0194 - Wenn Hexenhände töten
gehört.
Suko dachte nicht darüber nach, wie es möglich war, daß die Hände plötzlich in der Luft schwebten, er wollte sie nur so schnell wie möglich vom Hals haben.
Der erste Schlag.
Von unten nach oben führte der Chinese ihn. Die drei Riemen schnellten fächerförmig auseinander, so daß Suko fast die Chance bekam, beide Hände zu treffen.
Sie waren schnell.
Kaum befanden sich die Riemen unterwegs, da schnellten sie auseinander. Suko hatte das Nachsehen, weil sein Schlag verpufft war.
Dafür hörte er ein Kichern, das hell und hämisch klang. Suko glaubte, aus dem Kichern die Stimme einer Frau zu vernehmen.
Aber er sah keine!
Ein Schlag traf die Glocke. Hastig schaute Suko hoch und sah die Hände über sich schweben. Die knöchernen Klauen hatten gegen die Glocke geschlagen, das schwere gußeiserne Instrument schwang gemächlich von einer Seite zur anderen. Der Klöppel schlug gegen die Innenwandung und erzeugte das Geläut.
Suko ließ sich nicht beirren. Er ahnte, daß dieses Anschlagen der Glocke nur ein Ablenkungsmanöver war. Tatsächlich hatten die knöchernen Klauen etwas anderes vor.
Im Augenblick sah Suko sie nicht.
Er selbst war auf der Stelle stehen geblieben, drehte sich allerdings langsam im Kreis, weil er jeden Winkel des Turms einsehen wollte.
Das war schwierig genug. Durch die Schießscharten fiel zwar Licht, aber das konnte man mit ruhigem Wissen vergessen. Es gab noch genügend Winkel und Ecken im Turm, wo überhaupt kein heller Schein hin drang.
Dort konnten die Hände lauern.
Suko begann damit, den Turm systematisch zu durchsuchen. Leider konnte er dabei nicht so lautlos vorgehen, wie er es gern gehabt hätte, der Boden unter seinen Füßen bestand aus Holz. Die Dielen knarrten und bogen sich durch, wenn Suko sich bewegte.
Er hatte auch die Beretta gezogen. Vielleicht gelang es ihm, die Hände mit einem oder zwei schnellen Schnappschüssen zu erledigen.
Vernichten wollte er sie. Dazu war er fest entschlossen. Denn diese Klauen waren nicht normal. Sie gehörten zu irgendeiner Mörderbrut aus dem Jenseits, waren dämonisch veranlagt, in ihnen steckte der Keim des Bösen. Wenn Suko gewußt hätte, woher die knöchernen Klauen kamen, dann hatte er sicherlich einen großen Teil des Rätsels gelöst. Und wäre damit John Sinclairs Verschwinden sicherlich ein Stück nähergekommen.
Die Glocken läuteten nicht mehr. Sie bewegten sich noch ein wenig, wobei der Klöppel nicht mehr anschlug. Doch wo steckten die beiden Hände?
Suko entdeckte sie nicht mehr, so sehr er seine Augen auch anstrengte.
Sie waren und blieben verschwunden!
Plötzlich hörte er das Knirschen. Zuerst dachte er, es wäre die Treppe gewesen, im nächsten Augenblick bemerkte er seinen Irrtum, und da war es fast zu spät.
Das Knirschen war über ihm erklungen. Aus dem Gebälk, wo auch die Glocke hing.
Suko trat einen Schritt zur Seite, legte seinen Kopf in den Nacken und schaute hoch.
Seine Augen weiteten sich.
Die Hände entdeckte er zwar nicht, doch sie mußten irgendwo sein, denn Suko erkannte die Reaktion, die ihr Eingreifen auslöste. Die Glocke bewegte sich.
Zusammen mit einem Balken. Gefahr!
Es war wirklich ein unhörbarer Schrei, der in Sukos Gehirn aufbrandete. Mit einem Satz sprang der Chinese zur Seite, genau in dem Augenblick, als einer der tragenden Balken oben unter der Decke wegbrach.
Er fiel.
Und mit ihm die Glocke!
Der Chinese wußte nicht, wie schwer die Glocke war, aber sie wog sicherlich soviel, daß sie ihn zerschmettert hätte, wenn sie ihn traf. Er stellte auch fest, daß er nicht weit genug weg kam, die Glocke würde ihn trotzdem treffen.
In der Luft hängend gab sich der Inspektor Schwung. Es gab für ihn nur die Chance, noch an die Treppe zu gelangen, einen Sturz nach unten konnte ein gut trainierter Karatekämpfer überleben.
Um eine Idee kam Suko zu spät. Er hatte zwar die oberste Stufe erreicht und trat bereits nach unten, als die Glocke aufschlug.
Sie traf ihn nicht, doch Suko bekam die Folgen dieses Aufpralls drastisch zu spüren.
Der Holzboden, sowieso nicht der stabilste, war dem Ansturm nicht gewachsen. Er platzte kurzerhand auseinander, splitterte, und die Aufprallwucht riß noch einen Teil der Treppe mit.
Der schwere Gegenstand hätte Suko auch mit in die Tiefe geschleudert, wenn es ihm nicht gelungen wäre, sich soeben noch an einem quer stehenden Balken festzuklammern. Es war ein Stück Holz, das die beiden oberen Stufen abstützte und auch noch mit dem
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