0196 - Planet der letzten Hoffnung
„Traut schien sehr zielstrebig zu sein. Er warf mich aus dem Wagen, trug zusammen mit Bontlyn die beiden Wächter hinaus und fuhr dann mit hoher Geschwindigkeit davon - eben wie ein Mann, der ein bestimmtes Ziel erreichen will. Ich vermute, daß es auf Last Hope ein Raumschiff gibt. Den Akonen traue ich alles zu."
Hognar wechselte mit seinen Offizieren einige Blicke. Dann ging er, ohne noch ein Wort gesprochen zu haben.
Kontemer blieb allein zurück. Er ahnte, daß Hognar nur auf einen solchen Hinweis gewartet hatte. Er schien ihn innerlich befriedigt zu haben. Der Abwehrchef beging den Fehler, seinen Gegner zu überschätzen. Trauts Motive waren völlig alltäglich gewesen, aber das konnte sich ein Fanatiker wie Konta Hognar nicht vorstellen. Er suchte nach anderen Gegebenheiten, um die Flucht plausibel zu finden. Daß ein Mann wie Miles Traut sein Leben riskieren würde, nur um der Gewaltherrschaft zu entkommen, war für Hognar unbegreiflich.
Kontemer lachte in sich hinein. Der Plan lief immer noch programmgemäß.
Die Funkanrufe der Abwehr waren von Shelo Bontlyn kurz vor 17 Uhr empfangen worden. Zugleich registrierten die Ortungsgeräte der Schildkröte drei Flugkörper, die mit geringer Geschwindigkeit über den Konusbergen kreuzten und das Gelände absuchten.
Traut hatte eine Beantwortung der Anrufe untersagt. Die Maschinen waren schon so nahe, daß eine Anpeilung trotz der störenden Sonneneinflüsse sicher gewesen wäre.
Traut hatte ursprünglich mit dem Gedanken gespielt, den Unwissenden zu heucheln und sich über die Funkstörung zu „wundern". Das war nun nicht mehr möglich. Hognar hatte erstaunlicherweise sehr viel Zeit verloren, bis er mit einer planvollen Suche begonnen hatte. Die näheren Umstände, die dazu geführt hatten, waren Miles unbekannt, aber er konnte sich ungefähr vorstellen, was in der Forschungsstation von Last Hope geschehen war.
Jetzt mußte Konta Hognar durch die Aussagen von Kontemer und den beiden Wächtern wissen, daß man Rhodans Anruf auch in der Schildkröte gehört hatte.
„Ich gebe dir noch eine Frist von fünfzehn Minuten, eher weniger", bemerkte Shelo Bontlyn mit anomaler Gelassenheit. Sie stand im Gegensatz zu seinem blassen Gesicht, auf dem sich sein Gefühlsleben spiegelte. Miles antwortete nicht. Die Materietaster der Schildkröte liefen seit einer Stunde, aber bisher waren noch keine radarreflektierenden Erzlager gefunden worden.
„Fertigmachen zum Aussteigen", sagte er, ohne den Kopf zu drehen. Er wagte es nicht mehr, das Mädchen anzublicken.
Eve Narkol saß verkrampft neben ihm. Ihre Hände umklammerten die Haltegriffe der Sitzlehne. Der Wagen raste mit hoher Fahrt über das zerklüftete Gelände der Glutwüste hinweg.
Je weiter südlich man kam, um so erdrückender wurde die Hitze.
Die Kühlaggregate der Elektromotoren liefen mit voller Leistung.
Die Außenthermometer zeigten etwas über vierhundert Grad Celsius an. Die .dünnen, kaum noch meßbaren Atmosphärereste des Planeten hatten sich unter der Wärme ausgedehnt. Hier und da bildeten sich irrlichternde Schleier, deren Wogen und Flirren falsches Leben vorgaukelte.
Miles fuhr nach rein optischer Sicht. Die Ortungsgeräte arbeiteten ungenau. Die Sonne Bolo schien wieder einmal in eine Periode gewaltiger Gasausbrüche verfallen zu sein. Die Folge davon waren heftige Magnetstürme. Nur die auf überlicht-schneller Basis laufenden Geräte funktionierten noch einwandfrei. Miles wagte es wegen des Streueffektes nicht, sie einzusetzen. Es wäre nur eine Frage von Minuten gewesen, bis sie von den 5-D-Tastern der Suchflugzeuge eingepeilt worden wären.
Die Konusberge waren hinter dem Horizont verschwunden. Die trostlose Steinwüste wurde weiter südlich von schroffen Bodenerhebungen begrenzt. Dort begann die Zone der Seen und Meere aus geschmolzenem Blei; dort begann die tödliche Landschaft eruptiver Vulkane und brüchiger Bodenformationen, die schon mehr als ein Forschungsteam verschlungen hatten.
Mües wußte, daß er es nicht wagen durfte, noch weiter nach Süden vorzustoßen. Jenseits des nördlichen Wendekreises lagen die Temperaturen bei sechshundert Grad Celsius.
„Wir hätten vielleicht doch die Nachtseite wählen sollen", gab Eve zu bedenken. Sie äußerte es, um überhaupt etwas zu sagen. Die Stille in der engen Druckkabine wurde erdrückend. Die Kühlschlangen an den thermisch isolierten Wandungen waren bereits dick vereist.
„Dann, hätte man uns jetzt schon geortet und
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