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0195 - Im Schloß der Bestien

0195 - Im Schloß der Bestien

Titel: 0195 - Im Schloß der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Er hatte einen Wolf im Wagen?«
    Tamara nickte. Sie versuchte sich zu erinnern, wie der graue Räuber ausgesehen hatte. Er war unverkennbar ein männliches Tier gewesen; sie hatte es an seinem Geruch gespürt. Vielleicht ließ sich mit diesem Burschen etwas anfangen! Es mußte wirklich frisches Blut in die Familie. Es gab zu wenig Reinrassige ihrer Art. Zu lange waren sie unter sich gewesen.
    »Wie kommt ein Wolf in diese Gegend?« überlegte Fedor und warf Pjotr Lykow einen ratlosen Blick zu. Doch das Oberhaupt des Lykow-Clans schwieg sich aus.
    »Wer ist dieser Wolf?«
    »Keiner von unserer Art, und vielleicht können wir ihn gerade deshalb brauchen …«
    ***
    Zamorra konnte dem Schuß nicht mehr ausweichen. Er fühlte einen harten Schlag an der Brust und wurde von der Wucht des Aufschlags zurückgeschleudert. Er stürzte.
    Fenrir sprang ihn an!
    Verblüfft registrierte Zamorra, daß der Graue nicht die beiden Männer annahm, sondern ihn, den Getroffenen! Gleichzeitig wunderte er sich, daß er noch lebte!
    Fenrir riß das Hemd über seiner Brust auf, ehe jemand es verhindern konnte. Brickley feuerte auch den zweiten Lauf nicht ab, weil er nicht wußte, was er mit dieser Situation anfangen sollte. Der Wolf griff seinen Partner in Menschengestalt an?
    Da sahen sie es alle im Mondlicht silbern aufblitzen.
    Das Amulett!
    Es hatte die Silberkugel gestoppt, und Fenrir hatte es jetzt mit raschem Zupacken seiner Zähne freigelegt! Daß Zamorras Hemd dabei zum Teufel gegangen war, störte den Wolf herzlich wenig.
    Leise knurrend stand er jetzt neben Zamorra und hatte eine Pfote auf das Amulett gelegt!
    Verblüfft ließ Stan Brickley das Gewehr sinken.
    Silber!
    Da glänzte es im Mondlicht und war nicht zu verkennen. Silber tötete Werwölfe, und von Werwölfen, die Silber am Körper trugen und dennoch unbehindert herumliefen, hatte Brickley noch nie gehört. Caidry auch nicht, weil es so etwas gar nicht gab.
    Langsam traten sie näher.
    Ebenso langsam hob Zamorra jetzt beide Arme, schob Fenrir zur Seite und richtete sich auf. Er konnte es kaum fassen, den Schuß überlebt zu haben, aber seine Brust schmerzte dort höllisch, wo das Amulett die Wucht der auftreffenden Kugel gestoppt und flächenweise kaum gedämpft weitergegeben hatte. Ein blauer Fleck würde das Mindeste sein, was sich in den nächsten Minuten bildete.
    »Sind Sie jetzt endlich überzeugt, Sie Narren?« fragte Zamorra leise. »Ich bin kein Werwolf, und Fenrir auch nicht!«
    »Aber sie sind fremd hier«, rechtfertigte Brickley sein Tun. »Und die vom Schloß …«
    »Lykows Schloß?«
    »So heißt es jetzt, seit diese Werwolfbande da oben haust. Warum sind sie nicht in Rußland geblieben, verdammt?«
    »Werwölfe also«, sagte Zamorra leise. »Das erklärt natürlich vieles, nicht aber, warum ich eigens eingeladen worden bin, sie aufzusuchen. Wenn sie mich kennen, müssen sie doch wissen, daß allein das Amulett sie vernichten kann und daß ich es stets bei mir trage!«
    »Kenne sich einer in den Gedankengängen von Werwölfen aus«, knurrte Hugh Caidry.
    »Und wo ist jetzt meine Sekretärin?« wollte Zamorra energisch wissen. Jetzt, wo er nicht mehr von dem Gewehr bedroht wurde, fand er zu seiner gewohnten Selbstsicherheit und Ruhe zurück. Er entsann sich, weshalb er ja eigentlich nur in dieses Dorf gekommen war. Warum hatte diese Tamara ihn nicht hierher begleitet? Fürchtete sie die Dörfler? Oder rechnete sie gar damit, daß diese Zamorra den Garaus machen wollten?
    Wie dem auch sei, Zamorra wußte jetzt Bescheid. Das Schloß hatte zu einer Todesfalle für ihn werden sollen. Einen anderen Grund dafür, daß er, der Dämonenjäger und Feind der Schwarzblütigen, von diesen eingeladen wurde, konnte es nicht geben.
    Stan Brickley zuckte mit den Schultern.
    »Wir hielten sie für eine Werwölfin«, sagte er. »Demzufolge sperrten wir sie ein. Und jetzt ist sie verschwunden. Die Eisenstäbe vor dem Fenster sind aus dem Mauerwerk gerissen worden. Sie ist von außen befreit worden.«
    Zamorra schloß die Augen.
    Von außen befreit – das konnte nur eines bedeuten …
    »Sieh dir das Fenster an, Fenrir«, forderte er den intelligenten Wolf auf. Brickley sah erst ihn, dann den Wolf mißtrauisch an, zuckte dann mit den Schultern und führte Zamorra und Fenrir zu dem Kellerfenster. Der Wolf brauchte gar nicht sonderlich nahe heran zu gehen. Schon nach ein paar Metern blieb er stehen, und Zamorra sah im Mondlicht, wie sich sein Fell sträubte. Die Stirn legte

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