kette!«
Zum Glück begriff sie sofort. Zitternde Finger glitten über meine Brust, fanden den Hals und auch die schmale Silberkette, an der das Kreuz hing.
Ich achtete nicht auf das Mädchen, sondern schaute nur nach den beiden gefährlichen Händen. Sie allein waren sichtbar, der übrige Teil des Körpers schwebte im Unsichtbaren. Vielleicht würde er sichtbar werden, wenn Maureen es schaffte und das Kreuz an sich nehmen konnte.
»Schneller!«
Die Hände waren verdammt nah, und ich schrie ihr die Warnung ins Ohr. Wenn sie es jetzt nicht packte, war sie verloren. Einen zweiten Schlag würde sie wohl kaum überstehen.
Maureen hatte die Kette schon. Sie riß über mein Gesicht. Ich spürte sie auf den Lippen, an meiner Nase und..
Die Hände waren nah.
Zu nah!
»Vorsicht, Maureen!« schrie ich. Da schlugen beide gleichzeitig zu!
***
Im ersten Moment stand Suko vor der Treppe wie betäubt. Er mußte mit ansehen, wie die Hände langsam höher und höher wanderten. Sie wollten ihn, und sie packten auch den nächsten Rand der Stufe. Es waren knöcherne Klauen, die Hände eines Skeletts, von denen das Fleisch zuvor abgefallen war.
Grausam…
Und sie kamen weiter. Sie waren einfach nicht aufzuhalten. Die Finger tickten auf das Holz der Stufen, und als sie die oberste Stufe erreicht hatten, glitten sie nach oben und schwebten plötzlich in der Luft. Etwa so hoch, daß sie sich in einer Höhe mit dem Kopf des Chinesen befanden.
Dabei öffneten und schlossen sie sich. Suko wußte sofort, was die Klauen vorhatten. Sie wollten zupacken und ihn würgen, wie sie sicherlich den Küster erwürgt hatten denn Suko erinnerte sich noch deutlich an die Male um den Hals der Leiche.
Er war ruhig und ließ die Hände kommen Suko hatte die Wahl. Nahm er die Beretta und schoß oder verließ er sich dabei auf die Dämonenpeitsche?
Der Chinese entschied sich für die Peitsche. In der Hand hielt er sie bereits, er schlug nur einmal einen Kreis über den Boden, und drei Riemen glitten aus dem Rohr.
Drei mit schwerer Magie aufgeladene Schnüre, die aus der ledrigen Haut toter Dämonen bestanden. Wer diese Dämonen gewesen waren, wußte Suko selbst nicht. Vielleicht würde er es irgendwann einmal erfahren. Dabei mußte ihm allerdings Myxin, der Magier, helfen, denn ihm hatte die Peitsche einmal
Weitere Kostenlose Bücher