0196 - Planet der letzten Hoffnung
Krankenraum. Kontemers aufgesprungene Lippen bebten. Er versuchte, sich in seinem Bett aufzurichten. „Bleiben Sie liegen", warnte der Arzt. „Nein, nicht jetzt", stöhnte der weißhaarige Wissenschaftler. Sein faltiges Gesicht verzerrte sich unter der Anstrengung. Fast beschwörend sah er Hognar an.
„Sir, ich weiß wohl, was Sie von mir halten. Lassen Sie mich aber bemerken, daß ich mich niemals dazu hergeben werde, mein Volk zu verraten. Ich bin ein Mensch, verstehen Sie! Wenn Miles im Auftrag der Terraner handeln würde, hätte ich jetzt vielleicht geschwiegen. So aber steht er in Diensten der Akonen."
„Beruhigen Sie sich", sagte Hognar reserviert. „Berichten Sie der Reihe nach. Sie brauchen nicht vor Furcht zu zittern. Ich habe schon erfahren, daß Sie von Traut bedroht wurden. Wahrscheinlich haben Sie zwei wertvollen Mitarbeitern der Blauen Garde das Leben gerettet. Fassen Sie sich und erzählen Sie mir, was sich ereignete. Sind Sie ebenfalls geschockt worden?"
„Nein, natürlich nicht", behauptete Kontemer mit einem bitteren Auflachen. „Was hätte ich diesem jungen und kräftigen Mann schon antun können. Bontlyn ist sein Komplize."
„Das wissen wir.
Wie verhielt sich Eve Narkol?"
„Sie muß Miles' Freundin sein,"
„Interessant! Das wußten wir nicht. Haben Sie feststellen können, aus welchem Grunde Miles Traut dieses wahnwitzige Unternehmen einleitete? Was beabsichtigt er mit seiner Flucht? Er sollte doch wissen, wie zwecklos sie ist."
Kontemer zögerte. Ängstlich sah er sich um. Dabei überlegte er fieberhaft. Hognar schien seinen Worten zu glauben.
„Ich - ich nehme an, Sir, Traut ging hauptsächlich deshalb, weil Bontlyn die Bandaufnahme unterschlug. Ich hörte, daß Traut seinem Freund heftige Vorwürfe machte, in seine Wohnung gekommen zu sein. Sie sind dort von Ihnen überrascht worden, Sir."
„Sie haben erstaunlich viel gehört, Professor!" fiel Major Hafgo ein. Kontemer zuckte zusammen.
„Sir, man sprach wirklich darüber. Die Helmfunkgeräte waren eingeschaltet. Als man die beiden Gardisten nach draußen brachte, entwickelte sich ein Streitgespräch. Ich habe auf dem Boden gelegen und auf einen Schockschuß gewartet. Sie kümmerten sich aber nicht um mich."
„Glaubhaft", entschied Hognar. „Professor - nun überlegen Sie einmal logisch. Natürlich ist mir klar, daß Miles einen indirekten Anlaß zur Flucht hatte. Ich hätte Bontlyn selbstverständlich verhören lassen. Die neuen Nachrichten von Plophos trafen aber so überraschend ein, daß ich nicht daran glauben kann, die Unterschlagung des Bandes wäre von Bontlyn und Miles gemeinschaftlich geplant worden. Es steht fest, daß Techniker Bontlyn nach eigenem Ermessen handelte. Er kann seinen Freund erst später informiert haben. Dies hätte sich bei einem Detektorverhör herausgestellt. Ich hätte Traut nicht hinrichten lassen, weil ich ihn dringend benötige. Das muß er ebenfalls wissen. Es bleibt also nur zu vermuten, daß Traut unter keinen Umständen ein Detektorverhör über sich ergehen lassen konnte - nicht wegen Bontlys Verbrechen, sondern wegen anderer Dinge.
Darüber möchte ich informiert werden. Besinnen Sie sich! Jedes Wort ist wichtig." Kontemer atmete innerlich auf. Hognar befand sich auf einem völlig falschen Weg. „Sicherlich fürchtete er, Sie könnten ihn als akonischen Spion durchschauen, Sir."
„Selbstverständlich fürchtete er das", brauste Hognar auf.
„Deshalb hätte ich ihn beim gegenwärtigen Stand der Transformforschungen aber auch nicht hinrichten lassen. Traut ist ein Mann, der es versteht, seine Chancen auszurechnen. Weshalb ist er tatsächlich geflohen?" Kontemer fühlte, daß er nun einen Hinweis auf das angebliche Raumschiff geben konnte.
„Sir, ich habe nicht mehr gehört, als ich bereits berichtet habe.
Traut schien über den Wortlaut der Nachrichten verärgert zu sein.
Unter Umständen glaubte er, ohne terranische Einmischung für seine Auftraggeber mehr erreichen zu können. Ich kann nicht mehr aussagen, Sir. Ich weiß nur, daß Sie diesen Schurken fassen müssen."
„Das wissen wir auch, Professor", meldete sich Major Hafgo erneut. Er war ein untersetzter Mann mit groben Gesichtszügen und tiefliegenden Augen.
„Haben Sie nicht etwas vermutet? Das war doch immer Ihre Stärke." Kontemer fuhr sich mit dem Hand-rücken über die Lippen.
Langsam ließ er sich in die Kissen zurücksinken.
„Es ist aber wirklich nur eine Vermutung, Sir!" warnte der Wissenschaftler.
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