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0196 - Die Mörderklaue

0196 - Die Mörderklaue

Titel: 0196 - Die Mörderklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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umklammerte mit ihrer rechten Hand das Geländer. Hin und wieder schüttelte sie den Kopf. Unten im Flur sagte sie: »Da wohnt man nun jahrelang Haus an Haus. Und was weiß man von seinen Nachbarn? Nichts, höchstens den Namen. Das muß man ändern.«
    »Ein Zeichen der Zeit«, erwiderte ich und öffnete die Haustür. Der Flockenwirbel hatte sich verdichtet. Mein parkender Wagen war kaum noch zu erkennen.
    Da Lady Sarah nur ihr Kleid trug, hängte ich ihr mein Jackett über. In ihrer Wohnung nahm ich es wieder zurück. Mrs. Goldwyn trat an einen Schrank, öffnete die Tür und holte eine Flasche hervor sowie zwei Gläser.
    »Einen guten Whisky könnten wir jetzt beide vertragen oder nicht?« fragte sie.
    »Das glaube ich auch.«
    Sie schenkte ein. Ihre Hände zitterten dabei. So etwas kannte ich kaum an ihr.
    Langsam tranken wir. Lady Sarah hatte wieder in ihrem Sessel platz genommen und den Kopf zurück an die Lehne gelegt. Sie schaute gegen die Decke.
    Ich sprach die Horror-Oma an. »Was wissen Sie über die Familie Dexter?«
    »Kaum etwas, John. Die Frau lebte mit ihrer Tochter allein. Sie war Witwe. Ihr Mann kam durch einen völlig normalen Verkehrsunfall ums Leben. Es waren ruhige Leute, sie fielen kaum auf. Allerdings waren sie in den Ferien immer weg.«
    »Und wo?«
    »Sie blieben auf der Insel. In Wales verbrachten sie die Wochen. Dort müssen, soviel mir bekannt ist, noch einige Verwandte der Dexters leben.«
    »Kennen Sie den Ort?«
    »Ja. Mrs. Dexter hatte ihn mir vorhin gesagt, als wir die Treppe hoch schritten.«
    »Wie das?«
    »Sie sprach über ihre Tochter und davon, daß sie gern in Glora begraben werden wollte. Dort soll es einen interessanten Friedhof geben mit Blumen, die sogar im Winter blühen, aber, in Wirklichkeit grüne Hände sind.«
    »Das hat sie gesagt?«
    »Und nicht nur sie, John. Das Mädchen hat es ihr kurz vor seinem Tod erzählt.«
    Interessant. Plötzlich hatte ich eine Verbindung. Die Spur führte also nach Wales und einen Ort namens Glora. Gehört hatte ich den Namen noch nie, aber wer kennt schon alle Dörfer seines Landes?
    »Und Iris wollte dort auf diesem seltsamen Friedhof gern begraben werden?«
    »So sagte sie.«
    »Warum?«
    Lady Sarah stellte ihr leeres Glas weg. »Ich weiß es auch nicht, mein Junge. Fragen können wir nicht mehr. Das müssen Sie schon selbst herausbekommen.«
    »Ja, natürlich.« Ich antwortete Gedanken versunken, denn dieser geheimnisvolle Friedhof gab mir jetzt schon Rätsel auf. Was würde ich dort finden?
    »Haben Sie einen Atlas?« erkundigte ich mich.
    »Natürlich, sogar eine gute Karte von Wales.« Lady Sarah deutete auf das Unterteil eines schwarzen Schranks. »Dort können Sie alles finden, John.«
    »Danke.« Die Karte hatte ich nach zwei Handgriffen. Und auch einen Atlas. Ich suchte nach dem Ort Glora, fand ihn aber nicht. Weder auf der Karte, noch auf dem Atlas. »Seltsam, hier gibt es keinen Ort oder ein Dorf namens Glora.«
    Die Horror-Oma runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, daß Iris gelogen hat.«
    »Nein, nein, aber…«
    »Vielleicht trägt er jetzt einen anderen Namen.«
    Ich nickte. »Das ist gut möglich. Nur müßte man da anderes Material heraussuchen.«
    Mrs. Goldwyn winkte ab. »Kein Problem, John. Ich habe alles hier. Allerdings müßten wir noch einmal zum Speicher hoch.«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht?«
    »Nein, mir sicherlich nicht. Ich bin doch selbst gespannt, wie sich dieser Fall entwickelt.«
    Da hatte sie nicht gelogen. Ich kannte die Horror-Oma gut genug. Nicht umsonst hatte sie diesen Spitznamen bekommen.
    Sie schritt vor mir die Treppe hoch und atmete kaum schneller, als wir auf dem Speicher standen und sie in den neuen Regalen herumsuchte.
    Deckenleuchten gaben genügend Licht.
    »Ja, wo hab ich’s denn?« murmelte die Horror-Oma, und ihre Ketten klirrten bei jeder Bewegung. »Aha, da ist es.« Sie drehte sich und trug einen verstaubten Atlas auf beiden Händen.
    Ich nahm ihn der Horror-Oma vorsichtig ab.
    »Legen Sie ihn auf den Tisch, John.«
    Lady Sarah hatte einen alten Tisch und einen Stuhl auf den Speicher gestellt. Auf dem Tisch stand auch eine Lampe. Ich knipste sie an und öffnete in ihrem Licht den Atlas.
    Er stammte noch aus den Anfängen unseres Jahrhunderts. Wie ich wußte, war Lady Sarah Goldwyn eine begeisterte Besucherin von Flohmärkten und Antiquitätenläden. Dort konnte sie stundenlang herumstöbern und fand auch immer interessante Dinge.
    Wie diesen Atlas.
    Er war kein normales

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