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0196 - Die Mörderklaue

0196 - Die Mörderklaue

Titel: 0196 - Die Mörderklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Der englische und der gälische?«
    »Auf der Karte ja.«
    »Was willst du denn dann?«
    »Aber nicht auf den Wegweisern. Da sehe ich nur die komischen Namen, die man nicht aussprechen kann. Die anderen Namen, falls sie vorhanden waren, sind von irgendwelchen Nationalisten und Fanatikern überpinselt worden.«
    »Hier darfst du kein Englisch sprechen. Zudem klappen sie abends noch die Bürgersteige hoch. Und wundere dich nicht, wenn die Waliser durch die Fenster in ihre Häuser steigen.«
    »Wieso das?«
    »Weil Weihnachten vor der Tür steht.«
    Tim Shriver verzog das Gesicht. Für die Späße hatte er heute nicht viel übrig.
    Der Himmel war bedeckt. Grau und unendlich spannte er sich wie ein riesiges Tuch von einem Horizont zum anderen. Die Sonne war inzwischen aufgegangen. Aber sie schaffte es nicht, daß Grau zu durchdringen. Es blieb trüb und auch windig. Zum Glück regnete es nicht mehr. Wie ein gewellter Teppich lag das Hügelland vor den beiden Männern. Sie waren von der Hauptstraße abgebogen. Auf Nebenstrecken, so sagte es zumindest die Karte, konnten sie ihr Ziel besser erreichen.
    Glora hieß der Ort.
    Weder Shriver noch Moore hatten je gehört, daß es ein Kaff mit diesem Namen gab.
    Wieder fuhren sie durch eines der typischen Waliser Dörfer. Häuser mit Gras-oder Rieddächern, breite Straßen, Hecken, ein Ort, in dem die Zeit stehengeblieben war.
    An einer Haltestelle stand nicht nur der Bus, sondern auch Fahrgäste.
    Als die älteren den Leichenwagen sahen, bekreuzigten sie sich. Die Männer sahen es mit Verwunderung.
    »Hier sitzt der Aberglaube noch verdammt tief«, meinte Tim Shriver.
    »Glaubst du denn auch an Geister?«
    »Ich?« Das Wort klang erstaunt. »Wäre ich sonst bei einem Beerdigungsunternehmer beschäftigt?«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Wie heißt denn das nächste Kaff?« fragte Tim Shriver.
    »Kann ich nicht aussprechen.«
    »Okay. Und das danach?«
    »Müßte Glora sein. Aber da in der Nähe liegt ein Ort, der heißt Llanon.«
    »Da wollen wir ja nicht hin.«
    »Du gönnst mir auch gar nichts«, maulte Alan Moore.
    Die Straße lief nicht schnurgerade, sondern schlug Kurven. Manche waren wirklich sehr eng, und die beiden Männer kamen sich vor, als würden sie eine Paßfahrt unternehmen.
    »Hier hätte man die Scheißstraße auch geradeaus bauen können«, beschwerte sich Moore und kurbelte wie ein Wilder am Lenkrad, um den Mercedes herumzubekommen.
    Auf der Ladefläche polterte etwas. Das war der Sarg. Die Männer hatten ihn nicht festgeschraubt.
    »Jetzt wird die Leiche besoffen«, grinste Shriver.
    »Sprich nicht so despektierlich. Sag mir lieber, wo wir was zu essen kriegen. Ich habe Kohldampf.«
    »Im nächsten Ort.«
    »Nicht vorher?«
    »Wird wohl kaum eine Hamburger-Bude hier in der Gegend stehen. Aber du kannst ja eine eröffnen.«
    »Ja, mit drei Gästen im Jahr.«
    »Aber wenn welche kommen, die haben Hunger.«
    »Unsinn.«
    Bald lag wieder ein gerades Teilstück der Straße vor ihnen. Ein roter Punkt erschien in der Ferne und wurde schnell größer. Es war einer der Busse, die zwischen den abgelegenen Dörfern verkehrten und die einzige Verbindung darstellten.
    Da die Fahrbahn schmal war, mußten die beiden Männer mit dem Leichenwagen hart links ran.
    »Verdammt«, fluchte Shriver, »der hat sich seinen Führerschein vom Versandhaus schicken lassen. Fast hätte er uns noch den Rückspiegel abrasiert.«
    »Du bist eben in Wales.«
    Mehr brauchte Alan nicht zu sagen. Hier war alles anders, und die beiden Männer ärgerten sich mal wieder über ihre Fuhre, die sie fast quer durch England führte.
    Der Mercedes lief ruhig. Obwohl er ein Diesel war, hörten sie kaum ein Motorengeräusch. Nach einer zehnminütigen Fahrt erreichten sie eine Kreuzung.
    »Da steht ein Wegweiser!« rief Shriver.
    Alan fuhr langsamer. Sein Kollege hatte recht. Beide konnten den Namen Glora lesen.
    »Endlich ein Lichtblick!« stöhnte Shriver und fuhr nach links, wo sich eine Senke öffnete. Sie war ziemlich groß, mit viel Buschwerk bewachsen, und der Grasteppich dazwischen schimmerte grünlichbraun.
    Erlen und Weiden standen wie vereinzelte Denkmäler. Sie ließen ihre Zweige traurig nach unten hängen, als würden sie sich auch über den Winter ärgern.
    Plötzlich zuckte Alan Moore zusammen. Sein Kollege bemerkte dies. Er wandte kurz den Kopf und fragte: »Hast du was?«
    »Ja, da hat etwas gepoltert.«
    »Wo?«
    Moore deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Hinter uns.«
    »Im

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