0198 - Die letzte Bastion
ab. „Eine andere Frage: Sind Sie immer so nervös, Major?"
Das Gesicht des Majors lief rot an. „Verzeihung, Sir. Aber mein zweistündiger Dienst ist fast vorbei. Jeder, der hier Dienst macht, ist um diese Zeit so nervös." Er zuckte zusammen, als drei Visiphone gleichzeitig rote Blinkzeichen von sich gaben. „Sie haben gerade eine ruhige Minute erwischt, Sir", sagte er mit der Ironie eines Verzweifelten. „Sonst ist hier mehr Betrieb." Rhodan hüstelte vielsagend. „Bestellen Sie Ihrem Vorgesetzten von mir, er soll künftig drei Leute gleichzeitig Dienst machen lassen.
Aber nun zum Thema. Ich brauche dringend einen Flottentender mit dem Fassungsvermögen für einen Schlachtkreuzer. Wie sieht es damit aus?"
„Schlecht, Sir. Ich habe zwar noch vierzig Tender zur Verfügung. Aber alle sind für Superschlachtschiffe gebaut."
„Dann setzen Sie einen davon in Marsch. Es eilt, Major. Achtung: Ich übermittle Ihnen jetzt die Koordinaten des Zielgebietes. Sie müssen sie aber anschließend entschlüsseln und entstören, denn ich sende über Relaiskette. Haben Sie verstanden?"
„Jawohl, Sir!"
Der Major wischte sich den immer stärker rinnenden Schweiß von der Stirn. Jetzt leuchteten schon die Signalscheiben von neun Visiphonen.
Perry Rhodan beeilte sich, die Positionsdaten der LION durchzugeben, dann unterbrach er die Hyperkomverbindung.
Eine Weile saß er noch nachdenklich da. Er wußte, er würde nicht für unabsehbare Zeit die gleiche Anspannung von seinen Leuten verlangen können. Einmal erschöpft sich auch die stärkste Energie. Doch wie sollte er den jetzigen Zustand ändern? Die Aufgabe des Vereinten Imperiums hatte zwar große Reserven frei gemacht für die Sicherung des Solaren Imperiums, aber diese Reserven waren verronnen wie ein Fluß im Wüstensand.
Rhodan seufzte. Das Blues-Imperium stellte keine Gefahr mehr für die Menschheit dar. Die Reste dieses ehemaligen galaktischen Reiches zerfleischten sich gegenseitig. Auch die Plophoser bedrohten die Einheit der menschlichen Rasse nicht mehr; irgendwann in der nächsten Zeit würde Iratio Hondros letzte Bastion gefunden werden und fallen. Doch wie lange würde die Entspannung anhalten? Noch immer hatte während des Aufstiegs der Menschheit die eine Gefahr nur eine größere im Gefolge gehabt. Sollte das ewig so weitergehen? Perry Rhodan fühlte mit einem Male die andere, die dunkle Seite der relativen Unsterblichkeit - die Einsamkeit, die sie mit sich brachte.
Müde, mit grauem Gesicht und hängenden Schultern, erhob er sich und ging langsam auf das Schott zu, das die Funkzentrale von der Kommandozentrale der THORA trennte. Bevor das Schott sich teilte, verbarg, die Maske der Unnahbarkeit die Züge der Melancholie und Bitterkeit. Aber dann stockte Rhodans Schritt.
Die Masse- und Energietaster' gaben Ortungsalarm, und zur gleichen Zeit begann die robotische Telekomschaltung zu quarren und setzte ein Kodezeichen ab, das nur Rhodan allein bekannt war. Von einem Augenblick zum anderen war er wie umgewandelt, denn das Kodezeichen kündigte die Ankunft eines alten Freundes und Schicksalsgefährten an: die Ankunft Atlans, des alten und doch so jungen Arkoniden und Lordadmirals der USO!
Mit weiten Sätzen jagte Perry Rhodan zum Telekom, schob John Marshall zur Seite, der eben sprechen wollte, und stellte selbst die Verbindung zu Atlan her. Während er gegen den aufleuchtenden Bildschirm sprach, kam ihm zum Bewußtsein, wie unsinnig seine Depression doch gewesen war. Vor sich sah er Atlans wissendes Gesicht, und neben ihm standen John Marshall und Nome Tschato. Es war schön, solche Männer um sich zu haben.
Oft hatte Perry Rhodan ein solches Bild gesehen, und doch faszinierte es ihn auch dieses Mal wieder.
Dort, wo vor Sekunden noch nichts als die samtene Schwärze des Weltraums gewesen war, bedeckt mit den funkelnden Schwärmen unzähliger Sonnen, schwebte jetzt eine das Sternenlicht reflektierende Kugel und schwoll an wie ein Ballon.
Es war die PEYRA, Atlans Flaggschiff.
Und es schien, als zöge sie an einem unsichtbaren Faden Kugel nach Kugel hinter - sich her wie Perlen an einer Schnur. Immer mehr tauchten aus der Unwirklichkeit des Linearraums auf.
Als Perry Rhodan vierunddreißig gezählt hatte, riß die Kette ab.
Die vierunddreißig Schiffe setzten zur gleichen Zeit ihre Impulstriebwerke ein und bremsten ihre lichtschnelle Fahrt ab.
Allein sieben Einheiten des Verbandes waren Superschlachtschiffe. Die Mäuler ihrer Felddüsen glichen
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