0194 - Wenn Hexenhände töten
Geländer verbunden war, das auf seiner gesamten Länge weggeknickt war.
Für Suko war dieser Balken der rettende Strohhalm, und der Chinese hielt eisern fest.
Wie ein Turner am Reck, so baumelte er an dem Balken. Unter ihm die Tiefe. Sein Körper kam noch nicht zur Ruhe. Leicht schwang der Chinese hin und her. Er drehte den Kopf und warf einen Blick nach unten.
Dort lagen die Trümmer.
Und aus ihnen ragte die schwere Glocke wie ein Fremdkörper. Ob sie den Aufprall unbeschädigt überstanden hatte, wußte Suko nicht. Er wußte nur, daß er eine Waffe verloren hatte.
Seine Dämonenpeitsche lag inmitten der Trümmer unter ihm.
Schwer atmete er. Es war verdammt nicht einfach für ihn, sich aus dieser Lage zu befreien, denn wenn er jetzt losließ und sprang, konnte er sich wer weiß was brechen.
Das war nicht einmal die schlimmste Gefahr. Noch gefährlicher waren die beiden Hände, die über Suko schwebten und sich langsam seinem Hals näherten…
***
Maureen tat instinktiv genau das richtige. Sie duckte sich zusammen und schleuderte gleichzeitig das Kreuz herum, wobei sie die Kette festhielt.
Ich sah das Blitzen des geweihten Kreuzes, hörte einen metallisch klingenden Laut, einen wilden Schrei und vernahm das Zischen. Dann sah ich die Klinge in einem glühenden Rot, und einen Herzschlag später rieselte Asche zu Boden.
Das erste Händepaar jedoch fuhr zurück. Und die zweite Klinge hatte ebenfalls nicht getroffen.
Die Magie meines Kreuzes war einfach stärker gewesen, obwohl es nur die Klinge berührt hatte.
Schluchzend fiel Maureen in die Knie. Ihre rechte Hand umklammerte das wertvolle Kruzifix wie im Krampf. Sie holte schwer Atem, Tränen rannen aus ihren Augen, und sie dachte nicht mehr daran, daß noch ein weiteres Händepaar auf der Lauer lag.
»Maureen!« warnte ich sie. »Verdammt, geben Sie acht. Da sind noch zwei Hände!«
Sie hörte meine Warnung und drehte sich. Dabei blieb sie auf dem Boden knien, wechselte das Kreuz in die linke Hand und hob auch ihren Arm.
Deutlich sah sie die Klauen.
Aber die Hände hatten sich zurückgezogen. Sie griffen nicht frontal mehr an, das Kreuz störte sie sehr. Die Spitze des Degens zeigte der Decke entgegen.
Ich atmete auf. Die erste Attacke hatten wir hinter uns. Wobei nicht gesagt war, daß wir alles überstanden hatten. Ich glaubte nämlich nicht daran, daß unsere Gegner so leicht aufgeben würden. Sie würden es immer wieder versuchen.
»Binden Sie mich los, Maureen!« zischte ich. »Machen Sie schon! Noch ist Zeit..«
Sie hörte mich und stand auf. Es war für sie ein Quälen, denn die Schulterwunde machte ihr zu schaffen Ich bewunderte Maureen Gorman. Andere wären schon längst zusammengebrochen, sie aber hielt sich noch auf den Beinen.
Das Mädchen schaute mich an.
Meinen silbernen Dolch trug ich nicht bei mir, dafür jedoch mein Taschenmesser. Es war klein und deshalb nicht all zuschwer. Aber es besaß eine scharfe Klinge. So scharf, daß Maureen damit sicherlich die Stricke durchtrennen konnte.
Das Messer steckte in meiner linken Hosentasche.
»Greifen Sie da hinein!« wies ich Maureen an. »In die linke Hosentasche. Und schnell.«
Sie nickte. Dabei ging sie wie in Trance auf mich zu, so daß ich das Gefühl hatte, von ihr überhaupt nicht gehört oder verstanden worden zu sein.
Als ihre Hand sich in meine Tasche schob, wußte ich, daß ich mich geirrt hatte.
Sie fand das Messer.
»Klappen Sie es auf!«
Maureen tat auch dies, wobei sie das Kreuz in der Hand behielt und die knöchernen Klauen nicht aus den Augen ließ. Noch immer verspürte sie die große Angst. Verständlich, denn sie hatte erlebt, mit welch einer Zielstrebigkeit die mordenden Hände vorgingen.
Während Maureen zuerst meine Fußfessel löste und sich dabei bücken mußte, behielt ich die Hände im Auge. Sie befanden sich dicht beieinander.
Ein Paar war waffenlos.
Das andere Paar traute sich auch nicht heran. Der Degen zitterte.
Mein Kreuz störte sie ungemein.
Die erste Fessel fiel.
Es war die an meinem linken Bein. Sofort ging Maureen hinüber zu meinem rechten und säbelte dort an den Stricken herum. Viel zu lange dauerte es mir. Die Spannung stieg, ich wußte genau, daß mich die Geistwesen nicht aus den Augen ließen, und ich wunderte mich ein wenig darüber, daß sie nicht eingriffen.
Verloren hatten sie noch nicht.
Endlich hatte das Mädchen auch meine rechte Beinfessel gelöst.
»Jetzt die Arme«, flüsterte ich rauh.
Um an sie heranzukommen, mußte
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