Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0196 - Die Mörderklaue

0196 - Die Mörderklaue

Titel: 0196 - Die Mörderklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
dicht an den Leuchter heran, nahm den Deckel der Lampe ab und zündete mit dem brennenden Docht die drei Kerzen an.
    Das Feuer übertrug sich. Zuerst flackerten die Flammen, fanden Nahrung, und die Unruhe verging. Ruhig brannten sie weiter, weil sie von keinem Windhauch berührt wurden.
    Das Mädchen senkte den Kopf. Dabei wurde das Gesicht vom Lichtschein getroffen, und einem heimlichen Beobachter wäre aufgefallen, daß seine Züge Ähnlichkeit mit denen der untoten Iris aufwiesen.
    Dieses Mädchen mit der Lampe mußte Elena sein, die Schwester, auf die Iris gewartet hatte.
    Elena schaute nur zu Boden, deshalb sah sie nicht, was über ihr geschah. Hinter einer Säule stand Iris!
    Sie lauerte dort, denn sie hatte einen bestimmten Plan gefaßt. Vorsichtig hob sie den rechten Arm und streckte die Hand aus. Dabei spreizte sie die Finger, und das Restlicht der Kerzen warf seinen Widerschein auf die langen Nägel.
    Die Klaue sah schrecklich aus. Falten hatten sich in die dunkelgrüne, lederartige Haut gegraben, die Finger der Hand zuckten konvulsivisch.
    Es sah aus, als würde die Klaue jeden Moment nach unten fahren und das Mädchen im roten Kleid packen.
    Elena trat einen Schritt zurück. Sie öffnete ihre blassen Lippen. »Du kannst dich ruhig zeigen, Iris. Ich weiß, daß du da bist. Warum versteckst du dich?«
    Höhnisches Kichern antwortete. »Du willst mich wirklich sehen, kleine Schwester?«
    »Ja.«
    Iris löste sich tatsächlich aus ihrer Deckung hinter der Säule. Dabei hielt sie ihren rechten Arm vorgestreckt, so daß Elena, die Schwester, ihre Klaue sehen mußte.
    Elena trat zurück. Ihre Augen weiteten sich, denn mit diesem Anblick hatte sie nicht gerechnet. Tausend Gedanken wirbelten in ihrem Kopf, und sie wußte plötzlich, daß es soweit war.
    Der alte Druidenfluch würde in Erfüllung gehen. Das Band der Magie konnte reißen!
    »Du bist es«, flüsterte Elena.
    »Ja.« Iris kicherte. Sie kam näher und wurde nun voll vom Schein der Kerzen erfaßt. »Hast du nicht mehr mit mir gerechnet?«
    »Doch, ich habe dich erwartet.«
    »Wie früher, nicht?«
    »Ja.«
    Wieder lachte Iris. »Aber heute ist es anders. Schau mich doch an, kleine Elena. Sieh genau hin!«
    Das tat die schwarzhaarige Elena auch. Sie sah ihre Schwester, die so anders wirkte als früher. Ihr Hals war aufgerissen. Er zeigte eine Wunde, die allerdings schon verkrustet war. Doch ihre rechte Hand hatte sich stark verändert. Sie war nicht mehr so wie früher, sondern zu einer gefährlichen Klaue geworden. Um das Doppelte war sie dabei gewachsen, und die Finger hatten dieses Prozeß mitgemacht. Sie sahen aus wie grüne Würmer. Vor allen Dingen dann, wenn sie bewegt wurden und sich krümmten.
    »Du bist tot, nicht wahr?« fragte Elena.
    »Ja, ich bin ebenso tot wie du.«
    Heftig schüttelte Elena den Kopf. »Nein, das stimmt nicht. Ich stehe auf der anderen Seite. Die Geister des Lichts halten mich in ihren Fesseln, ich bin hier, um Menschen zu helfen. Du bist gekommen, um sie zu zerstören.«
    »Das stimmt.« Häme breitete sich auf dem Gesicht der blondhaarigen Iris aus. »Als ich früher erschien und noch normal lebte, konnte ich nicht viel tun. Zwar erschien die Stadt, wenn ich hier ankam, aber ich brauchte die Kraft meiner Mutter, um existieren zu können.«
    »Unserer Mutter«, verbesserte Elena.
    »Richtig. Ich darf dir allerdings auch sagen, daß sie nicht mehr am Leben ist. Sie wurde zu Staub, denn ein Mann mit dem Kreuz kam und hat sie zerstört.«
    Elenas Augen glänzten. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. »Endlich«, flüsterte sie. »Endlich weilt sie nicht mehr unter den Lebenden.«
    »Wie sprichst du von ihr?«
    »Meine und deine Mutter war kein Mensch, das weißt du genau. Sie war eine alte Druidin, die vor langer Zeit in dieser Stadt gelebt hat und deren Geist im Körper einer gewissen Marga Baxter wiedergeboren wurde. Mit einem normalen Mann zeugte sie zwei Kinder. Du und ich. Wir erhielten das Erbteil der Mutter, aber ich bekam noch etwas von meinem Vater mit. Ich merkte, daß Marga und du auf der anderen Seite standen und stellte mich gegen euch. Es gibt nicht nur schlechte Menschen, auch gute. Aber ihr wolltet sie alle unter eure Knute zwingen. Dabei stand ich euch im Weg. Ihr habt mich getötet, doch ihr habt nicht damit gerechnet, daß ich Schutzpatronen habe. Gute Geister, Boten des Lichts, sie haben sich meiner angenommen, und mir gelang es, die Menschen in diesem Land vor einem großen Schaden zu bewahren. Es ist

Weitere Kostenlose Bücher