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0195 - Im Schloß der Bestien

0195 - Im Schloß der Bestien

Titel: 0195 - Im Schloß der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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heulte der Werwolf, und morgens fand ich den zerstörten Wagen und die Leiche des Jungen. Das Mädchen ist spurlos verschwunden, wahrscheinlich zum Schloß entführt.«
    Zamorra pfiff leise durch die Zähne. Das gab der Entführung ein anderes Gesicht. Wenn außer Nicole auch noch ein anderes Mädchen entführt worden war, konnte es sich nicht ausschließlich um eine Erpressung handeln. Etwas anderes mußte dahinterstecken. Aber was?
    Er sah Fenrir an.
    »Paß auf, mein Alter. Wir fahren zum Schloß hinauf.«
    Fenrir nickte.
    »Was ist mit meinem Wagen, mit dem meine Sekretärin unterwegs war?« wollte der Meister des Übersinnlichen wissen. Hugh Caidry wand sich unbehaglich. »Er liegt mit zerschossenem Reifen im Graben, Mister Zamorra«, sagte er. »Wir kommen natürlich für den Schaden auf.«
    »Das«, brummte Zamorra grimmig, »ist wohl das Mindeste. Komm, Fenrir.«
    Er ging zu dem Dienstwagen der Hochschule. Fenrir trottete hinter ihm her. Zamorra hätte viel darum gegeben zu wissen, was jetzt hinter der Stirn des Graubepelzten vor sich ging …
    »He, warten Sie, Sir«, schrie Brickley. »Wollen Sie wirklich allein da …«
    »Sie sollten besser hier zurückbleiben«, sagte Zamorra leise. »Sie wissen Bescheid. Wenn etwas passiert, dann sind Sie so etwas wie eine Eingreifreserve.«
    »Nehmen Sie eine Waffe mit«, verlangte Caidry. »Ein Gewehr mit Silberkugeln …«
    Zamorra winkte ab. Er hielt nicht sonderlich viel von Schußwaffen und benutzte sie nur, wenn es wirklich unumgänglich war. Er berührte das Amulett, das im Mondlicht grell auffunkelte.
    »Das hier ist eine bessere Waffe«, sagte er.
    Fenrir war bereits auf den Beifahrersitz gesprungen. Zamorra stieg hinter das Lenkrad. »Wo geht’s entlang?« fragte er.
    Brickley wies ihm den Weg. Zamorra wendete und ließ den Wagen mit abgeblendeten Scheinwerfern durch die Nacht davonrollen. Brickley und Caidry sahen ihm mit gemischten Gefühlen nach.
    Und plötzlich fühlten sie, daß von diesem Fremden etwas ausgegangen war, das Ruhe und Sicherheit verhieß. Jetzt, wo er nicht mehr neben ihnen stand, war auch diese Aura verschwunden.
    Unwillkürlich sahen sie sich um. Die dumpfe Furcht vor den Werwölfen kroch wieder in ihnen empor. Lauerten die Bestien nicht schon irgendwo in der Nähe? Glommen da keine Augen in der Finsternis?
    Oder waren es nur Sinnestäuschungen?
    Die beiden Männer beeilten sich, wieder ins Haus zu kommen. Und doch wußten sie jetzt, daß auch Häuser keine Sicherheit mehr boten. Der Werwolf hatte die Eisengitter einfach losgerissen.
    Die Gefahr war so groß wie nie zuvor.
    Und plötzlich ertappte sich Brickley dabei, daß er all seine Hoffnungen in diesen hochgewachsenen Mann mit dem Amulett setzte, den er vor ein paar Minuten noch als Werwolf hatte erschießen wollen.
    Brickley wußte irgendwie, daß nur dieser Zamorra es schaffen konnte, den Terror der Werwölfe zu brechen.
    Wenn sie ihn nicht vorher niedermachten …
    Hatte denn ein einzelner, unbewaffneter Mensch überhaupt eine Chance gegen ein ganzes Rudel dieser Bestien, die direkt aus den Tiefen der Hölle entsprungen sein mußten?
    Irgendwo am Berg glommen die Lichter von Lykows Schloß wie heimtückische Augen, die alles wachsam beobachteten.
    Wann schlug das Ungeheuer zu?
    ***
    Nicole hörte sich entsetzt schreien. Sie gehörte nicht zu den ängstlichen Typen, aber das überraschende Auftauchen des wolfsköpfigen Ungeheuers flößte ihr Furcht ein. Das dämmerige, flackernde Kerzenlicht tat das seine dazu.
    Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Lykaon, der Grieche, der der Sage nach von Zeus in einen Wolfsmenschen verwandelt worden war … jenes Volk im Osten, von dem Marco Polo berichtete, es solle sich um Menschen mit Wolfsköpfen handeln …
    Und hier stand solch ein Exemplar in der Tür. Eine Frau mit einem Wolfsschädel! Leicht war das lange, kantige Maul geöffnet, und grell glühten die Augen im Dämmerlicht.
    Hände, die menschlich waren und dennoch wölfisch, hoben sich. Ein knurrender Laut erklang.
    Susy Carter war bis zur Wand zurückgesprungen. Aus weit aufgerissenen Augen, das Gesicht in panischer Furcht verzerrt, starrte sie die Wolfsfrau an. Sie war wie gelähmt, nicht einmal in der Lage zu schreien.
    Auch Nicole verstummte jetzt.
    Diesmal war sie es gewesen, die sich hatte überraschen lassen. Ihr Gefangener, der sich Fedor Lykow nannte, nutzte seine Chance, als der Druck der Kette sich lockerte.
    Plötzlich hatte er seine Hände dazwischen, und das,

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