0195 - Eine schaurige Warnung
hin und her. Warum griffen die drei denn nicht an? Irgend etwas war da faul.
Eric Black bemerkte auch, daß die Hunde nicht mehr ihn und seine Freundin anstarrten, sondern ihr Augenmerk mehr auf den Wolf gerichtet hatten. Eric kam ein bizarrer Gedanke. Sollte es möglich sein, daß die drei vielleicht nicht zusammengehörten? Waren sie unter Umständen Feinde?
Wenn dies zutraf, befanden sich Nicole und er trotzdem in Gefahr. Er konnte nicht einsehen, weshalb der Wolf sie hätte laufenlassen sollen.
Jetzt setzte er sich in Bewegung. Als er seine Vorderpfoten vorstellte, schwang sein ganzer Körper mit. Vorsichtig betrat er das Wasser, doch den Blick behielt er dabei auf die beiden Hunde gerichtet, die ihre Körper zusammengezogen hatten und drohend knurrten.
Dann hörten sie den Schrei. Es war mehr ein Kreischen und ein Signal für die beiden Hunde.
Abrakim hatte den Ruf ausgestoßen. Auch er mußte gesehen haben, daß sie einen dritten, ungebetenen Gast bekommen hatten.
Die Hunde sprangen los. Sie achteten nicht mehr auf ihre menschliche Beute, sondern sahen nur den Wolf. Der aber erwartete den Angriff gelassen.
Erst als die Köter dicht vor ihm durch das Wasser hechelten, sprang er.
Und er traf.
Nicole und Eric schauten dem Kampf gebannt zu. Vergessen war ihre eigene Situation, denn vor ihnen lief ein Drama über die Bühne.
Viel konnten sie nicht erkennen, weil ihnen das brodelnde, aufspritzende Wasser den größten Teil des Blickfeldes nahm. Sie vernahmen ein Knurren, Keuchen und Hecheln, sahen aus der hellen Gischt hin und wieder Köpfe auftauchen, und eine rote Fontäne spritzte plötzlich hoch in die Luft Blut!
Wieder schrie der Zwerg.
Diesmal noch schriller und heftiger. Der Befehl wurde auch verstanden. Allerdings nur von einem Hund, der andere konnte ihm nicht mehr folgen, der Wolf hatte ihm die Kehle zerbissen. Daher auch das Blut. Sein Kadaver schwamm auf der Oberfläche.
Der noch lebende schwarze Bluthund hatte auch etwas abbekommen. An der Flanke war sein Fell aufgerissen und schimmerte rot.
Seine Läufe waren nicht verletzt, denn er sprang hastig durch das Wasser, gelangte ans Ufer, wühlte sich dort durch den Schlamm und verschwand im Gebüsch.
Nicole begann wieder zu zittern. »Wir hätten verschwinden sollen«, hauchte sie. »Jetzt ist es zu spät…«
Eric gab ihr recht, aber das sprach er nicht aus. Er sah nur den Wolf, der langsam durch das Wasser auf sie zuschritt und keinen Blick für den Kadaver des Hundes hatte.
Sie hörten noch einmal ein heiseres Bellen, dann waren sie mit dem Wolf allein.
Eric schluckte. Er legte seinen Arm um Nicole und zog sie weiter zurück. Er selbst ging auch, ließ das Tier jedoch nie aus dem Blickfeld.
Der Wolf folgte ihnen. Er schüttelte ein paarmal den Kopf und befreite sein Fell von Wassertropfen. Dann öffnete er sein Maul, und es schien, als wollte er etwas sagen.
Schließlich sprang er mit einem Satz vor.
Beide konnten einen Schrei nicht unterdrücken, denn das Tier war so kräftig, daß es direkt neben ihnen landete, wobei das Wasser hoch aufspritzte.
Jetzt sind wir verloren! dachte Nicole.
Sie irrte sich.
Beide irrten sich, denn der Wolf wollte nichts Böses von ihnen. Im Gegenteil, er legte seinen Kopf schief, kam dicht an das Mädchen heran und leckte mit seiner langen Zunge über die Hüften.
Zuerst blieb Nicole stocksteif stehen, wobei sie innerlich zitterte und nichts begreifen konnte. Dann schloß sie für einen Moment die Augen, weil sie an einen Traum glaubte, und als sie wieder hinschaute, sah sie, daß es kein Traum war.
Der Wolf existierte. Er hatte den Kopf ein wenig gehoben und blickte sie an.
Nicole und auch Eric hatten Wölfe bisher nur im Zoo gesehen.
Und dort hatte das Augenpaar dieser Tiere einen anderen Ausdruck gehabt. Kalt, irgendwie grausam.
Aber hier?
Beide wurden sie das Gefühl nicht los, daß der Wolf sie aus Augen ansah, die Ähnlichkeit mit denen eines Menschen hatten. Ja, genauso war es.
Eric wußte selbst nicht, woher er den Mut nahm. Er bückte sich, streckte seinen Arm aus und streichelte das rotbraune Fell des Tieres, was dem Wolf offensichtlich gefiel, denn er rieb seinen Kopf an den Beinen des jungen Mannes.
»Das gibt’s doch nicht«, flüsterte Nicole. »Sag mir, daß ich träume, Eric.«
»Nein, du träumst nicht.«
»Ob wir gehen können?«
»Versuchen wir es.«
Eric ging zurück und zog seine Freundin mit. Der Wolf ließ sie in Ruhe. Er begleitete sie nur. Und er blieb auch so lange
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