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0195 - Im Schloß der Bestien

0195 - Im Schloß der Bestien

Titel: 0195 - Im Schloß der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zerrissen, und Nicoles Gesicht von Erschöpfung gezeichnet. Sie mußte gekämpft haben. Und der Wolfsrachen Tamara Lykows legte sich an ihren Hals. Die Zähne berührten Nicoles Haut.
    Die Chance war vertan. So schnell konnte auch das Amulett nicht fliegen. Nicole wäre verloren.
    In ohnmächtigem Zorn ließ Zamorra los. Das Amulett polterte dumpf auf den Teppich.
    Die Werwölfin zerrte Nicole an Zamorra vorbei aus dem Zimmer hinaus. Draußen stieß sie ein wütendes Heulen aus.
    »Fedor«, knirschte Pjotr Lykow. »Du hast Fedor umgebracht, du Schurke!«
    Plötzlich ließ er das Mädchen, das er auf der breiten Schulter hielt, einfach fallen. Er verwandelte sich blitzschnell und griff an. Zamorra ließ sich rückwärts fallen und wußte im gleichen Moment, daß das ein Fehler gewesen war. Das Amulett war von einem Moment zum anderen unerreichbar geworden. Dann prallte der mächtige Werwolf auf ihn. Zamorra stieß ihm die Faust entgegen, um ihn abzuwehren, und die kräftigen Kiefer packten zu. Ein glühender Schmerz durchfuhr Zamorras Arm.
    Sofort ließ der Wolf wieder los, aber noch ehe Zamorra eine weitere Abwehrbewegung machen konnte, lag die Bestie so auf ihm, daß er sich nicht mehr rühren konnte.
    Aus! dachte er. Ich Narr! Ich hätte es vorsichtiger machen sollen! Aber in meiner blinden Angst um Nicole …
    Der Schmerz brachte ihn fast um. Auch Nicole war jetzt rettungslos verloren, und der Werwolfterror im Dorf würde seinen Fortgang finden. Was machte es schon, wenn ein Werwolf tot war? Es blieben genug von ihnen übrig!
    Pjotr Lykows geifernder Rachen zuckte auf Zamorras ungeschützten Hals nieder.
    ***
    Fenrir, der Telepath, nahm sich nicht mehr die Zeit, seine Wunden zu lecken. Er erfaßte mit seinen geschulten Sondersinnen genau, was eine Etage höher vor sich ging. Und er legte alle Kraft in einen Sprung, der ihn neben der Treppe nach oben brachte. Unten blieb der sich wieder verformende Körper des toten Butler-Werwolfs zurück.
    Fenrir wußte genau, daß er der Joker war. Aber das auch nur, wenn er schnell genug war!
    Der Graue faßte auf dem Korridor Fuß. Zamorra war bereits in dem geöffneten Zimmer verschwunden. Auch ihn hatte der Angriff eines Werwolfs Zeit und Kraft gekostet. Fenrir huschte ungesehen neben die Tür. Die Ungeheuer waren jetzt noch zu zweit, aber sie hielten einen gewaltigen Trumpf in den Klauen: die beiden Mädchen!
    Da kam Tamara Lykow mit Nicole aus dem Zimmer. Sie stolperte fast über Fedor Lykow, verharrte einen Augenblick und stieß ein wütendes Heulen aus.
    Sie drehte Fenrir den Rücken zu. Nach unten, die Treppe hinab, hatte sie noch nicht gesehen, hatte den Butler, der Fenrir abfangen und unschädlich machen sollte und der den Grauen unterschätzt hatte, noch nicht gesehen. Sie wußte also nicht, daß Fenrir immer noch aktiv war.
    Für ein paar Sekunden lösten sich ihre Zähne von Nicoles Hals, als sie jetzt den Kopf drehte und nach unten sehen wollte.
    Er sprang.
    In der Sekunde, als sie den Toten unten sah, erreichte der telepathische Wolf Tamara Lykow, und seine Fänge schnappten zu. Sie konnte nicht einmal mehr entsetzt aufschreien. Fünf Sekunden später ließ Fenrir los und sah zu, wie die Tote die Treppe hinunterstürzte.
    Nicole lehnte schreiend vor Schrecken am Geländer. Fenrir konnte sich nicht mehr um sie kümmern. Er wirbelte herum, sprang ins Zimmer. Dort kauerte das letzte Monster über Zamorra und packte gerade zu.
    Mit aller Kraft sprang Fenrir, obgleich er nicht sicher war, daß er es noch schaffen konnte.
    ***
    Unter der Berührung zuckte Nicole zusammen und öffnete die Augen wieder, die sie geschlossen hatte, als Fenrir entschlossen zupackte und der Frau mit dem Wolfskopf im einzig möglichen Augenblick den Garaus machte. Sie fürchtete, einen Werwolf vor sich zu haben, aber dann sah sie Zamorra, der aus einer Wunde am Arm blutete und dessen Hals ebenfalls ein paar Kratzer aufwies, die aber bedeutungslos waren. Zamorra zog ein apathisches Mädchen an der Hand hinter sich her, und neben ihm stand ein großer, grauer Wolf.
    »Es ist vorbei, Nici«, sagte Zamorra leise und schloß Nicole in die Arme. Ihre Lippen fanden sich, und Nicole umschlang ihn wie eine Ertrinkende.
    »Fenrir hat es gerade noch rechtzeitig geschafft«, sagte Zamorra schließlich. »Die Werwölfe sind tot.«
    Nicole begann sich langsam zu erholen. Das Entsetzen schwand, als die Gefahr vorüber war.
    Sie lehnte sich an den Meister des Übersinnlichen und deutete auf Susy Carter.

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