0196 - Die Mörderklaue
aufräumte.
Die nähere Umgebung hatte er schon geräumt. Mit weit gespreizten Beinen stand er da, hielt den Griff der Peitsche mit beiden Händen fest und schlug einmal zur linken, dann wieder zur rechten Seite, so daß die drei magischen, aus Dämonenhaut hergestellten Riemen wie der Klöppel einer Glocke schwangen.
Immer wieder fanden die Riemen ein Ziel. Sie hieben in die Handflächen und begannen mit ihrer zerstörerischen Kraft.
Aber Suko traf nicht alle. Es schien so, als hätten die gefährlichen Klauen einen tierischen Instinkt.. Manchmal wichen sie geschickt zur Seite, wenn die drei Riemen auf sie zuwirbelten.
Suko drehte sich.
Sein Blick flog über den unheimlichen Totenacker.
Er sah seinen Freund John Sinclair im ersten Augenblick nicht, erkannte jedoch, daß sich mehrere Klauen auf eine bestimmte Stelle konzentrierten, und in seine Augen trat ein harter Glanz.
John befand sich in Gefahr!
Das wußte auch Sarah Goldwyn. Die Horror-Oma kannte keine Angst.
Während Detlev Menningmann stehengeblieben und die unheimlichen Vorgänge nicht fassen konnte, gab sich die alte Lady einen Ruck und betrat den Friedhof, wobei sie nicht an die große Gefahr dachte, in die sie sich begab.
Zwei Klauen packten zur gleichen Zeit zu und hatten sich Sarah Goldwyn als Opfer ausgesucht.
Klatsch, klatsch.
Die Horror-Oma hatte mit ihrem Stock zugeschlagen. Mit der Spitze hieb sie gegen die Innenflächen der Hände. Im ersten Impuls zuckten sie auch zurück, doch zerstört werden konnten sie nicht. Nur verletzt, denn das Stockende war ziemlich spitz, und es schnitt schräg wie ein Messer in die Klaue.
Eine Wunde entstand.
Dick, zäh und grünlich war die Flüssigkeit, die heraus rann, ohne die Funktion der Hand jedoch beeinträchtigen zu können. Sie blieb weiterhin gefährlich.
Das merkte Sarah Goldwyn bald. Bevor sie den Stock zurückziehen konnte, griff die Klaue zu. So hart, daß sie der alten Lady den Stock aus den Fingern riß.
Gleichzeitig wurde sie auch von der anderen Seite attackiert. Eine grüne Klaue hatte sich gedreht, war hinter das Bein der Sarah Goldwyn gelangt und griff zu.
Der Griff war hart und schmerzhaft. Plötzlich fühlte Lady Sarah, daß ihr der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Sie konnte sich im Fallen auch nicht mehr abstützen, da ihr Stock von der anderen Klaue festgehalten wurde.
Die alte Dame fiel voll aufs Gesicht.
Zum Glück weich, denn der Untergrund dieses geheimnisvollen Friedhofs bestand aus einer lehmigen Masse.
Die Horror-Oma streckte beide Arme aus. Sie hatte den Fall dadurch mindern können, aber sie schaffte es nicht, sich der Klauen zu erwehren, die über ihr schwebten und deren gespreizte Finger langsam nach unten sanken, ihrem Rücken zu.
Suko hatte sich zwar auf John Sinclair konzentriert, doch aus den Augenwinkeln mitbekommen, was mit Lady Sarah Goldwyn geschehen war. In seinem Innern entstand ein Zwiespalt.
Wem sollte er zuerst helfen?
Suko entschied sich für Lady Sarah, denn er sah, daß John mit dem Kopf hochkam.
Mit langen Sprüngen hetzte der Chinese heran. Zwei genau schaffte er, dann lief er in die Falle. Eine der Hände hatte es geschickt angestellt und sich so weit zur Seite gebogen, daß sie flach auf dem Boden lag.
Die Handfläche zeigte nach oben.
Fünf Finger packten zu, als sich Sukos Schuh dicht über ihnen befand.
Sie zielten genau und hielten plötzlich den Knöchel des Chinesen fest, der diesem Griff nichts entgegenzusetzen hatte.
Jetzt sah es nicht nur für Lady Sarah böse aus, sondern auch für Suko.
Und auch für mich.
Ich war zwar mit dem Kopf noch hochgekommen, doch die verdammten Klauen hatten sich inzwischen gut auf meine Reaktionen eingestellt.
Eine klatschte mir ins Gesicht.
Meine Nase wurde zusammengepreßt, ich spürte die Hand auf meinen Lippen, nahm einen scharfen, ätzenden Geruch wahr und stellte gleichzeitig fest, daß ich meinen linken Arm nicht mehr bewegen konnte, weil er ebenfalls von einer Klaue festgehalten wurde.
Und noch etwas geschah.
Die Hände wollten mich nicht erwürgen oder erschlagen, nein, sie hatten etwas ganz anderes vor, denn dieser Friedhof besaß noch ein tödliches Geheimnis.
Sein Boden war nicht nur weich, sondern auch durchlässig. Das heißt, den Händen konnte es ohne weiteres gelingen, mich in die feuchte, kalte Erde zu ziehen.
Das war grausam.
Ich merkte schon, wie der Arm am Ellbogen einsackte. Bald würde wirklich mein linker Arm verschwunden sein, denn die Klaue drückte mit
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